St. Georg Kulm
Beschreibung
Die noch erhaltene Weiheurkunde des Altars bezeugt das Jahr 1223 als Datum der Vollendungdes Kirchbaus. Wie in Saalburg so ist auch in Kulm der Außenputz in den 30er Jahren entfernt worden, wodurch der romanisch–erdverbundene Charakter des Gebäudes klar sichtbar wird.Um 1625 erhielt die Kirche einen Vorbau, der den Zugang zur damals eingebauten Empore vor dem Wetter schützen sollte. Dabei wurde auch die wohl größte kunsthistorische Kostbarkeit der Kirche ebenfalls bewahrt, eine schwere mit Eisen beschlagene Tür der Erbauungszeit, die hervorragend erhalten blieb. In diesem Vorbau befindet sich noch eine Besonderheit: Die sonst fast überall verschwundenen "Totenkränze". Es war einst Sitte, Verstorbenen einen Kranz auf den Sarg zu legen, der dann in der Kirche aufgehängt wurde. Das war gewissermaßen das "Epitaph der kleinen Leute." Dazu kamen in vielen Kirchen, auch in Kulm, Hochzeitskränze in vergleichbarer Ausstattung. Heute sind sie wertvolle Zeugen der Vergangenheit, deren Erhalt unbedingt wünschenswert ist.
Betreten wir durch diese Tür das Gotteshaus, so empfängt uns an Empore und Decke eine Fülle von Bildern. Mitten in der Notzeit des Dreißigjährigen Krieges schufen sich die Evangelischen in Kulm 1627-28 einen Raum, der uns den christlichen Glauben in Bildern, die ausnahmslos der Bibel entnommen sind, vor Augen hält. Geschaffen hat sie wahrscheinlich zum größten Teil der Schleizer Maler Paul Keil, als Vorlagen verwendete er Stiche Matthäus Merian d. Älteren. Besonders auffällig ist der in dieser Kirche noch unverändert erhaltene Zusammenhang von Bild und Text. So zeigt sie, von der Nordempore anfangend, Bilder zu den wichtigsten Festen des Kirchenjahres: Mariä Verkündigung, Christfest, Weihnachtsoktav (heute Neujahr), Epiphanias, Lichtmess, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Trinitatis, Johannis, Heimsuchung Mariä sowie Michaelis, und zu all diesen Bildern ausgeschriebene Bibelstellen. An der Decke sehen wir im Chorhaus 12 Bilder zur Leidensgeschichte des Herrn hier sind die Bibelstellen angegeben aber nicht ausgeschrieben. Es sind, von der Nordseite beginnend, der Einzug in Jerusalem, der Engel in Gethsemane, Petrus, der dem Malchus ein Ohr abschlägt, Verhör vor dem Hohenpriester, Kamphas, der sein Gewand zerreißt, die Geißelung, Dornenkrönung und Verspottung, Ecce Homo (Jesus wird dem Volk gezeigt), Kreuztragung, Jesus am Kreuz, Kreuzabnahme und Beweinung Jesu. An der Decke schließlich sehen wir auf der Südseite (der Epistelseite) Bilder des Alten Testaments, beginnend am Mittelbalken der Decke: das Paradies vor der Erschaffung des Menschen, Adam gibt den Pflanzen und Tieren Namen, den Sündenfall, die Sintflut , Adam und Eva nach dem Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies, Isaacs Opferung, Jakobs Traum von der Himmelsleiter, die Kundschafter im Gelobten Land, (ein für den Orgeleinbau zerstörtes Bild), die Himmelfahrt des Elia und Elia am Bache Krith. Auf der Evangelienseite finden sich, wieder vom Mittelbalken her: die Taufe Jesu, Jesus im Haus des Simon, die Sturmstillung, die Speisung der 5000, der Jüngling von Nein, die Heilung des Gichtbrüchigen, Maria und Martha, Jesus und die kanaanäische Frau, Jesus und die Ehebrecherin, (ein für den Orgeleinbau zerstörtes Bild), das große Gastmahl, und das jüngste Gericht. ( Die letzten beiden Bilder sind von anderer, deutlich weniger kundiger Hand gemalt.)
Eine besondere Kostbarkeit ist der Taufstein mit seiner Krone. Während die Taufe aus Alabaster gearbeitet ist, zeigt die aus Holz geschnitzte Krone eine ganze Theologie der Taufe. Ihr Hauptbild ist eine Figur Johannes des Täufers Erhalten ist auch in Kulm noch der alte lutherische Beichtstuhl. Ihn zieren zwei Bibelsprüche, die kleine Empore im Altarraum drei Lobpsalmen. In der kleinen,wuchtig wirkenden Apsis steht ein spätgotischer Altarschrein, der ursprünglich aus der Saalburger Kirche stammen soll. Durch ein geschickt angebrachtes barockes Gesprenge, anstelle des einst gewiss vorhandenen gotischen, fügt sich das Bildwerk in den barocken Gesamtklang des Raumes ganz wunderbar ein. In der Mitte steht eine Krönung der Maria, deren Krone allerdings verloren ist. Unsere Vorfahren hatten offenbar als bewusst evangelische Christen keine „Berührungsängste“, eine Krönung der Maria in ihre Kirche zu stellen. Übrigens kommt Maria auch in den 12 Bildern an der Empore immerhin sieben Mal vor. Neben ihr in den Flügeln stehen (von links) Anna Selbdritt, Johannes der Täufer, Katharina und Barbara. Die Bemalung der Rückseite ist leider verloren.
Die Orgel wurde nach einer Inschrift an der Decke 1812 von Aumüller in Hof erbaut. Sie wurde 2009 repariert.
Im Turm hängen drei Bronzeglocken.
Ein vor wenigen Jahren noch benutztes Uhrwerk vom Ende des 17. Jahrhunderts ist bemerkenswert gut erhalten.