12.03.2022
Augenblick mal: Was gegen Agressionen hilft
Wir drücken Menschen Stempel auf die Stirn, wir stecken sie in Schubladen … aber dennoch den Menschen selbst zu sehen – das gehört zum christlichen Glauben wie der Gesang der Amseln zum Frühling.
Das ist es, was an diesem Jesus so fasziniert. Für ihn war das nicht nur der korrupte Zollbeamte, sondern: ein Mensch. Das war nicht nur die Prostituierte, sondern: ein Mensch.
Der lange weiße Tisch im Kreml, an dem Putin erst Macron, dann Scholz platziert hat, steht für den Abstand, den der Aggressor braucht, um seine Aggression ausleben zu können. Nun, Aggressionen sind menschlich. Ob sie zerstörerisch wirken, hängt daran, wie wir mit ihnen umgehen. Eine Strategie, nicht über andere herzufallen, ist, sie kennenzulernen, ihnen näher zu kommen. Putin wollte nicht, dass es zwischen ihm und Macron und Scholz „menschelt“. Der Hass, den er über der Ukraine auskippt, all der Dreck, wie und was die Ukrainer sind, zuletzt, sie seien Nazis … das ist die hässliche Marschmusik, die den Krieg begleitet. Es ist leichter, auf Menschen zu schießen, wenn man ihnen vorher das Menschsein abspricht. Umgekehrt: Wenn Russinnen und Russen sich gegen den Krieg stellen, dann weil sie wissen, dass da in der Ukraine nicht Feinde, sondern Menschen sind, die einen Namen, ein Gesicht, eine Familie haben.
Es ist schwer, hinter all den Masken, hinter all den Bildern, die wir uns von Menschen machen, wirklich den Menschen zu sehen – aber es ist ein Pflasterstein auf dem Weg zu einer friedlicheren Welt.
Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach