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02.05.2024
Die ständige Vertretung

Vor 50 Jahren eröffneten in Bonn und Ost-Berlin die „Ständigen Vertretungen“. Damit hatte die DDR eine Adresse am Rhein und die BRD eine Anschrift hinter dem Eisernen Vorhang. Im Prinzip waren es Botschaften. Aber heißen durften die so nicht. Denn für die BRD war zwar klar, es gibt eine Menge, über das man reden muss, vom Transit bis zum Salzgehalt der Elbe. Und dann die Probleme der Bürgerinnen und Bürger: Erbsachen zum Beispiel.
Aber die DDR galt nicht als ein normaler Nachbar, denn sie galt ja noch nicht einmal als Ausland. Und Botschaften hat man nur im Ausland. Also jetzt: Ständige Vertretung. Als Kompromiss. Egon Bahr, Bundesminister von der SPD sagte: „Bisher hatten wir keine Beziehungen, jetzt werden wir schlechte haben, und das ist der Fortschritt.“
Mit dem anderen reden, selbst wenn man ihn rundweg ablehnt. Besser eine schlechte Beziehung als gar keine. Aber im Wissen, wir müssen an die offenen Fragen ran. Es ist ein Eiertanz für den Frieden. In Tippelschritten Vertrauen aufbauen – und zugleich mit dem Misstrauen spielen, indem man am Telefon Dinge sagt, von denen man weiß, dass sie mitgehört werden.
Und dass wir tatsächlich einmal in Frieden zusammengehen würden, wer hätte das so für möglich gehalten? Der Anteil daran, den die ständigen Vertretungen trugen, er mag klein sein oder groß. Das Vorbild bleibt: miteinander reden, ohne die eigene Überzeugung zu verbergen. Weil: Jeder Frieden beginnt mit dem ersten Schritt.


Meint Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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