St. Lorenz | Eilsleben
Am 4. September 2008 wurde die Eilsleber Kirche, eigentlich aber nur das Kirchenschiff, 150 Jahre alt. Mit Hilfe verschiedener Quellen soll hier versucht werden, ihre Geschichte nachzuvollziehen. Genaueres könnte der spätgotische Turm erzählen, denn er ist der älteste Teil der Kirche, die St. Lorenz geweiht ist. In seinem Inneren ist ein Datum zu finden: 1505. Ob das das Jahr der Erbauung ist, kann nicht belegt werden. Fest steht aber, dass der Turm am 14. Juni 1813 abbrannte. Nur die Umfassungsmauern blieben stehen, alle Glocken schmolzen im Feuer.
Adressdaten
- Schulplatz 2
39365 Eilsleben - 039409 933354
- gemeindebuero.ummendorf@kk-egeln.de
Profil
Beschreibung
Durch das Portal an der Westseite des soliden Turm-Bauwerks aus grauem und rötlichem Sandstein gelangt man in das nun 150 Jahre alte Kirchenschiff. Zu seiner Vorgeschichte: Bereits 1753 wurde festgestellt, dass sich die viel zu kleine Kirche in einem fürchterlichen Zustand befände und nicht mehr repariert werden könnte. Am 27. März 1754 drohte gar die Kanzel einzustürzen. Ab 1759 errichtete man ein geräumigeres Schiff als zuvor. Das hielt aber keine hundert Jahre Stand. Eine Restaurierung war nicht möglich, weil sich das Gebäude als baufällig erwies. Die Gemeinde beantragte deshalb 1841 eine Erweiterung. Dieser stimmte König Friedrich Wilhelm IV. persönlich zu und genehmigte den Bau laut "Allerhöchster Kabinetts-Ordre vom 17. Dezember 1845". Er befahl selber Abänderungen. Ein Zeugnis davon, dass der König sich mit dem Bauplan des Oberbaurats Stüler aus Berlin intensiv befasst haben muss. So kam St. Lorenz durch den König zu dem Anbau der Taufkapelle. Sie sollte der Sakristei gegenüber eine gewisse Symmetrie herstellen.
Der Baubeginn der Kirche verzögerte sich aus Kostengründen allerdings um einige Zeit. Erst elf Jahre später sah sich die Gemeinde in der Lage, die Pläne zu realisieren. Am zweiten Ostertag, es war der 24. März 1856, wurde in der alten Kirche zum letzten Mal gepredigt. Einen Tag später begann der Abriss. Am 27. Juni 1856 erfolgte die Grundsteinlegung durch Superintendent Schmidt. Die Bauleitung übernahm Inspektor Stüler aus Neuhaldensleben. Baumeister Markgraf und Zimmermeister Hobohm aus Ummendorf sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Arbeiten, so dass bereits am 4. September 1858 die Einweihung gefeiert werden konnte. 12000 Taler schlugen als Baukosten zu Buche. Damit waren die Finanzierung der Kirchengemeinde erschöpft, denn weitere im Bauplan vorgesehene Änderungen wurden nicht mehr ausgeführt. Der Glockenstuhl im Turm trägt drei Gussstahlglocken, die 1921 und 1922 in Bochum gegossen worden waren.
Orgelprospekt ist eine Attrappe
Die Orgel von St. Lorenz ist vermutlich mit dem Neubau 1858 von Orgelbaumeister Reubke aus Haus Neindorf gebaut worden. Sie funktionierte mechanisch, das heißt, von der Taste bis zum Ventil gab es eine Traktur aus Holzleisten. Bei einem späteren Umbau durch Rühlmann aus Zörbig wurde sie auf die pneumatische Funktionsweise umgerüstet, bei der die Machnik durch 8mm Bleirohr ersetzt wird, durch das der Wind vom Spieltisch zum Ventil geht. Ungewöhnlich aber nicht einzigartig ist der Orgelprospekt. Was der Kirchenbesucher bei einem Blick hinauf übersieht. Der Prospekt ist eine Attrappe aus Holz. Die tönenden Pfeifen sind dahinter versteckt.
Schuljungen schlugen die Uhrenglocke
1894 erhielt St. Lorenz eine neue Turmuhr. Das war ein besonderes Ereignis, denn mit der alten hatte man nur Ärger. Selten ging sie richtig, wenn überhaupt. Bei ihr war es außerdem noch notwendig, dass Knaben aus der benachbarten Schule um 7, 11 und 18 Uhr die kleine Glocke anschlugen. In den Ferien fiel das aus. Die neue Turmuhr, die Beyes aus Hildesheim einbaute, brauchte nur alle acht Tage aufgezogen zu werden, schlug alle viertel- und zur vollen Stunde, und hatte zwei besondere Schlagglocken.
Kirchengeschichte wesentlich älter
1147 wird eine Eilsleber Kirche erstmals erwähnt. 1151 tauschte der Abt Bodo vom Kloster Mariental die Kirche in "Eilislebin" von dem Stift Quedlinburg ein. Da es aber zu dieser Zeit noch bis 1480 Oster- und Westereilsleben mit jeweils eigener Kirche gab, ist nicht sicher, ob es sich bei dem Tausch um St. Lorenz gehandelt hat. Der Rest eines Taufsteins aus der St. Georgs-Kapelle, die in Ostereilsleben gestanden hatte, war beim Bau des Sportplatzes 1948 gefunden worden. Das Fragment mit Inschrift wurde in eine Wand des Turmes eingelassen.