St.Annen

Hans Heidenreich
St.Annen

Romanik: Turm & älteste Teile
1539 Reformation
1659 Kirchenschiff Barockaltarwand
1696 Turm-Aufstockung
1819 Patronat v.Schulenburg
1904 Orgel Erdmann & Märtens



Adressdaten


Daten & Fakten


  • Baujahr: 1659
  • Baustile: Romanik im Kern Barock: Kirchenschiff, Altarwand

Profil


Veranstaltungen - Wir führen besondere Veranstaltungen durch (z.B. Konzerte oder Ausstellungen). Gottesdienst - Bei uns findet regelmäßig Gottesdienst statt. Führungen - Wir bieten auf Nachfrage Führungen an.

Beschreibung


Orgel Erdmann & Märtens von 1904
Orgel
Erbauer: Erdmann & Märtens, Neuhaldensleben.
Tonumfang: C- f′′
Pedal: C- d′
pneumatische Kastenlade,
(I/P, 6 Register), 1 Manual, Zinn-Prospekt: Principal 8’ und Octave 4’ 2009 erneuert.
Orgeleinweihung 2009
Nach 20-jährigem Schweigen Einweihung am 16.8.2009 nach Restaurierung durch Fa. W.Sauer. Seitdem einmal im Monat Orgelandachten durch Sven Sander organisiert.
Orgelweihe Süplingen 1904
Taufrisch, im Dufte der blühenden Linden, vom Glanze der aufsteigenden Sonne übergossen, lag die Natur in der Frühe des 3. Sonntags nach Trinitatis (1904) vor uns, als wir dem lieblichen gelegenen Dorf Süplingen bei Neuhaldensleben zuschritten, wo die Gemeine heute einem Tag der Freude entgegenging. Von dem Regen, dem langersehnten der letzten Tage neu belegt, duftete der Wald rundum und sein mannigfaches Laub wogte und flimmerte im Morgenwinde in so köstlicher Verschiedenheit der grünen Färbungen, dass das Auge mit Entzücken die Schönheit zu erfassen suchte und immer neue Reize entdeckte. Dazu tirilierte und jubilierte es aus dem Waldesdome zu uns her in vielstimmigen Gesange seiner holden, gefiederten Gäste und sieh, dort im Kirschbaume am Wegrande wiegt sich ein Goldammerpärchen ganz nahe uns zutraulich zu zwitschernd, wie schön doch die Welt und wie gütig der Allerhalter sei, dass er auch ihrer nicht vergesse. Der Finken buntberockte, in diesem Jahre besonders zahlreiche Gesellschaft flötet mit der Amsel um die Wette und als die grünen Wiesen auftauchen, der Wald sich lichtet und das malerische, hügelige Gelände der Fluren Süplingens vor uns liegt, da erheben die Lerchen emporsteigend zu dem azurblauen Himmel ihren Lobgesang auf den Schöpfer und bringen ihm ihren Morgengruß dar. Unsre Seele ist bewegt von dem Anblick dieser holdseligen Vöglein und möchte es ihnen nachtun im Emporsteigen zu den reinen Höhen eines Gott suchenden Strebens. Im sonntäglichen Frieden liegt das Dörfchen im Schmucke wohlgepflegter Gärten vor uns, Schulknaben mit Gesangbüchern begegnen uns schon und als wir eintreten in den rosenduftenden Pfarrhof und von den Freunden geleitet, den alten Gottesacker, der die kleine St. Annen-Kirche umgibt, durchschreiten, tönt vom schlichten, mit stumpfem Ziegeldach versehenen Turm der Glocke Ruf und ladet die Gemeinde zur Andacht ein. Ein Festesodem durchzieht das freundliche Kirchlein, das heute, wie an allen Sonntagen, nicht die Schar der nach Gottes Wort Verlangenden zu bergen vermag und der Vergrößerung dringend bedarf. Blumen schmücken den Altar und umschlingen die Pfeiler, die die Emporen tragen. Von dem reinen Weiß der Wände heben sich auf blauem Grunde gemalte goldene Sprüche leuchtend ab: Gott ist die Liebe“ rufen sie uns zu und „Wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm.“ Zu jeder Seite des Altars aber stehen die Schulknaben der Gemeinde, andächtig und ernst blicken ihre hellen Augen zur Mittelempore empor, um den Gottesdienst auf ein Zeichen des Lehrer mit dem kräftig einsetzenden Chorale: „Lobe den Herren“ im a capella“ Gesange zu eröffnen. Darauf spricht der geliebte Seelsorger vom Altar aus die Worte der Weihe, den Segen des Höchsten für die Orgel erflehend. Jetzt eine Sekunde erwartungsvollen Schweigens - Spannung liegt auf allen Zügen – und dann durchhallen die wundersamen Harmonien des dem Dienste des Herrn geweihten Instrumentes das schlichte Gotteshaus in so ergreifender Weise, dass vielen Hörern die Tränen über die Backen laufen. Besonders die alten Glieder der Gemeinde, die an ihrer kleinen Kirche mit großer Innigkeit hängen, sind bewegt und können vor Beben der Lippen kaum einstimmen in den Jubelchor, den die Orgel machtvoll begleitet: „Nun danket alle Gott“. Sie gedenken der Schwierigkeiten, die sich beim Bau der Orgel, der seit 5 Jahren mit Eifer betrieben wird, in den Weg zu stellen schienen und die nun über Erwarten schnell beigelegt werden konnten, und sie fühlen mit Stolz, jeder Einzelne der Hörer fühlt es heute, dass sein Scherflein dazu beitrug, das lieblich tönende Werk zu erwerben. Kein Haus schloss sich bei dem Spenden für die Orgel aus und dies will viel sagen, in einer Gemeinde, die manch´ armselig Häuslein neben den wohlhabenden Bauerngütern aufweist. Doch jetzt betritt der Geistliche die Kanzel, mit dem apostolischen Gruß heißt er in bewegter Stimme die Gemeinde willkommen und gibt den Gefühlen des Glückes Ausdruck, der sie heute erfüllt. Er gedenkt der treuen Helfer unter den Menschen, die der Kirche die klingende Herrlichkeit verleihen geholfen. Vom Patrone, dem Grafen v. d. Schulenburg-Bodendorf bis zum kleinen Schulkinde und der armen Witwe hat jedermann teils durch Gaben, teils durch Mitwirkung an Familienabenden usw. beigesteuert den Bau zu ermöglichen. „Lobet den Herrn in seinem Heiligtume“ sagt der 150. Psalm, „lobet ihn mit Saiten und Pfeifen, alles was Odem hat lobe den Herrn.“ Das sei der Text unsrer Predigt heute…Tiefe Bewegung sprach aus aller Mienen und jubelnd wurden die Schlussverse von „Sei Lob und Ehr` dem höchsten Gut“ von allen Anwesenden mitgesungen. Als dann Gebet und Segen den Gottesdienst beendet hatte, gab´ s draußen auf dem Kirchplatze unter der hochragenden Linde neben den alten, riesigen Grabsteinen früherer Jahrhunderte ein lebhaftes Händeschütteln und Gespräch mit dem Erbauer der schönen Orgel (Firma Erdmann und Märtens), deren Teilhaber Märtens ein Sohn des Dörfchens ist. „Willem, dat hettst de schön gemacht“, „Unse Orgel hat en prachtvollen Klang“, wenn dat diene gaude Mudder erlebt hädde“; „ Wi All`hebb´n ook dortau hulpen, Willem“ - – so schwirrt es um den glücklichen Meister Märtens herum, der lacht über´s ganze Gesicht und es will ihn dünken, als habe die kleine Dorfstraße noch nie so strahlend freundlich im Sonnenglanze vor ihm gelegen als heute, da er sie im Kreise seiner Freunde und Verwandten entlang schreitet. Wir aber wünschen, dass alle die Pessimisten, die immer von einem Zurückgehen des religiösen Lebens in unserem Volke reden, diesen Sonntag in Süplingen erlebt hätten. Da hätten sie erkannt, dass das kirchliche Leben, wie das Sichhalten zum Worte Gottes in den ländlichen Gemeinden noch immer ein reges ist, wo der Seelenhirte es versteht, der Gemeinde das hohe Gut in rechter Weise nahe zu bringen. Wie groß die Freude der ganzen Gemeinde an der schönen Orgel ist, erhellt daraus, dass die Haus-Kollekte am Nachmittag des Einweihungstages 169 Mark 70 ergab; für ein kleines nur zum Teile wohlhabendes Dorf ist dies eine große Summe, namentlich, da schon seit Jahren aus jedem Hause an Familien-Abenden zu Aufführungen u.s.w. zu der Orgel beigesteuert worden war. Zum Schlusse möchten wir für alle Gemeinden unsrer teuren evangelischen Kirche gleiches Interesse an der Veredelung ihrer gottesdienstlichen Feiern erbitten, wie es die Orgelweihe in Süplingen vorbildlich gelehrt hat. (B. Felix in der Zeitschrift: „Aus unseres Herrgottskanzlei, Evangelisches Gemeindeblatt für Magdeburg und Umgebung, Magdeburg, den 16. Juli 1904)

