Dorfkirche
Adressdaten
- Ortsstraße
07381 Oppurg
Beschreibung
Oppurg wird bereits 1074 in der Grenzbeschreibung des Orlagaues genannt. Durch Grabungen wurde in jüngster Zeit die Existenz von zwei (!) Vorgängerbauten in romanischer Zeit nachgewiesen. 1351 ist ein Bau bezeugt. Die heutige Kirche wurde 1696 errichtet. Der mächtige Turm, in dem man den Rest einer einstigen Chorturmkirche der Spätromanik sehen möchte, ist in das Schiff der neuen Kirche einbezogen. Anlass dafür war vermutlich das Erbbegräbnis im Untergeschoss des Turmes, dessen Standort unbedingt erhalten werden sollte. Ursprünglich war an der Westseite des Turms die Kanzel angebracht, die so auf die gegenüberliegende prächtige Patronatsloge ausgerichtet war. Heute befindet sich die Kanzel an der Südostseite der Kirche und bezieht sich damit auf die Gemeinde. Die Patronatsloge dient heute als Gemeinderaum. Die einstigen Herren des Ortes haben alles getan, um „ihrer“ Kirche ein großes Ansehen zu geben und dafür wahrscheinlich Künstler aus Südtirol oder Italien verpflichtet. Im Blick steht zunächst der Altar. Überdacht von einem Ciborium, einem Altarüberbau auf Säulen, trägt er unübersehbar das von zwei Engeln getragene Wappen des Bauherren, des Grafen von Ronow und Biberstein. Darüber steht der Auferstandene, umgeben von reichen Stuckaturen. Darunter befindet sich, ebenfalls umrahmt von reichem Stuck, ein Bild der Grablegung unseres Herrn Christus. In Höhe der Altarplatte ist eine Felsengrotte aufgebaut, in der das Geschehen des Ostertages dargestellt wird, die drei Frauen am Grab und der Engel. Die Szene ist so genau berechnet, dass das Sonnenlicht zu einer bestimmten Jahres-und Uhrzeit genau auf sie fällt. Die an den Seiten des Altars angebrachten Kommunionschranken zeigen schöne schmiedeeiserne Geländer. Von ebenso guter Qualität sind die Gitter, die als Umgrenzung einer gräflichen Grabstätte dienten, dann als „Lettnergitter“ in die Kirche kamen und schließlich auf der Querempore hinter dem Altar angebracht wurden. Kostbar sind sie vor allem durch eine Reihe von wertvollen geschichtlichen Angaben, doch erfreuen sie auch durch ihre Arbeit. Der Kanzel gegenüber steht die Taufe. Ein elegant und zierlich gestalteter Engel trägt ein Füllhorn, in das die Taufschale eingesetzt werden kann. Der Deckel ist als Lesepult gestaltet. Das Ganze ist aus Holz geschnitzt und mit weißer Farbe überzogen, so dass es der Stuckatur des Gotteshauses angepasst ist. Gegenüber vom Altar steht, durch den Turm aus der Mitte des Raumes verschoben, auf einer kleinen Empore die Orgel. Sie wurde 1829 von Franz Schilling in Schleiz erbaut und verfügt über einen warmen und weichen Klang. Diese erstaunliche Ausstattung wird von einer noch erstaunlicheren Decke überfangen. Durch die Säulenstellung wird der Eindruck einer dreischiffigen Halle erzeugt. In der Mitte befindet sich ein Spiegelgewölbe, an den Seiten umlaufend ein gerade gedeckter Umgang, alles gefüllt mit prächtigen Bildern, Ornamenten und lateinischen Beschriftungen. Im Spiegelgewölbe sind Bilder zum Glauben gemalt, während im Umgang ein Kreuzweg dargestellt ist. Der knappe Platz verbietet eine ausführliche Darstellung, es sei nur hingewiesen auf eine Darstellung an der Ostseite des Turms, die die Abendmahlssymbole zeigt, mit den Worten Bohemorum Victoria, der Böhmen Sieg. Erwähnt werden muss auch die Kreuzigungsgruppe an der Ostseite des Turms, ein Kruzifix des 17. Jahrhunderts, umgeben von den wesentlich älteren Figuren der Maria und des Jüngers Johannes.
Unter der ehemaligen Patronatsloge befindet sich ein Gewölbe – die alte Sakristei – in dem ein altes Kruzifix der persönlichen Andacht dient. An den Wänden des Gotteshauses stehen noch geschichtlich sehr wertvolle Grabsteine.
Im Turm hängen zwei Glocken, die kleinere aus Bronze, von Ulrich in Apolda gegossen, die größere aus Stahl. Der dritte Platz ist leer.