20.11.2020
Digitale Premiere im mitteldeutschen Kirchenparlament | Einstimmung auf anstehende Strukturreformen
Erfurt (epd). Zum ersten Mal in ihrer Geschichte tagt die Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) seit Donnerstag im digitalen Format.
Wie in vielen anderen Lebensbereichen auch sorge die Corona-Epidemie im kirchlichen Raum für rasante technische Umstellungen, sagte Landesbischof Friedrich Kramer zu Beginn seines Berichts an das Kirchenparlament. Er lobte die Kreativität der fest angestellten Mitarbeiter wie der ehrenamtlichen Helfer beim Umgang mit den vielen Einschränkungen. Den Vorwurf eines Versagens der Kirche, wies Kramer entschieden zurück.
Auch wenn das Virus weite Teile der Gesellschaft beschäftigt, wagte Kramer in seinem Bericht einen Blick nach vorn. Dabei stimmte er seine Landeskirche ein gutes Jahr nach seinem Amtsantritt auf schwierige Entscheidungen und tiefgreifende Strukturreformen ein. Seit der Fusion der Protestanten aus Thüringen und der Kirchenprovinz Sachsen 2009 sei von "den Kirchenkreisen aufwärts" davon abgesehen worden. "Nun müssen wir sie angehen", stellte Kramer unmissverständlich fest.
Noch während der zweitägigen Sitzung des Kirchenparlaments sollten dafür erste Weichen gestellt werden. Sie betreffen auch die unmittelbare Kirchenleitung. So soll perspektivisch die Zahl der Regionalbischöfe von derzeit fünf auf zwei reduziert werden. Bis Anfang der 2030er Jahre sollen aber zunächst zwei Doppelspitzen installiert werden, so der Vorschlag einer Arbeitsgruppe.
Beispielhaft dafür steht auch die Fusion der Dezernate Bildung und Gemeinden im Erfurter Kirchenamt. Die Chance dazu ergab sich nach dem Wechsel von Oberkirchenrätin Martina Klein zur Evangelischen Schulstiftung in Bayern. Ihre Stelle wird nicht wieder besetzt.
Mehrere Kirchenparlamentarier kritisierten, damit werde ein fatales Signal nach außen in die Gesellschaft gesendet. Bildung gehöre zum Markenkern des Protestantismus. Nur die Einsparung einer Personalstelle rechtfertige den Schritt nicht. Zudem hätte die Kirchenleitung die Synode in diese Überlegungen mit einbeziehen müssen.
Finanzdezernent Stefan Große nannte die eingesparten 133.000 Euro ein starkes Argument für die Zusammenlegung der Stellen. Wegen der Pandemie rechne die mitteldeutsche Kirche mit einem Minus von zehn Prozent bei der Kirchensteuer. Eine zuverlässige Prognose für 2021 sei schwer. "Wir fahren weiter auf Sicht", sagte der Oberkirchenrat.
Zur Schließung der Finanzierungslücke schlug er in diesem Jahr eine Entnahme aus der Ausgleichsrücklage in Höhe von 14,85 Millionen Euro vor. Das Haushaltsvolumen bleibe davon unberührt. Für 2021 regte Große eine vorläufige Verkleinerung des Etats an. Per Sperrvermerk würden etwa die Ansätze für den Schulinvestitionsfonds um 1,5 Millionen Euro oder für den Ausgleichfonds für die Kirchenkreise um 2,3 Millionen gekürzt. So kämen 8,9 Millionen Euro zusammen, die bei einer positiven Entwicklung aber freigegeben werden könnten.
Über diese Vorschläge beraten die Synodalen nun in den Ausschüssen weiter. Entschieden wird am Freitag.
Von Dirk Löhr (epd)
Bischof Kramer stimmt Landeskirche auf Strukturreformen ein
Erfurt (epd). Landesbischof Friedrich Kramer hat die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) auf tiefgreifende Strukturreformen eingestimmt. Seit Gründung der Kirche 2009 sei von dem Kirchenkreisen aufwärts davon abgesehen worden, "nun müssen wir sie angehen", sagte Kramer in seinem Bischofsbericht zu Beginn der digitalen Landessynode am Donnerstag in Erfurt. Noch während der zweitägigen Sitzung des Kirchenparlaments sollen dabei auch mit Blick auf die unmittelbaren Leitungsstrukturen der Kirche erste Weichen gestellt werden.
Es müsse geprüft werden, welcher der 37 Kirchenkreise weiter zukunftsfest sei, welchen Kirchenkreisen die Zusammenarbeit nahegelegt und wo eine Vereinigung zu empfehlen sei. Ziel bleibe, weiter in der Fläche als Kirche erkennbar und präsent zu bleiben. Über kurz oder lang würden weniger Pfarrer und Pfarrerinnen in den Gemeinden tätig sein, blickte der Bischof voraus. Diese Umbau- und Konzentrationsprozesse könnten zu Kämpfen und Verwerfungen führen, räumte er ein. Umso wichtiger sei es, "dass wir die Kultur weiter ausbauen, in der Ehren- und Hauptamtliche auf Augenhöhe miteinander reden und arbeiten".
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