Fenster Regenbogen nach der Sintflut von Richard Wilhelm 3. Oktober 2010
Symbolik: alter Bund (Regenbogen), Kreuz (neuer Bund), Krone ("Jesus sitzt zu Rechten Gottes") Fisch als Geheimzeichen der ersten Christen, bei Petrus, Tobias... ); braune Erde: Es soll nicht aufhören Saat und Ernte. Auge: Gott wacht über uns.
Aus der Einweihungspredigt von Pastorin Ingeborg Heidenreich:
„Lobet den Herren – Schöpfer Himmels und der Erden!“ ist der Titel, den der Künstler Richard Wilhelm dem Bild gegeben hat. Von Gott kommt alles her – er ist der allmächtige Schöpfer!
Gott ist aber auch unser Erhalter und liebender Vater.
Deshalb trägt das Bild einen leuchtenden Regenbogen – Zeichen des Freundschaftsbundes, den Gott mit uns Menschen geschlossen hat. Das durften Noah, seine Familie und all die Tiere erleben, die Gott vor der großen Flut errette...
Als Gott seine Gebete erhört und ihn und seine Familie rettet, baut er ihm zum Dank einen Altar. Erlebt, dass Gott zu ihm spricht, einen wunderschönen Regenbogen am Himmel aufstrahlen lässt, ihm seine Freundschaft schenkt.
Sie, liebe Frauen von der Frauenhilfe, haben sich auch so gefreut, als Herr Wilhelm Ihnen zum ersten Mal das Fenster präsentiert hat, für das Sie gespendet haben und Sie erlebten, dass die Strahlen der Sonne durch den bunten Regenbogen leuchteten. Das ist ein Unterschied, ob jemand ein Fenster von außen oder von innen betrachtet.
Solange wir nur von außen um die Kirche herumgehen, wirken die Kirchenfenster schwarz und eintönig. Sobald wir aber den Innenraum der Kirche betreten, leuchten sie in der Fülle ihrer Farben auf.

Fenster "Auferweckung der Tochter des Jairus". Das Fenster wurde 1928 von Pfarrer Hans Lachmund (1884-1962, 1927-1954 in Süplingen) gespendet, nachdem seine Tochter Gisela mit 10 Jahren an Hirnhautentzündung gestorben ist. Das Bild erinnerte ihn jeden Sonntag daran: Jesus gibt ihr neues Leben in seiner Herrlichkeit.
Ein Kind mit einer lebensbedrohlichen Krankheit erhielt den Taufspruch aus dieser Geschichte: "Fürchte dich nicht, glaube nur!" Markus 5,36. Ihr wurde das Leben neu geschenkt.
1517 Bronze Ø 470 mm 55 kg
1518 Bronze Ø 590 mm ~120 kg
1957 Hartguss Ø 820 mm ~220 kg
1957 Hartguss Ø 990 mm ~380kg

"Das Glöckchen" von Ingeborg Heidenreich
zum 500ten Glockengeburtstag am 25.6.2017
Als Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg schlug, wurde im gleichen Jahr eine kleine Glocke gegossen. Ihre ersten Stunden waren sehr beengt. Zwischen Glockenkern und –mantel war sie eingezwängt. Es war ihr so unendlich heiß, aber der Glockenmantel sprach zu ihr: „Du darfst nicht zu schnell abkühlen. Sonst erhältst du einen Riss und kannst nicht mehr klingen. Du sollst Menschen rufen und mit einem wunderschönen Klang erfreuen – dazu bist du erschaffen worden.
Sie sollen kommen und Gott dem Herrn, von dem alles her kommt, die Ehre zu geben.
Gott ist so etwas wie der Glockenbauer der Menschen“.
Da antwortet die kleine Glocke: „Ich habe noch nie einen Glockenbauer gesehen. Wahrscheinlich gibt es ihn gar nicht und du erzählst es mir nur“.
„Doch“, erwiderte der Glockenmantel. „Warte nur noch ein wenig, bis die Zeit da ist und du abgekühlt bist, dann wirst du ihm begegnen“.
Und so wartete sie und wartete. Es war ihr nicht mehr ganz so heiß. Irgendwann hörte die kleine Glocke laute Schläge. Es schüttelte sie hin und her. Und da kam der erste Lichtstrahl.
Der Mantel wurde abgehoben und – sie sah zum ersten Mal in ihrem Leben den Glockenbauer. Es gab ihn also doch!
Sie wollte allen Menschen läuten und ihnen von ihrem großen Glockenbauer erzählen, der sie einst erschaffen hatte.
Nun ging es auf einem Kutschwagen. nach Süplingen. Kurz vor Haldensleben gingen die Pferde durch und die Glocke wäre fast vom Wagen gefallen. Da wurden die Pferde ausgespannt und Bauer Peters aus Süplingen brachte frische Pferde. Es war der Glocke nichts passiert und geschmückt mit Kränzen kam sie in die St. Annen Kirche und erklang zum ersten Mal an ihrem neuen Ort.
Es war ein zarter wunderschöner Ton. Er erinnerte an den Engel mit seiner Botschaft, dass der Heiland bald geboren wird. Ja, das wollte die Glocke allen Menschen weitersagen.
Sie waren nicht mehr allein, Jesus wohnte unter ihnen..
Und stellt euch vor, nach einem Jahr kriegte die kleine Glocke sogar noch ein Geschwisterchen. Dann waren sie zu zweit und sangen und klangen, dass es nur so eine Freude war.
Einmal, da staunten sie nicht schlecht.
Es war im Jahr 1539. Da kam ein neuer Pfarrer. Es war Henning Wollenberg. Der brachte eine junge Frau Magdalena mit. Sie hatten sich von Herzen lieb. Doch als Pfarrer durfte er nicht heiraten.
Ein Freund erzählte ihm von Martin Luther. Martin war ein ehemaliger Mönch und hatte 14 Jahre vorher geheiratet.
Ob Henning das auch durfte?
Er machte eine Reise nach Wittenberg. So wichtig war ihm das. Was er sah und hörte, überzeugte ihn.
Er ging zurück und hielt um die Hand seiner Liebsten an. Deren Eltern waren ganz überrascht. Er erzählte ihnen alles, was er erfahren hatte. Alle Nachbarn hörten zu und sagten: Martin Luther hat Recht.
Nur die Großmutter von Magdalena war ganz dagegen. Aber die Eltern von Magdalene setzen sich durch und gaben Henning ihre Tochter zur Ehefrau. Das war eine Sensation.
Die kleine Glocke hatte den Wunsch:
Sie wollte bei der Hochzeit läuten.
Das wurde ihr auch gewährt. Ihre Schwester stimmte mit ein, dass es wunderschön klang, als sie wieder aus der Kirche heraus traten. So etwas hatte Süplingen noch nie erlebt. Die Reformation war dort angekommen.
Auch im Nachbarort Bülstringen, wo Henning sich mit seiner Magdalena niederließ, setzte sich der evangelische Glaube durch..21 Jahre läutete die kleine Glocke für den jungen Pfarrer und sah so manche feuchten Augen, die von der Liebe zu Jesus Christus ergriffen waren. Sie hatten zum Glauben an Jesus gefunden durch die Predigt von Pastor Henning Wollenberg.
Der Nachfolger, Stephan Rieseberg, tat sich schwer. War alles schon zur Gewohnheit geworden, das damals brandneu war? War die erste Liebe weg oder war er einfach noch zu jung und unerfahren? Die Begegnung mit dem todkranken Henning veränderte ihn. Der hatte gar keine Angst vor dem Sterben, ja er freute sich mit Jesus auch im Kreuz verbunden zu sein.
Nach seiner Beerdigung war Stephan Rieseberg ein anderer Mensch. Die Gemeinde spürte ein neues Glühen in seinen Augen, das vorher nicht da war.
Als die Schwester der kleinen Glocke zur Beerdigung läutete, da war es, als ob ein kleiner Jubel mitschwang:
Ja. Jesus hat den Sieg über den Tod. Uns kann nichts von ihm trennen. Wir gehen dem Leben entgegen.
Und beim letzten Glockenton, da stimmte die kleine Glocke mit ein. Es war wie ein Engel, der sein Halleluja sang.
Es kamen noch mehr Glocken-Geschwister hinzu. Sie wurden aber weggenommen und eingeschmolzen, weil sie für den Krieg gebraucht wurden.
Die kleine Glocke und ihre Schwester ließen die Kriegsherren im Glockenstuhl zurück. Sie waren ihnen zu klein. Sie wollen nur die Großen.
Und so hängen die kleine Glocke und ihre Schwester noch bis zum heutigen Tag in der St. Annen-Kirche in Süplingen..

