27.03.2025
Der Kaiser ist nackt: Textilien aus Otto-Grab müssen entfernt werden
Magdeburg (epd). Wegen massiver Schäden am Grab Kaiser Ottos des Großen im Magdeburger Dom sind umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig.
Dazu muss auch der Sarg, in dem die sterblichen Überreste des römisch-deutschen Kaisers bestattet sind, geöffnet und vorübergehend entnommen werden, sagte Projektleiter Veit Dresely vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie am Mittwoch in Magdeburg.
In dem Holzsarg, der anders als bisher angenommen nicht aus dem 19. Jahrhundert, sondern aus dem Hochmittelalter etwa zwischen 1050 und 1250 stammt, seien neben Sedimenten, also Gesteinspartikeln, auch Textilien und Gebeine festgestellt worden, erläuterte der Archäologe. Etwaige „Grabschätze“ habe man hingegen nicht entdeckt.
Es bleibe jedoch dabei, dass die Gebeine Ottos dauerhaft in Magdeburg verbleiben, versicherte Dresely. Lediglich die Textil- und Holzfunde im Sarg müssten an andere Orte verbracht und dort untersucht werden. Damit spielte er auf einen politischen Streit an, der Ende 2008 für wochenlange Kontroversen sorgte.
Damals war der Sarg von Ottos Gemahlin, Kaiserin Editha (910-946) überraschend aus dem Dom entfernt und zur Untersuchung nach Halle gebracht worden. Das hatte Proteste hervorgerufen. Erst nach zwei Jahren kehrte der Sarg in den Magdeburger Dom zurück.
Die evangelische Kirche lobte am Mittwoch die gute Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt sowie der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, die Eigentümerin des Domes ist. „Der Umgang ist von großer Sensibilität geprägt“, betonte Albrecht Steinhäuser, Beauftragter der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung in Sachsen-Anhalt. Es gehe darum, das richtige Verhältnis zwischen der Bewahrung des Überkommenen und einem Erkenntnisgewinn zu finden. Die Kirche sei „beruhigt“, dass alle Anstrengungen unternommen würden, damit sich der Streit um Editha nicht wiederhole.
Das Grab im Hohen Chor des Domes wird seit Januar umfassend untersucht, nachdem im vergangenen Jahr massive Schäden an der Grablege festgestellt worden waren. Am 5. März wurde die gut 350 Kilogramm schwere Marmorplatte auf dem Grab erstmals nach über 180 Jahren wieder geöffnet. Zuletzt war das Otto-Grab im November 1844 saniert worden.
Nach der Öffnung wurde laut Landesdenkmalamt eine fortgeschrittene Korrosion an Eisenklammern und -keilen festgestellt. Diese müssten dringend ersetzt werden. Da sie sich auch unterhalb des Troges befinden, muss der Sarkophag, in dem sich der Holzsarg mit den sterblichen Überresten befindet, angehoben und zeitweilig versetzt werden.
Ebenso gibt es laut Dresely erhebliche Klimaschwankungen im Inneren des Sarkophags, die den Grabinhalt stark gefährdeten. Der nur noch etwa vier Zentimeter dicke Steintrog sei außerdem stark Salz-belastet. Er sei zudem mit Mörtel restauriert worden, der ebenfalls Salz-belastet und beschädigt sei.
Otto I., genannt der Große (912-973), war ab 962 römisch-deutscher Kaiser. 937 gründete er in Magdeburg das Mauritiuskloster, aus dem später der erste Dom wurde. Hier wurden Otto und seine erste Frau Editha (910-946) bestattet. Das Gebäude brannte 1207 nieder. Im gotischen Nachfolgebau wurde das Otto-Grab zentral im Hohen Chor aufgestellt.
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