31.03.2023
Käßmann sieht Vorbehalte gegen Waffenlieferungen
Weimar (epd). Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sieht in der Gesellschaft eine große Gruppe, die Waffenlieferungen ablehnend gegenübersteht.
„Nach jedem Gottesdienst werde ich angesprochen von Menschen, die Angst haben, dass wir Kriegspartei werden, verbunden mit der Frage, warum die Kirche Waffenlieferungen befürwortet“, sagte Käßmann der in Weimar erscheinenden Mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ (Ausgabe vom 2. April).
Käßmann widersprach Äußerungen, dass Waffen Leben retten könnten. „Ich persönlich denke, Waffen töten zuallererst. Das kann ich nicht ausblenden“, sagte Käßmann der Zeitung. Wenn deutsche Panzer russische Soldaten töteten, werde sie nicht jubilieren können. „Waffen werden produziert, um zu töten“, sagte Käßmann.
Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte sie, sie wolle mit ihren Äußerungen aber nicht den Eindruck erwecken, damit die friedensethische Position ihrer Nachfolgerin im Amt des EKD-Ratsvorsitzes Annette Kurschus zu kritisieren.
In dem Interview mit „Glaube und Heimat“ sagte sie, sie akzeptiere, dass es in der evangelischen Kirche, unterschiedliche Meinungen gebe. „Seit ich denken kann, waren Pazifisten in einer Minderheitenposition. Der Protestantismus neigt seit Luther auch zu einer gewissen Obrigkeitshörigkeit“, sagte die Theologin.
Befürworter wie Gegner von Waffenlieferungen müssten sich mit den jeweiligen Argumenten der Gegenseite auseinandersetzen, sagte die Theologin der Kirchenzeitung. So habe sie in einem alten Gebetsbuch für deutsche Soldaten unter dem fünften Gebot „Du sollst nicht töten“ die Klammer entdeckt: „Gilt nicht im Kriegsfall“. Ihr persönlich sei diese Sicht zu einfach. „Wenn wir es aber nicht mehr in der Kirche schaffen, miteinander zu reden, dann sind wir wenig glaubwürdig“, sagte Käßmann.
Die Friedensbotschaft Jesu sei dagegen klar und „absolut radikal“. Im Neuen Testament heiße es: „Steck das Schwert an seinen Ort! Liebet Eure Feinde.“ Letzteres sei das Schwerste, was Jesus hinterlassen habe, erklärte Käßmann unter Verweis auf ein Zitat des US-amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King (1929-1968). Zudem regte die Theologin an, dass Soldaten, wie früher Wehrdienstverweigerer, sich einer Gewissensprüfung unterziehen sollten.
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