Anmerkung:"Süpplingen, Filial von Bülstringen: Stephanus Riesebeck (1560) Dieser Pfarrer ist fast zu schwach zum Ambte, aber weil er jung, hofft man Besserung" (Chronik von Neuhaldensleben, Kantor Bock, S. 139 zum Kapitel ‚Durchführung der Reformation

Feuerglocke
500 Jahre ist die kleine 47 cm breite Glocke mit einem Gewicht von 55 kg. Die hellste Glocke und die älteste Glocke.
Pastor Lachmunds Sohn Hans Lachmund erzählte: Es war die Feuerglocke. Sie hat z.B. beim Brand von Jakobs Scheune und Dorendorfs Scheune Hilfe herbeigeläutet.
Wenn sie ruft, dann geht es um Leben. Heute um das ewige Leben. Alles andere tritt dann zurück.
Wer nicht auf sie hört, steht in Gefahr ausgebrannt zu sein.
Die Feuerglocke erinnert an eine Pause „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und belastet seid, ich will euch Ruhe schenken, dass ihr aufatmen könnt.“
Nehmt das ernst. Sprecht zumindest ein stilles Gebet. Die Feuerglocke verhindert, dass wir ausbrennen.
Hans Heidenreich beim 500ten Glockenjubiläum 2017
Bericht „Über die Glocken“vom 20. Februar 1929
an das Ev. Konsistorium in Magdeburg

Vor dem Kriege waren hier drei Glocken vorhanden:
aus dem 17. Jh. gegossen von Jakob Wenzel, -85 cm Durchmesser
aus dem Jahre 1518, -59 cm Durchmesser
aus dem 15. Jh. -47 cm Durchmesser.
Im Jahre 1918 ist die größte Glocke für Kriegszwecke abgeliefert. Im Jahre 1921 ist von der Firma Weule-Bockenem eine neue Stahlglocke im Tone gis zu den vorhandenen beiden Glocken e und h mit 1,21 m Durchmesser und 14 Centner Gewicht für 6900 M gegossen worden. Diese Glocke zersprang im Jahre 1924, wurde in demselben Jahre von derselben Firma durch eine neue Stahlglocke ersetzt, die aber im Jahre 1927 wieder sprang.-
Am 1. April 1928 wurden zwei neue Bronzeglocken geweiht, die von der Firma Schilling Söhne Apolda zum Preise von 2600 R.M. gegossen sind.
Die größte hat ein Gewicht von 513 kg und trägt die Inschrift:
„O Land, Land, Land höre des Herrn Wort!“ (Jer 22,29)
Die kleinere wiegt 311 kg und trägt die Inschrift:
„Ehre sei Gott in der Höhe“
(Lk 2,14)
Es hängen jetzt also 4 Bronzeglocken im Turm mit dem Geläut a-c-e-h-. Der Preis der neuen Glocken ist von der Gemeinde aufgebracht außer einem Zuschuss von 4300 RM durch das Konsistorium.
Nur die drei großen Glocken werden beim Zuläuten der Hauptgottesdienste geläutet, sonst zwei, resp. eine Glocke bei Taufen, Trauungen und Beerdigungen.
Für gottesdienstliche Zwecke genutzte Gebäude ohne Glocken gibt es nicht.
Der Gemeindekirchenrat.
I.A. Pfarrer (Hans Lachmund)

Ort Süplingen
Der Ort "Soplinge" existierte bereits 1150.
1363 wird Süplingen erwähnt, als es zur Vogtei Alvensleben gehörte und bei einem Landfriedensbruch ein Aufgebot von 4 Bauern stellen musste.
Ende des 14. Jh. erwarben die Grafen v. Alvensleben die gutsherrlichen Rechte von Süplingen.
1564 hatte Süplingen 15 Hauswirte. Im Jahre 1782 wohnten 245 Einwohner in Süplingen.
Vor der jetzigen Kirche bestand eine Kapelle; im Mittelalter wurde die Kirche St. Anna, der Mutter Marias, geweiht. Zunächst wurde die Gemeinde Süplingen von Bülstringen aus betreut.
1539 wurde in Bülstringen und Süplingen die Reformation eingeführt.
1560 wurde aus Anlass einer Kirchenvisitation über den Pfarrer vermerkt: "Dieser Pfarrer ist fast zu schwach zum Ambte, aber weil er jung, so hofft man auf Besserung."
1682 wurde die Kirche eigene Pfarrkirche, nicht mehr Filiale von Bülstringen. Der älteste Teil ist der Turm in seinem unteren romanischen Bauwerk.
Der Neubau des Schiffes erfolgte 1659.
Die Patrone - zunächst Gutsherren, seit 1819 die Grafen v.d. Schulenburg-Bodendorf - waren für die Süplinger Kirche besonders verantwortlich.

