27.03.2022
Augenblick mal: Der Friedensverleih
Ein weiser Rat meiner Mutter lautete: „Dinge mit F verleiht man nicht.“
Das fängt an bei deinem Füllfederhalter, Junge, man gibt ihn nicht weiter; die Freundin verleiht man nicht, man borgt sie nicht aus. Und schon gar nicht dein Fahrrad, Junge, denn du weißt nicht, in welchem Zustand du das wiederbekommst. Ob überhaupt!
Nix mit F verleihen – ist uns mal der Gedanke gekommen, dass Gott diese Regel auch kennt?
Jedenfalls singen und beten wir ziemlich häufig in der Kirche in diesen Tagen: „Verleih uns Frieden.“
Und es scheint noch nicht so, als würde er uns etwas leihen wollen aus seinem Friedensvorrat.
Sicher überlegt sich Gott, was wir mit dem Frieden anstellen, wenn er uns etwas davon borgt. Ob wir ihn zerknittern, zerreißen oder gar völlig aufbrauchen.
Ohne Rücksicht, dass der Friede ihm auch ziemlich wert und teuer ist.
In welchem Zustand wird er ihn zurückerhalten, wenn er ihn verleiht? Wird es überhaupt noch Friede sein – oder einfach nur der Sieg des Stärkeren. Ein falscher Friede. Eine trügerische Ruhe. Eine eingebildete Sicherheit?
Also: Ich könnte seine Vorsicht verstehen.
Solange es der Friede nicht sein soll, fragen wir ihn besser auch noch nach anderen Dingen: Weisheit für alle Entscheidungsträger. Einsicht, bei denen, die sich schuldig machen. Liebe für die Menschen, die zu uns kommen.
Was Gott uns bereits verliehen hat, das ist Verantwortung. Die schreibt man aber auch nicht mit F. Erinnert sich Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.
https://www.mdr.de/mdr-thueringen/augenblick-mal-wort-zum-tag-kirche-102.html