03.04.2020
"Ärzte ohne Grenzen": Flüchtlinge schnellstens vor Corona retten
Berlin (epd). Für die Evakuierung von Flüchtlingen mit hohem Covid-19-Risiko auf den griechischen Inseln schließt sich nach Befürchtungen von "Ärzte ohne Grenzen" das Zeitfenster.
"Seit Wochen sehen wir eine Katastrophe auf die Lager zukommen und verzweifeln langsam, weil niemand sich verantwortlich zu fühlen scheint", erklärte der Geschäftsführer der Organisation in Deutschland, Florian Westphal, am Donnerstag in Berlin: "Die Zeit läuft ab."
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen müsse dringend die Evakuierung beschleunigen. Die Umsiedlung von 1.600 besonders schutzbedürftigen Personen aus Griechenland in andere EU-Länder sei bereits vor drei Wochen vereinbart worden, sagte Westphal. "Doch bislang konnten kein einziges Kind, keine Frau und kein Mann die gefährlichen Lager verlassen." Die Europäische Kommission habe als Koordinierungsstelle noch keine Lösung für die Umsetzung gefunden.
"Deutschland will Kinder mit komplexen chronischen Krankheiten aufnehmen, die zur Covid-19-Risikogruppe gehören. Die Teams von 'Ärzte ohne Grenzen' behandeln allein auf Lesbos etwa 100 solcher Kinder, die eine spezielle Behandlung benötigen", erklärte Westphal: "Sie müssen jetzt dringend aus diesen gefährlichen Bedingungen geholt werden."
Einen Corona-Ausbruch in den überfüllten Lagern einzudämmen wäre unmöglich, betonte "Ärzte ohne Grenzen". In einigen Teilen des Lagers Moria auf Lesbos müssten sich 1.300 Menschen den Zugang zu Wasser an einem Hahn teilen, und es gebe keine Seife. Familien müssten zu fünft oder sechst auf drei Quadratmetern schlafen.
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