Aus der Kreis-Chronik des Peter Wilhelm Behrends 1826
„Die kleine, nach den Zerstörungen des dreißigjährigen Krieges im Jahre 1659 hergestellte Kirche zu Süplingen ist der heiligen Anna gewidmet und war ursprünglich ein Filial der benachbarten Pfarrei Bülstringen. Die ihr damals gegebene Inschrift eines Steines lautet:
„Vespera iam venit, nobiscum Christe maneto. Extingui lucem nec patiare tuam.“ (= „Der Abend kommt schon, bleibe bei uns Christe. Laß doch dein Licht erlöschen nicht!“) Ihre Stiftung verliert sich in dem grauen Dunkel des Altertums. Der Gründer der Pfarrei hieselbst Gebhard Johann von Alvensleben erneuerte im Jahre 1697 auch den Thurm derselben, von dessen Glocken die eine bereits im Jahre 1500 gegossen worden. Der Kirche vorzüglichste Besitzung bestehet in einem Forstgrunde im sogenannten Mallin und in gewissen Capitalien. Das Patronat dieser, zur Neuhaldensleber Inspection gehörigen Kirche ist, im Jahre 1819, von der Gutsherrschaft des Ortes, an den Herrn Landrath, Grafen von der Schulenburg-Bodendorf, abgetreten und es sind somit die Nachbarörter Süpplingen und Bodendorf, nun auf die Dauer kirchlich vereinet.“

Taufkleid zum „Verleihen“
(Auszug aus dem alten Rechnungsbuch von 1668) „Anno im Monat Juli hat die gnädige Frau Mutter Marie von Alvensleben geborene De Hut unsere Taufe mit grünem Seydenzeuge bekleidet. Dafür ein grün Seyden Taufzeug und Mützlein, ein grün Windel Tuch, auch ein rotes Taffet Windelband geschenkt zu Gebrauch von denen, die das benötigen, wofür wir Gottes reichen Segen wünschen und erbitten.“ (eine Spende für die Armen, vielleicht aus Anlass der Konfirmation des Enkels)

Wenn Kirchenstühle erzählen könnten…
1735 war noch ein Beichtstuhl in der Kirche (da wo jetzt der Holzschrank steht) bis laut Aussage eines Kirchenbuches die Leute protestierten, sie wollten nicht mehr beichten gehen. Die gemeinsame Beichte vor dem Abendmahl leitete Pastor Lachmund noch mit den Worten ein: „Kniet nieder und betet also…“
1967 kaufte Herr Hussenius für seine Frau und die Demoiselles, seine Töchter, den Kirchenstuhl mit dem vergitterten Fenster gegenüber dem Holzschrank. Zunächst standen Kirchenbänke und Altar zur Nordseite (Haus Constabel) hin, bis irgendwann die Sitzplätze nicht mehr ausreichten!
1767 wurden die „Priechen“ (Empore) eingebaut. Unten saßen die Frauen und die Kinder, rechts und links vom Altar die jungen Männer und direkt vor dem Altar die Konfirmanden.
Die Gemeindekirchenräte, etwa Herr Strauß, Herr Puritz und Herr Mertens hatten ihren Platz hinter der Altarwand. Oben auf der Empore saßen die älteren Männer. Der Blasebalg für die Orgel wurde von Konfirmanden gezogen. Stammplätze im Kirchengestühl konnten damals noch gekauft werden…

Der "Jugend-Bund", traf sich bis ca 1926 jeden Sonntagnachmittag im Pfarrhaus. Bis zu 100 Jugendliche sangen mit Pfarrer Becker fröhliche christliche Lieder, veranstalteten Volkstänze und übten kleine Theaterstücke ein.
Bei schönem Wetter unternahmen sie Wanderungen, so etwa durch den Wald nach Hundisburg oder nach Küchentannen.Und das Motto, das sie sich auf ihre Fahne schrieben lautete: Wahrheit, Treue, Freundschaft.
Es ist der Freundschaftsbund Jesu, zu dem wir auch heute eingeladen sind. Er hat uns wahre Treue und Liebe vorgelebt.

Kino und Kinderzirkus
In den Jahren 1919/1920 gab es allerlei Belustigungen für die Kinder. Auf dem Saal des Gasthauses war eine große Leinwand aufgespannt. Für 30 Pfennig konnten die Kinder Kino gucken. Als erster Film wurde der Western gezeigt: „John hat ein Pferd gestohlen.“ Als auf der Kinoleinwand eine Herde Pferde wiehernd dahergaloppiert kam und den Staub aufwirbelte, krochen alle Kinder unter ihre Sitze, weil sie dachten, „gleich rennen uns die Pferde um!“
Auf dem Platz gegenüber Pastor´s Linden, neben der Feuerwehr, gastierte des öfteren ein Zirkus. Eine kleine Holzrampe wurde aufgebaut um die sich haufenweise Kinder scharten. In Süplingen gab es damals viele Kinder. Kaum eine Familie besaß weniger als 4 Kinder; der Gastwirt hatte 10 Kinder.
Unter feierlichem Trompetenschall und den Verbeugungen des Zirkusdirektors kamen Ponys hereingesprungen, auf denen Kinder ihre Turnübungen machten.
Auf dem feinen Sand in der Rampe tanzte ein großer brauner Bär zu den Klängen einer Klampfe. Ein bunter Papagei, der immer wieder „Vogel, Vogel“ krächzte, begeisterte die Zuschauer. Besondere Freude hatten die Kinder an dem lustigen Clown August, der lauter Faxen machte.
Immer wieder wurde er um eine Zugabe gebeten. Einmal sagte der Zirkusdirekter zu ihm: „August, wir müssen wieder arbeiten!“ Er antwortete: „Ick nich, ick bin tode.“ „Gib dir doch einen Ruck“ bat ihn der Zirkusdirektor weiter. „Nein, ick nich, ick bin tode“ entgegnete er. Da lockte ihn der Direktor: „August, komm, woll´n wir ein Glas Bier trinken?“ Sofort sprang der Clown auf seine Beine und rief: „Bier kann ick doch noch trinken!“ (erzählt von Alma Schulze, Süplingen) Vor 1926

