19.05.2022
Schulze: G7 wollen Covid-Impfungen in armen Ländern voranbringen | Attac fordert erneut Aussetzung von Patenten auf Impfstoffe

Berlin (epd). Die sieben wichtigsten demokratischen Industriestaaten (G7) wollen die stockende Corona-Impfkampagne in armen Ländern voranbringen.

Die gute Nachricht sei, „dass es jetzt endlich genug Impfstoff gibt“, sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Donnerstag am Rande von Beratungen der G7-Entwicklungs- und Gesundheitsminister in Berlin. Das sei sehr gut, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, 70 Prozent der Weltbevölkerung gegen Covid-19 zu impfen. Jetzt gehe es darum, „die Impfstoffe auch wirklich in die Oberarme zu bekommen - auch an den entlegensten Orten dieser Welt“.

In den ärmsten Ländern seien teilweise erst 15 Prozent der Menschen geimpft, fügte die Ministerin hinzu. Deshalb nähmen die G7-Staaten gezielt die „letzte Meile in den Blick“. Es gehe beispielsweise um den Transport von Impfstoff, um Kühlschränke zur Lagerung, Spritzen und um ausgebildetes Gesundheitspersonal.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bekräftigte, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei und warnte, dass es wegen des Klimawandels häufiger zur Übertragung von Infektionskrankheiten von Tieren auf Menschen kommen wird. Daher arbeiteten die G7-Staaten an einer „sehr realistischen“ Simulation, sagte er.

In einem Szenario, in dem es nach einem Leopardenbiss zur Pockenpandemie komme, die vor allem junge Menschen betreffe, werde versucht, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Dabei müsse ein klares System der Zuständigkeit, der Vernetzung und der Finanzierung entwickelt werden, das schnell und unbürokratisch funktioniere.

Attac fordert erneut Aussetzung von Patenten auf Impfstoffe

Berlin (epd). Die globalisierungskritische Organisation Attac hat anlässlich des Treffens der G7-Gesundheitsminister am Donnerstag in Berlin die Forderung nach Aussetzung der Patente auf Corona-Impfstoffe bekräftigt. „Wir erwarten von allen G7-Staaten, dass sie den Widerstand gegen eine umfassende Freigabe der Patente auf Covid-Impfstoffe, Medikamente, Tests, Schutzausrüstung und Sauerstoffgeräte, aufgeben“, sagte Hanni Gramann von der Attac-Arbeitsgruppe Welthandel.

„Während wir allmählich zu einem normalen Leben zurückkehren, sind die Menschen in Afrika bei einer Covid-Infektion einem schweren Krankheitsverlauf oder dem Tod ausgesetzt“, sagte Gramann nach Attac-Angaben bei einer Protestaktion vor dem Roten Rathaus in Berlin. In Afrika hätten mehr als 80 Prozent der Menschen noch keine Impfung erhalten. Doppelt geimpft sind laut Attac unter zwölf Prozent der dortigen Bevölkerung.

In ungeimpften Bevölkerungen der Länder des Südens finde das Virus beste Bedingungen, Menschen zu infizieren und dabei zu mutieren, warnte Helga Reimund vom bundesweiten Attac-Rat. Ohne eine umfassende Freigabe der Patente auf Corona-Impfstoffe und -Medikamente sei ein Ende der Pandemie nicht erreichbar.

Bereits im Oktober 2020 stellten Indien und Südafrika den Angaben zufolge bei der Welthandelsorganisation (WTO) einen Antrag für eine Freigabe der Patente. Während mehr als 100 Länder den Antrag unterstützt hätten, habe die Mehrheit der Industrienationen die Interessen der Wirtschaft verteidigt und ihn abgelehnt, hieß es. Insbesondere die EU, angeführt von Deutschland, blockiere das Ansinnen seitdem.


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