St. Marien Gorsleben
Die Röver-Orgel aus dem Jahr 1912 ist die einzige hier in der Region. Das kleine Instrument folgte den Grundsätzen der romantischen Disponierung mit einem starken Hauptmanual mit Mixtur sowie einem klanglich sehr zurückgenommenen Hinterwerk, welches Register enthält. Das Hauptwerk stand nahezu ebenerdig auf pneumatischen, chromatischen Laden ganz vorne, dahinter das Hinterwerk und an der Rückwand das Pedal. Die Balganlage befindet sich hinter der Orgel seitlich stehend, ein Gebläse besaß das Werk nie. Alle Pfeifen samt Rasterbrettern sind auf unbekanntem Wege verloren gegangen und unwiederbringlich verschollen.
Adressdaten
- Talstraße
06198 Schochwitz
Daten & Fakten
- Baujahr: Grundmauern 12./13. Jahrhundert
- Baustile: Einfluss der Spätgotik und der Renaissance
- Besonderheiten: - West- und Nordempore 18. Jh.
- Kanzelaltar 1. Hälfte 18. Jh.
- Achtseitige Sandsteintaufe 1613
- Die Kirche steht auf dem kirchlichen Friedhof. - Gottesdienste:
Gottesdienste finden regelmäßig 1x mtl in der Zeit zwischen Ostern und dem Reformationstag statt.
Profil
Beschreibung
Die Dorfkirche Gorsleben steht auf einer Anhöhe über dem Dorf gelegen. Das in seinen Grundfesten aus dem 12./13. Jahrhundert romanisch erbaute Gotteshaus zeigt sich als gedrungene einschiffige Saalkirche mit einem breitem Westquerturm aus dem frühen 16. Jahrhundert, den gotische Maßwerkfenster zieren und der von einem quersitzenden Spitzdach samt barockem Dachreiter mit Helm aus dem 18. Jahrhundert bekrönt wird. Der Chorabschluss ist in gotischer Zeit (frühes 16. Jahrhundert) dreiseitig entstanden, die Halbbogenfenster des Kirchenschiffes sind mit dezentem Maßwerk versehen. Die Kirche scheint auf einer ehemaligen Kultstätte errichtet worden und später als eine Art Pilger- oder Wallfahrtsort gedient zu haben, da die Glocke, welche aus dem 15. Jahrhundert von einem unbekannten Gießer stammt, reich mit segenbringenden Pilgerzeichen (ähnlich denen der Kirche in Krimpe) verziert ist, die den Pilgern Gottes Segen mit auf den Weg geben sollten.
Das helle Innere zeigt sich schlicht. Eine Kassettendecke aus Holz, deren einzelne Felder einstmals kunstvoll bemalt waren und heute beschädigt und unkenntlich über den Verfall der Kirche berichten, überspannt den Raum. Unterhalb umrahmt ein roter Zierstreifen das Mauerwerk. Die Fensternischen sind durch schmale farbige Bänder abgesetzt. Im Jahre 1613 erfolgte ein weiterer Umbau u.a. auch der Einbau eines Renaissanceportals an der Südseite. Der schlichte Altar aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts steht hinter einem gemauerten Altartisch mit massiver Altarplatte. Der Kanzelkorb wird von dezenten floralen Schnitzwangen und niedrigen Säulen umrahmt, deren korinthische Kapitelle mit der Oberkannte des polygonalen, schlichten Kanzelkorbes abschließen, dessen Felder mit zwei gemalten Ähren und einem Kreuz verziert sind. Bekrönt wird der schlichte Altar von einem torartigen Aufsatz, der gleichsam den Durchgang zum Kanzelkorb bildet mit aufgemalten Säulen und einem ausschwingenden Giebel mit Zierkugeln. In der Predella befindet sich eine Zierkartusche mit einem Bibelwort - die rotbraune Farbfassung des Altars ist mit Sicherheit nicht als original anzusehen, fügt sich jedoch angenehm in den Raum ein. Die Empore aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts umläuft L-förmig den Raum und umschließt West- und Nordseite. Ihre rechteckigen Flachfelder sind mit Kreuzblumen, floraler Malerei und Spruchbändern mit geometrischen Mustern verziert. Schmale, schlichte Säulen tragen die Empore. Das Taufbecken aus dem Jahre 1613 ist im Gegensatz zum Rest der Kirche sehr reich verziert. Dieses wurde 1909 umfassend erneuert. 1917 musste eine Glocke sowie die Prospektpfeifen der Orgel zu Rüstungszwecken abgegeben werden.
In den 1970er Jahren erfolgte die Aufgabe der Kirche, wodurch sich der Zustand deutlich verschlechterte. Zudem erfolgte die Auslagerung der Orgel. Um 1990 begann die Instandsetzung der Kirche durch liebevolle Arbeit der Gemeindemitglieder. Insgesamt ist der Raumeindruck der schlichten, aber in sich sehr geschlossenen kleinen Kirche andachtsvoll und besinnlich, den Blick in die Weite, nach oben lenkend und zählt zu den wirkungsvollsten und angenehmsten Räumen des Salzatals.