02.03.2022
EKD-Friedensbeauftragter kritisiert Waffenlieferungen an die Ukraine

Berlin (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, hat die von der Bundesregierung zugesagten Waffenlieferungen an die Ukraine kritisiert. 

„Die ursprüngliche Haltung der Bundesregierung, in ein Krisengebiet keine Waffen zu liefern, halte ich nach wie vor für richtig“, sagte der Bischof der mitteldeutschen Landeskirche dem Magazin „zeitzeichen“ (Dienstag, online). Deutschland verschließe sich möglicherweise durch diese Waffenlieferungen Verhandlungsoptionen für die Zeit nach dem Krieg. „Die Bundesregierung ist hier unter dem medialen und öffentlichen Druck eingeknickt. Das ist nachvollziehbar, aber ich halte das für nicht klug“, sagte er.

Kramer, der seit einem Monat EKD-Friedensbeauftragter ist, kritisierte, es gebe in Deutschland „mittlerweile eine mediale Stimmung, die uns selber im Krieg sieht“. Dem müsse man widersprechen. „Wir sind nicht im Krieg. Das wäre der Fall, wenn Russland ein Mitgliedstaat der Nato angreifen würde“, sagte er.

„Der Rückfall in die Rhetorik des Kalten Krieges und der Schützengräben wird Europa nicht sicherer machen“, sagte Kramer. Er bekräftigte auch seine frühere Forderung, die Sicherheitsinteressen Russlands „nüchtern in den Blick zu nehmen“. Wer auf die Vorgeschichte des Konfliktes schaue, müsse feststellen, dass diese Fragen für Russland in den vergangenen 30 Jahren nicht zufriedenstellend gelöst worden seien. „Wir haben es verpasst, einen gemeinsamen Sicherheitsraum mit Russland aufzumachen“, sagte er.

epd-Nachrichten und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nur mit Genehmigung der Verkaufsleitung von epd (verkauf@epd.de) gestattet.

https://www.zeitzeichen.net/node/9602

Frieden schaffen ohne Waffen? Kontroverse in der Kirchenzeitung

Weimar (G+H) – Eine Konfliktlösung sei nicht durch militärische Schritte zu erreichen, schreibt der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und Leiter des Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrums in Magdeburg, Jens Lattke, in einem Beitrag für die in Weimar erscheinende Mitteldeutsche Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" (aktuelle Ausgabe zum 6. März). Diese militärischen Schritte führten lediglich zu weiterem Leid und größerer Angst. "Wir dürfen uns nicht von der Logik der militärischen Auseinandersetzung gefangen nehmen lassen. Einer Logik, die auf beiden Seiten mit denselben Argumenten arbeitet", so Lattke weiter. Ein Mehr an Waffen schaffe in der Regel kein Mehr an Sicherheit.

Dem widersprach im selben Beitrag der Bürgerrechtler und ehemalige Thüringer Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Christian Dietrich. Auch die nationalsozialistische Diktatur sei durch eine militärische Allianz beendet worden, so der Pfarrer. Dietrich, selbst Totalverweigerer in der DDR, sieht als eine Voraussetzung der Friedlichen Revolution von 1989 die militärische Eindämmung des Ostblocks. „Heute gefährdet das hochmilitarisierte und Völkerrecht ignorierende Russland den Frieden in Europa", so Dietrich weiter. Der Abzug der Atomwaffen aus der Ukraine und das Budapester Memorandum hätten keinen Krieg verhindert, entgegnet er dem EKM-Friedensbeauftragten.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar