Juden
„Martin Luther und die Juden“ ist ein kompliziertes und ein schwieriges Thema, über das schon viel nachgedacht, geschimpft und gestritten wurde. Luther ist hier einerseits vielleicht am deutlichsten als Mensch seiner Zeit zu sehen. Andererseits lebte er zunehmend in der Erwartung des nahen Weltendes. Der Papst hatte sich für Luther als Antichrist zu erkennen gegeben, und die Verhältnisse in der Welt verschlimmerten sich spürbar. Für den Papst, die Türken und eben die Juden war Jesus Christus nicht der Retter, sondern allenfalls der strenge Richter. Kompromisse mit diesen „Verführern“ schloss Luther aus. Die Schärfe von Luthers späten „Judenschriften“ wurde im Kreise seiner Freunde und Kollegen übrigens überwiegend kritisiert, wenn nicht abgelehnt. Auch die meisten Obrigkeiten zogen keine praktischen Konsequenzen aus Luthers Gedanken. Nur vereinzelt wurde judenfeindliche Politik anfangs mit Luther legitimiert. Erst in der antisemitischen Propaganda seit den 1870er Jahren wurden offensiv auf Luther zurückgegriffen, kulminierend in der Zeit des Nationalsozialismus, wobei hier offen bleiben muss, ob und welche Zusammenhänge zwischen reformatorischem Antijudaismus und Rassenantisemitismus bestehen. Erst nach der Shoa gelang eine grundlegende Neubestimmung des jüdisch-christlichen Verhältnisses.
Die Landessynode der EKM hat am 19. November 2016 folgenden Beschluss gefasst: https://www.ekmd.de/asset/cs8bk0wDS262QuFc_rStOQ/ds-8-3-b-neu.pdf