St. Stephanus Fienstedt
Daten & Fakten
- Besonderheiten: -Taufengel
-Wäldnerorgel (unspielbar) - Gottesdienste:
einmal im Monat 9 Uhr
Profil
Beschreibung
Fienstedt, heute zur Gemeinde Salzatal gehörend, liegt auf einer leichten Anhöhe, mit wunderbarem Blick über die weiten, gewellten Felder. 1222 das Dorf urkundlich erstmals erwähnt, und gehörte zur Burg Salzmünde, welche 1422 an die Grafschaft Mansfeld verkauft wurde. Bis 1562 hatte Fienstedt als Gerichtshauptort neben Schochwitz eine nicht unerhebliche Bedeutung, das Dorf brachte es zu einem großen Wohlstand, was sich u.a. im späteren Umbau der Kirche widerspiegelte. Die Siedlung "Weihe", etwas nordöstlich von Fienstedt gelegen, fiel schon sehr früh wüst, ihre Einwohner zogen nach Fienstedt. Heute ist auch dieses Dorf komplett verschwunden. 1738/80 kam Fienstedt durch die Teilung der Grafschaft Mansfeld zum preußischen Herzogtum Magdeburg, und gehört seit dem Frieden von Tilsit 1807 dem Königreich Westphalen angegliedert. Seit 1950 gehört Fienstedt zum Saalkreis, seit 2010 zur Einheitsgemeinde Salzatal.
Zentrales Bauwerk ist heute noch die Kirche St.Stephanus, auf einer kleinen Anhöhe über zwei Durchgangsstraßen gelegen. Sicher befand sich hier seit den Zeiten der Slawenmission ein Gotteshaus, später folgte ein Bruchsteinbau, welcher über die Jahre hinweg immer wieder erweitert wurde, das Bauwerk, ein einschiffiger Kirchsaal mit dreiseitigem Chorabschluss, erhielt um 1500 einen eingezogenen Turm, dessen unterstes Geschoss noch heute erhalten ist. 1662/63 wurde die Kirche nach dem dreißigjährigen Krieg fast vollständig erneuert, 1702 wurde der Turm erhöht und das oktogonale Glockengeschoss samt welcher Haube aufgesetzt. 1730 erfolgte unter ausdrücklicher Schirmherrschaft von Heinrich Franz II. von Mansfeld eine erneute, sehr beeindruckende Erweiterung im Barockstil - eine Tafel überm Eingang erinnert an dieses Ereignis. 1914, auch dies ist am Eingang zu lesen, wurde die Kirche "Im Jahre des Weltkrieges [...] durch Gottes Gnade in Frieden erneuert". Später verfiel das Bauwerk zusehens, erst Anfang der 90er begann eine liebevolle und gründliche Sanierung. Bemerkenswert im Inneren sind die hochwertigen und fein ausgeführten Stuckarbeiten an der flach gewölbten Decke und an den Emporen - diverse Zierkartuschen mit Bibelsprüchen sind dort zu sehen, unter der Orgel prangt prominent das Wappen der Grafen zu Mansfeld, darunter hängt der ehemalige, aus Holz geschnitzte Taufengel. Der Kanzelaltar, bekrönt von Putten sowie dem göttlichen Auge und flankiert von vier ionischen Säulen mit marmorierender Malerei sowie zwei lebensgroßen Figuren, entstand ebenfalls 1730. Die Innenausstattung zeugt auf beeindruckende Weise vom Wohlstand des Ortes und ist für eine mitteldeutsche Dorfkirche in dieser Qualität herrausragend!
Die Orgel, hinter einem sehr passend gestalteten klassizistisch-feinen Prospekt stehend, schuf 1858 August Ferdinand Wäldner aus Halle mit zwei Manualen und mechanischen Schleifladen, auf denen 13 Register zu stehen kommen. Leider ist das wertvolle Werk heute stark verwurmt und nahezu unspielbar.
Aus dem Oktogon des Turms klingen heute drei Glocken. Zwei (unbekannte) Vorgängerinnen gingen im ersten Weltkrieg verloren und wurden 1922 durch neue Eisenhartgussglocken von Ulrich&Weule ersetzt, welche noch heute an ihren originalen, geraden Weule-Jochen hängen. Im Gegensatz zur im gleichen Jahr geschaffenen Glocke in Müllerdorf ist hier der typische Zierfries von Weule schon vorhanden. Die große Glocke entstand im frühen 14. Jhd. als Werk eines unbekannten Meisters mit recht unbeholfen gestalteter Inschrift in spiegelverkehrten, teils auch noch vertikal gespiegelten Buchstaben - ihr charakteristischer Klang lässt darüber aber hinweg sehen.
Klangbeispiel und weitere Bilder:
https://www.youtube.com/watch?v=mK5tOZipHu8
Dank an Johannes Richter!