06.12.2019
Beeindruckender Münzfund im Kirchenwald | Per Zufall rund 200 Hohlpfennige aus dem Mittelalter entdeckt
In einem Kirchenwald der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sind Münzen aus dem Mittelalter entdeckt worden. Das teilte heute in Weimar das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA), die EKM und der ThüringenForst mit.
Die Münzen, mutmaßlich aus dem 14./ 15. Jahrhundert, wurden bereits Ende September bei Sicherungsmaßnahmen des historischen Uhrdaer Lindenovals im Döbritscher Pfarrholz, am Südrand des Vollradisrodaer Forstes, gefunden. Katjana Hesse entdeckte die Münzen in gut 20 cm Tiefe bei Bodenarbeiten und informierte das zuständige Forstamt Bad Berka.
Am 2. Oktober führten Dr. Thomas Grasselt vom TLDA und Katjana Hesse die Fundsicherung durch. Der „Uhrdaer Lindenschatz“ besteht aus einem Keramikgefäß, das mit Münzen gefüllt ist. Es war ursprünglich mit einem Stein abgedeckt, den eine Lindenwurzel beiseitegeschoben hatte. Zur Bergung wurde nach wissenschaftlichen Standards ein Ausgrabungsschnitt angelegt und das Vorgehen fotografisch dokumentiert. Das zerbrechliche Gefäß mit den Münzen wurde im Block geborgen, d. h. zusammen mit dem unmittelbar anschließenden Erdreich. Das Umfeld der Fundstelle wurde nach weiteren Objekten abgesucht. Der Block wurde dann in die Restaurierungswerkstatt des TLDA nach Weimar gebracht, wo mit seiner Untersuchung und Freilegung begonnen wurde. Röntgenaufnahmen zeigen, dass das Gefäß dicht gepackt mit ca. 200 Münzen ist.
Bisher konnten 18 Münzen gereinigt werden. Es handelt sich bei ihnen um sogenannte Hohlpfennige, die zwischen 17 und 20 mm groß sind und aus 0,3 mm dünnem Silberblech bestehen. Hohlpfennige waren im 14. und 15. Jh. im Umlauf und regionales Zahlungsmittel. Es lassen sich an den Hohlpfennigen aus dem „Uhrdaer Lindenschatz“ bisher die Münzstätten Jena, Schleusingen, Gotha, Naumburg und Saalfeld nachweisen.
Die Arbeiten zur Freilegung der Funde und der Bestimmung der Münzen werden in den nächsten Wochen und Monaten im TLDA Weimar fortgesetzt.
Im Döbritscher Pfarrholz, am Südrand des Vollradisrodaer Forstes, befindet sich ein Lindenoval von 16 sogenannten Kopflinden. Für die rund 250 Jahre alten, in ihrem Bestand gefährdeten Bäume ist die Durchführung von Maßnahmen zu ihrer Erhaltung geplant. Erste Schritte dazu wurden durch den ThüringenForst in diesem Jahr eingeleitet, 2020 sollen weitere über einen Förderantrag folgen. Das Döbritscher Pfarrholz befindet sich seit dem Mittelalter in beständigem kirchlichen Besitz und steht im Eigentum der Pfarrei Döbritschen, vertreten von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).