„Singet Gottes Lob!“
In den zwanziger Jahren sammelte Pfarrer Becker 50-100 Jugendliche um sich. Wöchentlich traf sich der „Jugendbund“ im Pfarrhaus, sang christliche Lieder und Volkslieder und führte Theaterstücke auf. Gertrud Gericke erinnert sich daran, dass die jungen Mädchen zu dem Lied „Rosenstock Holderblüh“ tanzten und rote Röcke, schwarze Mieder und weiße Blusen trugen, die Burschen dunkle Hosen, rote Westen und weiße Hemden.
Ein Kreis von jungen und älteren Frauen traf sich monatlich zur „Frauenhilfe“, abwechselnd bei Gastwirt Dreibrot (Haldensleber Straße) und bei Gastwirt Hillmer (Lindenplatz, wo jetzt der Saal ist). Mal brachte die Bäckerin Müller länglichen Zwieback mit und ohne Zucker, mal die Bäckerin Hillmer. Da die Frauen lange arbeiteten und auch noch das Vieh zu versorgen hatten, kamen sie werktags abends zusammen, brachten auch ihren Strickstrumpf mit. Geleitet wurde die Frauenhilfe von Frau Kantor Richard. Pfarrer Lachmund hielt dazu eine Andacht. Die Frauen sangen geistliche und weltliche Lieder und spendierte auch gerne mal was für die Kirchengemeinde. Machten gerne mit ihren Kindern einen Ausflug zur Ziegelei.
Um 1927 übernahm Pfarrer Lachmund das Pfarramt Süplingen. Zur gleichen Zeit wie Pfarrer Lachmund wurde Schwester Minna Eggert in die Gemeinden Süplingen und Bodendorf berufen. Die aus der Börde stammende Diakonisse war vom Orden in Elbingerode ausgesandt worden und wirkte als Krankenschwester bei Doktor Folkens in der Sprechstunde und in der Mütterberatung. Riet etwa Frau Wille, ihren Kinderwagen mit einem Schleier zu bedecken, damit das Baby nicht von einer Biene gestochen wird, gab Tipps beim Baden der Kleinkinder. Mehrere Jahrzehnte wohnte sie mit Luzie Klugow unter einem Dach und hielt mir ihr und ihrer Familie gute Nachbarschaft. Besuchte treu Frauenhilfe und Gottesdienste.
Ihr Stammplatz war rechts vorne vor dem Altarraum. Die Kinder der Familie Wille genossen es, zu ihr auf die Stube zu kommen und sich von ihr trösten und heilen zu lassen. Jede Familie kannte sie vom Kleinkind bis zu den Großeltern und setzte sich treu bei Tag und Nacht für sie ein. Keinen Weg war ihr zu beschwerlich. Sogar nachts machte sie sich auf den Weg nach Bodendorf, anfangs mit dem Fahrrad, später nach Auskunft von Gertrud Gericke mit dem Moped. Im Winter hielt sie Kinderstunden im Schulhaus neben der Kirche, im Sommer Kindergottesdienst unter der großen Kastanie im Pfarrgarten, wie es Luzie Klugow erlebt hat. Sie erzählte spannende biblische Geschichten, betete mit den Kindern, spielte auf ihrer Gitarre und sang mit ihnen christliche Kinderlieder. Etwa das Lied: „Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten. Der mich liebet und mich kennt und bei meinem Namen nennt. Oder die Weise: „In der Welt ist′s dunkel; leuchten müssen wir, du in deiner Ecke, ich in meiner hier. Wirke du im Stillen fröhlich da und dort; tue Gottes Willen gern an jedem Ort.“ Wenn die Kinder mehrmals am Kindergottesdienst teilgenommen hatten, bekamen sie sog. Fleißkärtchen, kleine bunte Bildchen mit Bibelversen. Gertrud Gericke liebte besonders ein Bildchen mit Vögeln und der Aufschrift: „Sehet die Vögel unter dem Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen und euer himmlischer Vater ernähret sie doch“ (Mt 6,26).
Gerne besuchten die Kinder die gastfreundliche Diakonisse zu Hause und freuten sich an dem Glockenspiel das sie an der Tür mit zarten Tönen begrüßte und sich im Wind leise bewegte. Bewunderten den festlichen Weihnachtsbaum, den Schwester Minna mit gebastelten Sternen, mit leuchtenden Kerzen und selbst gebügeltem Lametta schmückte. Ließen sich im Winter auf ihrem Sofa mit Rotlicht bestrahlen, wenn sie erkältet waren. Oder wanderten in der Osterzeit mit ihr zu Rotmannsbusch im Wiesengrund, um Osternester zu suchen. Im Sommer und Herbst band sie wunderschöne Blumensträuße aus Beeren und Feldblumen, mit denen der Altar geschmückt wurde. Regelmäßig hielt sie für die Erwachsenen Bibelstunden im Wohnzimmer der Familie Porzelle und sang mit den Besuchern unter der Klavierbegleitung von Paul Porzelle Dank- und Loblieder.
Dazu lebte sie ganz einfach, nur von einem Taschengeld ihres Ordens. Als sie 1972 verabschiedet wurde und 500 Mark geschenkt bekam, staunte sie und sagte: „Soviel Geld habe ich in meinem ganzen Leben noch nie besessen!“

