01.07.2024
Domdechantin von Welck in Naumburg verabschiedet
Naumburg (epd). Die Domdechantin der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Karin von Welck, ist am Samstag mit einem Gottesdienst im Naumburger Dom aus ihrem Amt verabschiedet worden.
Sachsen-Anhalts Kultur-Staatssekretär Sebastian Putz (CDU) sagte, ihr Wirken sei ein Glücksfall für das ganze Bundesland gewesen. Der scheidenden Dechantin sei es gelungen, ein großes internationales Netzwerk in Kultur, Politik und Gesellschaft zu schaffen. An der Andacht nahmen der evangelische Regionalbischof Johann Schneider und der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige teil.
Die frühere Hamburger Kultursenatorin war 2018 zur Vorsitzenden des Domkapitels, des Führungsgremiums der Vereinigten Domstifter, gewählt worden. Sie war die erste Frau in diesem Amt. Am Beginn ihrer Amtszeit wurde der Naumburger Dom in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen.
Kontroversen lösten die Domstifter im Sommer 2022 aus, als im Westchor des Domes ein Altaraufsatz von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) um ein neues Mittelteil des Leipziger Malers Michael Triegel ergänzt wurde. Bischof Schneider lobte in seiner Predigt den Einsatz der Domstifter für das Altarprojekt. Diesen Streit hätten weder die Gemeinde noch das Domkapitel noch die Dechantin gewollt, sagte Schneider. Aber der Streit sei notwendig gewesen.
Von Welcks Nachfolger wird der Theologe Jörg Ulrich von der Universität Halle-Wittenberg. Die Vereinigten Domstifter sind eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Ihre Ursprünge liegen in den früheren Domkapiteln der Bistümer Merseburg und Naumburg.
Scheidende Domdechantin verteidigt Cranach-Triegel-Altar
epd-Gespräch: Oliver Gierens
Naumburg (epd). Die scheidende Domdechantin der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstift Zeitz, Karin von Welck, verteidigt die umstrittene Wiederaufstellung des Cranach-Triegel-Altars im Naumburger Dom. Sie würde das Projekt „auf jeden Fall“ nochmals wagen, sagte von Welck dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der ursprünglich zwischen 1517 und 1519 von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) geschaffene Altar war im Zuge der Reformation teilweise zerstört worden. Nur die beiden Seitenflügel blieben erhalten. Der 1968 geborene Leipziger Maler Michael Triegel ergänzte ihn um einen Mittelteil.
Die Aufstellung hatte im Sommer 2022 für Kontroversen gesorgt. Kritik kam unter anderem vom Internationalen Rat für Denkmalpflege Icomos, der im Auftrag der Unesco Welterbestätten begutachtet. Demnach soll der Altar die Sichtachsen auf die zwölf Stifterfiguren im Westchor verdecken, insbesondere auf die der Uta von Naumburg. Diskutiert wurde auch eine mögliche Aberkennung des 2018 verliehenen Unesco-Welterbetitels.
Vor diesem Hintergrund hatten die Domstifter 2022 eine zunächst für drei Jahre geplante Ausstellung verkürzt und den Altar auf Reisen geschickt. Erst im vergangenen Dezember wurde er wieder im Dom aufgestellt. Ob er dauerhaft im Westchor verbleiben kann, ist noch unklar. Sie hoffe das, aber glauben könne sie es noch nicht, sagte die scheidende Domdechantin.
„Ich freue mich auch, dass der Altar so ökumenisch geworden ist“, sagte von Welck. Sowohl der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer als auch der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige hätten das Projekt unterstützt. „Ich finde sowieso, evangelische und katholische Christen müssen sich unterhaken in dieser schwierigen Zeit“, sagte von Welck.
Auch für den Merseburger Dom stehe man in Kontakt mit der Unesco. Die berühmten „Merseburger Zaubersprüche“ sollen nach dem Willen des Domkapitels und des Landes in das Weltdokumentenerbe aufgenommen werden.
Von Welck war als Domdechantin seit 2018 Vorsitzende des Domkapitels, des Führungsgremiums der Vereinigten Domstifter. Die frühere Hamburger Kultursenatorin war die erste Frau in diesem Amt. Am Samstag wird sie mit einem Gottesdienst im Naumburger Dom verabschiedet.
Dazu werden der evangelische Regionalbischof Johann Schneider, der katholische Bischof Feige sowie Sachsen-Anhalts Kultur-Staatssekretär Sebastian Putz (CDU) erwartet. Ihr Nachfolger wird der evangelische Theologe Jörg Ulrich von der Universität Halle-Wittenberg.
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