05.05.2021
Andacht und Ausstellung zu Luthers Ehren auf der Wartburg | "Voller Fröhlichkeit evangelische Christen"
Eisenach (epd). Kurz hintereinander haben am Dienstag der Freistaat Thüringen und die mitteldeutsche Landeskirche der Ankunft Luthers auf der Wartburg vor genau 500 Jahren gedacht.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eröffnete die Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“, die für die Öffentlichkeit Corona-bedingt aber vorerst noch geschlossen bleibt. Für die Evangelische Landeskirche in Mitteldeutschland (EKM) hielt Bischof Friedrich Kramer zuvor eine Andacht in Erinnerung an den historischen Moment.
Martin Luther (1483-1546) war am 4. Mai 1521 auf dem Heimweg nach Wittenberg zum Schein auf die Wartburg entführt worden. Er sollte so dem Zugriff Kaiser Karls V. nach dem Wormser Reichstag entzogen werden. Kurfürst Friedrich der Weise hatte die Aktion angeordnet. Während seiner zehnmonatigen Schutzhaft übersetzte Luther als „Junker Jörg“ zwischen Dezember 1521 und Februar 1522 das Neue Testament in nur elf Wochen vor allem aus dem Griechischen ins Deutsche.
Der sonst an einem 4. Mai auf der Wartburg übliche Gottesdienst musste in diesem Jahr abgesagt werden. Das war auch deswegen bitter, weil im Anschluss eine neue Reihe begründet werden sollte. Unter dem Motto „LebeWorte - Prominente und ihre Bibelverse“ war der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) eingeladen. Auch der nächste Termin am 30. Mai mit Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion, muss laut EKM verschoben werden. Die „LebeWorte“ sollen nun am 25. Juli mit dem Maler Johannes Heisig starten.
Dafür begann die Sonderausstellung pünktlich - wenn auch weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So lange das Gesundheitsamt des Wartburgkreises kein Einsehen habe und wenigstens die Freiflächen zugänglich mache, änderte sich daran auch nichts, sagte Burghauptmann Gerd Schuchardt. Er geht Ende des Monats in Rente und gilt als der eigentliche Grund für die Visite Ramelows.
Der Ministerpräsident bescheinigte der neuen Ausstellung, den Blick auf Bereiche zu richten, die bei der Beschäftigung mit dem Reformator sonst oft verborgen blieben. So vervollständigten insbesondere die dem Alltagsleben vor 500 Jahren gewidmeten musealen Stationen im Hof der Burg „das Verständnis für diesen zentralen Teil unseres kulturellen Erbes“. Zu den Stationen zählen unter anderem der Nachbau von Luthers Reisewagen, die rekonstruierte Küche und ein Kräutergarten.
In den Innenräumen der Vogtei legt die Ausstellung den Fokus dagegen auf Luthers Briefwechsel. Zudem sind die 16 auf der Wartburg aus seiner Feder entstandenen Werke zu besichtigen - darunter die Bibel-Übersetzung. Luther habe in seinem Exil auf der Burg eine Sprachgewalt entfaltet, die bis heute die Sprache bestimme, sagte Kramer. „Er hat uns das Evangelium in einer Weise geschenkt, dass uns heute noch das Herz aufgeht und wir voller Stolz und Fröhlichkeit evangelische Christen sein können“, so der Bischof.
Ein feine Anspielung auf Luthers Übersetzung. Der hatte im Lukas-Evangelium statt wortwörtlich „Aus dem Überfluss des Herzens spricht der Mund“ für die Übertragung aus dem Lateinischen diese Worte gefunden: „Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“.
Bischof Kramer: Luther wusste Zeit auf Wartburg zu nutzen
Eisenach (epd). Mit einer kurzen Andacht hat die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Dienstag auf dem Hof der Wartburg bei Eisenach an die Ankunft Martin Luthers (1483-1546) dort vor 500 Jahren erinnert. Für die evangelischen Christen habe der Aufenthalt des Reformators auf der Burg gleich doppelte Bedeutung, sagte Landesbischof Friedrich Kramer. Zum einen sei der mit dem Tode bedrohte Luther in Sicherheit gekommen. Zum anderen habe er seine Zeit auf der Burg mit der Übersetzung der Bibel auch zu nutzen gewusst.
Luther war am 4. Mai 1521 auf dem Heimweg nach Wittenberg zum Schein auf die Eisenacher Wartburg entführt worden. Er sollte so dem Zugriff Kaiser Karls V. nach dem Wormser Reichstag entzogen werden. Auf der Burg übersetzte er Anfang 1522 das Neue Testament vor allem aus dem Griechischen in nur elf Wochen ins Deutsche.
Aus der Sicht auf Luthers Nicht-Weg-Dürfen, seiner Beschränkung auf die Wartburg, lasse sich auch auf die aktuelle pandemische Situation blicken, sagte Kramer. Wer in seiner Wohnung festsitze, könne ja auch mal wieder die Bibel zur Hand nehmen oder sich vielleicht selbst an einer kleineren Übersetzung versuchen, schlug er vor.
Luther habe in seinem Exil auf der Burg eine Sprachgewalt entfaltet, die bis heute die Sprache bestimme. „Er hat uns das Evangelium in einer Weise geschenkt, dass uns heute noch das Herz aufgeht und wir voller Stolz und Fröhlichkeit evangelische Christen sein können“, sagte der Bischof. Luther auf dem Reichstag, Luther auf der Wartburg - das gehöre einfach zusammen, „das ist eine ganz große Geschichte“.
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