Unter Pastors Linden
von Pfarrfrau Magdalene Lachmund um 1940 in Süplingen
Unter Pastors Linden –
"kommste an de Mauer?"
"Na, gewiß doch Fritze bin ick da un lauer!"
Unter Pastors Linden,- dieses Stelldichein, Treffpunkt unsrer Jugend - hier im Dorf allein. –
Schon in frühren Zeiten war es so wie heut –
Großvater erzählt es und sein Herz wird weit.
Wenn die Lindenarme ausgebreitet sind,
und die Blätter flüstern leis im Abendwind,
halten junge Herzen Zwiegesprach miteinand –
ungesehen schmiegen leicht sich Hand in Hand.-
Jeder hier im Dorfe weiß davon zu sagen,-
sonst mußt du mal selber Pastors Linden fragen.
Ihrem sanften Rauschen mußt ganz still du lauschen:
Wo sind die geblieben, die einst hier gestanden?
Ach ihr Grab ist ferne wohl in fremden Landen.-
Eine Linde sank auch dahin in Trauer.
Und nur eine steht noch heute an der Mauer,
wiegt die Krone wehend auf und nieder:
"Nicht vergessen sind sie, bleiben unsre Brüder.
Will die Jugend heute sich zusammenfinden,
heißt es nach wie vor: "Unter Pastors Linden".
Geht es fort zum Sport, ist was los im Ort,
am Sonntag von hier geht es ab, setzt die Jugend sich in Trab.
Und wer sonst vorüber geht, Sorge auf der Stirn ihm steht, -
Arbeitslast ihn hart bedrückt war auch mal jung - froh und entzückt
für alles Schöne, was das Leben bringt,
hör auf das Lied, das hier ein Vöglein singt:
"Aus der Jugendzeit - ach, wie liegt so weit!
Eins, liebe Jugend, laß dir sagen:
Dein Herz darf nicht in Übermut nur schlagen - bedenk - im Kirchlein, das hier lugt hervor, ist sonntags auch ein Platz für dich im Chor!
Du, Lindenbaum mit deinem grünen Haus,
breit segnend deine weiten Arme aus,
wenn unsre Jugend sich wird finden –
wie immer: "Unter Pastors Linden".

1929 Gemeindeleben
Der Kirchplatz, der so lange schon wüste gelegen hatte, war über Nacht in einen lieblichen Blumengarten verwandelt und erfreut mit seiner malerischen Pracht das Auge des Beschauers. Die beiden alten Kirchenglocken, die zu beiden Seiten des alten Grabsteins am Giebel der Kirche als Blumenbehälter aufgestellt sind, waren mit ihrem Schmuck reich blühender Fuchsien und Bethunien eine rechte Augenweide. Vielen wird diese Verwendung der alten Glocken, die vom Turm einmal zu ihnen persönlich in großer Freude oder großem Leid gesprochen haben, sehr lieb und wert sein. Das Innere des Gotteshauses, das ja im Laufe der nächsten Jahre einer gründlichen Erneuerung bedarf, hatte auch manchen Schmuck erhalten. Der Eingang war neu geweißt.
Die Sakristei, neu gestrichen, war von freundlicher Hand schön geschmückt durch eine lila Wandverkleidung, neue Gardinen und Bilder wie durch eine neue Fußmatte. Der Altar und die Kanzel hatten eine neue Bekleidung statt der schwarzen, die schon manchen Alterschaden zeigte, erhalten. Sehr schöne, kunstvolle Stickerei auf lila Rips zeigt die Dornenkrone und auf der neu gestifteten Altardecke leuchtet, jedem Eintretenden in die Augen fallend, das Wort unseres Heilandes:
„Siehe ich bin bei euch alle Tage“. Auch der Taufstein hatte eine hohlsaumgeschmückte Leinwanddecke als neue würdige Bekleidung erhalten. Der schönste Schmuck eines Gotteshauses ist aber vor allem die feiernde und andächtige Gemeinde, wenn sie recht zahlreich vertreten ist. Die Vertreter der kirchlichen Körperschaften, die Mitglieder der Frauenhilfe und zahlreiche Gemeindeglieder waren erschienen und der Frauenhilfschor verschönte die gottesdienstliche Feier noch durch das Lied: „Der Herr ist mein getreuer Hirte.“
Nach der Predigt des Ortsgeistlichen über das Thema: Willst du Jesus nachfolgen? Wer ruft? und wer folgt? hielt der Superintendent eine eindrucksvolle Ansprache, in welcher er den Zusammenhang zwischen Einzelgemeinde und Gesamtkirche betonte.
Nachdem auch in der festlich geschmückten Bodendorfer Kapelle Gottesdienst gehalten war, fand nachmittags eine Katechese mit den Kindern in Süplingen statt über Petri Fischzug. Als die beiden Geistlichen die Kirche betraten, waren die Kinder, Spalier bildend, im Gang nach dem Altarraum aufgestellt. Die Mädchen trugen Kränze im Haar und die Knaben trugen Blumenstäbe. Es war ein liebliches Bild – die Kinderreihen dann vor dem Altar sitzend – alle voll Eifer, die an sie gerichteten Fragen richtig zu beantworten. Auch die Erwachsenen hatten ihre Freude daran. Wir christlichen Eltern müssen mitten in unserer Zeit ja mehr denn je bestrebt sein, in den Herzen unserer Kinder wahres Glaubensleben zu wecken und gute Saat in sie zu streuen…
Beim Verlassen der Kirche bot sich uns noch ein überraschender Anblick, denn im dämmrigen Eingangsraum hatte die Gemeindeschwester eine Schar kleiner Buben versammelt, die mit brennenden Lichtern und ebenso leuchtenden Augen die hinausgehenden Kirchenbesucher mit dem Liede grüßten: „In der Welt ist´s dunkel, leuchten müssen wir!“ Der Tag der Kirchenvisitation wurde beschlossen mit einer Sitzung 5 Uhr nachmittags im Pfarrhaus, zu der die Gemeindekirchenräte von Süplingen und Bodendorf geladen waren. Es wurden eingehend kirchliche Gemeindefragen besprochen und besonders eingehend die Frage besprochen:
Was kann geschehen, um die Männerwelt zur Mitarbeit in der Kirche zu gewinnen? Das ist ja das Problem der Gegenwart…Wir brauchen Christen, die das Verlangen und den Mut haben, sich im kleinen Kreise an Gottes Wort zu erbauen und sich bemühen, ihren Herrn dann auch im Leben des Alltags mit Wort und Tat zu bekennen. Dazu gehört Mut – Glaubensmut – und der findet sich erfahrungsgemäß heute mehr bei den Frauen als bei den Männern… (M. Lachmund)
Evangelisches Gemeindeblatt für Süplingen und Bodendorf, Oktober 1929, Aus dem Leben unserer Kirchengemeinde
Am 7. Juli 1929 fand nach langer Zeit wieder einmal eine Kirchenvisitation statt. Visitation heißt Besuch – also Kirchenbesuch…Wir hatten die Freude durch den Besuch des obersten Vertreter unseres Kirchenkreises, des Herrn Superintendenten Graßmann, in unseren beiden Gemeinden…

Frauenhilfe
1973 gegründet
Am 22. Oktober 1999 zum 25ten Jubiläum (Pfarrerin Ingeborg Heidenreich):
In seinem Bericht über das kirchliche Leben in Süplingen und Bodendorf 1973 erzählt Pfarrer Johannes Trebesius:
„Außerdem rief Eleonore Genest (aus Haldensleben) einen Frauenhilfskreis ins Leben, zu dem bis zu 18 Frauen kamen. Ein Stamm von etwa 12 Frauen ist regelmäßig im Sommer und Winter versammelt. Im Herbst wurde eine Tagesfahrt nach Wernigerode und Isenburg unternommen, die den Teilnehmerinnen unausgesprochene Freude bereitete...“
Und Pastorin Dagmar Schmidt berichtet im Sitzungsprotokoll des Gemeindekirchenrates Süplingen:
15.6.75, zu Punkt 1: Die heute entschuldigt fehlenden Ältesten und Ersatzleute L. Constabel, Ch. Peters, M. Witschel sollen bei der nächsten Frauenhilfsversammlung am 24.6.75 eingeführt werden...“
9.12.75, zu Punkt 4: Die Gottesdienste im Gemeindebezirk Süplingen sollen um 10 Uhr oder um 19 Uhr stattfinden (Feiertage evt. Ausgenommen). Am jeweils letzten Sonntag im Monat fällt der Gottesdienst gewöhnlich aus zugunsten der Frauenhilfsversammlung am letzten Dienstag im Monat...“
In dieser Zeit wurde neu begründet, was eigentlich schon früher begonnen hatte: Die Kaiserin hatte schon Anfang des Jahrhunderts einen Frauenhilfsverein gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hatte, die Frauen in der Gemeinde unter Gottes Wort zu versammeln. In Süplingen trafen sich die Frauen bei Zwieback und Kaffee mal in der einen Gastwirtschaft, mal in der anderen, sangen Lieder aus dem Gesangbuch: „Ein immer fröhlich Herz“, hatten herzliche Gemeinschaft mit Andacht und Gebet. Schon damals war diese Frauengruppe der „harte Kern“ der Gemeinde und leistete erstaunlich Arbeit auch und gerade in den schweren Zeit der beiden Weltkriege.
Es war ein klares Ziel dieser Frauen, ihren Glauben in Wort und Tat im Alltag zu leben. Wie es schon in der Losung zum heutigen Tag heißt:
„Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Mi 6,8
Dem Propheten Micha, der diese Worte Gottes verkündet hat, ging es darum, klarzumachen, worauf es im Glaubensleben wesentlich ankommt: Nicht so sehr auf äußere Formen, auch nicht auf großartige Werke und Opfer, sondern auf die wachsende Liebe zu Gott. Diese Liebe drückt sich darin aus, daß einer bereit ist, auf Gott zu hören, sich aus seinem Wort etwas sagen zu lassen.
Für die Süplinger Frauen bedeutete das der treue Besuch von Gottesdienst, Frauenhilfe und Bibelwoche. Dazu die Bibellese, wie sie in christlichem Abreißkalender und Losung für die einzelnen Tage vorgeschlagen ist. Ich finde es nett, in alten Büchern immer mal wieder ein Kalenderblättchen als Lesezeichen zu finden, was den Frauen mal besonders wichtig geworden ist. Das biblische Wort ist für Christen das, was für den Schiffer der Kompaß, für den Handwerker das Werkzeug, für den Koch das Kochbuch ist.

St.Annen-Kirche Süplingen
Pastoren und Prediger
bis 1696 und ab 1991 zur Pfarre Bülstringen gehörig
Ab 1788 auch von Bodendorf
1. Henning Wollenberg 1539
2. Stephan Rieseberg 1560-1582
3. Johann Brandes/Brandicus 1567-1618
4. Matthias Wilckius /Willicheim 1618-1627
5. Johann Geislinger 1627-1632
6. Franz Johann Oppechin 1632-1636
7. Joachim Prätorius /Schulze 1637-1649
8. David Voswinkel (Norwinclius) 1649-1682
9. Stephan Dancker 1682 - 1683
10. Johann Christian Fabricius 1693-1696
11. Burchard Andreas Bode 1697-1718
12. Johann Pauche 1719-1735
13. Johann Christian Thering 1735-1739
14. Gottfried Birckholtz 1739-1766
15. Paul Philipp Cruius 1762-1766
16. Johann Heinrich Eilers 1766-1769
17. Johann Christoph Wiggard 1769-1772
18. Christian Erdmann Immermann 1773-1780
19. Johann August Ludwig Große 1780-1788
20. August Ludwig Roel 1788-1802
21. Johann Friedrich Dransfeld 1802-1819
22. Heinrich Dodo Magnus Nordmann 1819-1830
23. Pastor Schulze 1830-1843
24. Pastor Pztorius 1843-1848
25. Pastor Wegener 1848-1855
26. Pastor Schneider 1856-1867
27. Pastor Riedel 1868-1880
28. Pastor Steinhausen 1881-1893
29. Rudulf Käehne 1893-1915
30. Friedrich Becker 1916-1925
31. Johannes Lachmund 1926-1958
32. Superintendent Scheel 1957-1962
33. Johannes Trebesius 1962-1972
34. Dagmar Schmidt 1974-1977
35. Wilfried Müller 1979-1991
36. Ingeborg & Hans Heidenreich 1991-2024

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