28.09.2019
"Einfach da": Die Bahnhofmission feiert 125-jährigen Geburtstag
Berlin (epd). Mit über 600 Gästen ist am Freitag am Berliner Ostbahnhof das 125-jährige Bestehen der Bahnhofmission gefeiert worden. An der Festveranstaltung nahmen unter anderem Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (beide SPD), der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, der Berliner Erzbischof Heiner Koch und Bahn-Chef Richard Lutz, teil sowie Vertreter von Diakonie und Caritas.
Am damaligen Schlesischen Bahnhof war 1894 die erste Sozialstation gegründet worden, um arbeitssuchenden jungen Frauen Hilfe anzubieten und sie vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen.
Heute gebe es bundesweit 104 Bahnhofsmissionen mit über 400 hauptamtlichen und 2.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern, sagte der Bundesvorsitzende der Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission (KKBM), Klaus-Dieter Kottnik. Bereits seit 1910 werden die Sozialstationen von den beiden großen Kirchen als ökumenisches Projekt betrieben. "Willkommen sind bei uns alle und jeder - egal welcher Religion und Weltanschauung", sagte Kottnik.
"Ihre blauen Westen sind bekannt im ganzen Land", sagte die Bundesfamilienministerin in ihrem Grußwort. Wer Hilfe brauche, könne sich zu jeder Zeit an die Bahnhofsmission wenden - "sie sind einfach da", zitierte Giffey das Jubiläumsmotto "Einfach da, seit 125 Jahren". Sie hob das Engagement der Freiwilligen auch für Familien und Kinder hervor, die mit dem Begleitdienst Kids on Tour jährlich über 8.000 Kinder in Zügen begleiten.
Berlins Erzbischof Heiner Koch nannte die Bahnhofsmission "puren Geschmack des Christentums" mit einer großartigen und wichtigen Mission. "Sie erinnern uns daran, dass man Christen unmittelbar daran erkennen können muss, wie sie sind und was sie tun", sagte Koch. "Ihre Arbeit ist oft unspektakulär und im Verborgenen", sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford- Strohm. Aber sie strahle "das göttliche Licht" aus.
Berlins Regierender Bürgermeister betonte, "nichts von dem, was sie täglich tun, ist selbstverständlich. Viele schauten weg, wenn sie Not und Elend sehen, "sie nicht", sagte Müller. Bahnchef Richard Lutz würdigte die Arbeit der Bahnhofmissionen als "gelebte Menschlichkeit". Ein am Freitag unterzeichneter neuer Rahmenvertrag zwischen Bahn und den Bahnhofsmissionen sichert nach Worten von Lutz deren Arbeit langfristig ab. So wird die Bahn weiterhin mietfrei Räume zur Verfügung stellen.
Wichtigste Funktion der Einrichtungen sei mittlerweile die soziale Hilfe für Menschen, die den Anschluss an die Gesellschaft verloren haben, sagte der Bundesvorsitzende Kottnik. Mehr als die Hälfte der jährlich zwei Millionen Gäste seien sozial benachteiligt und fänden aus eigener Kraft keinen Zugang mehr zu den regulären Hilfesystemen. Dazu kämen jährlich mehr als 340.000 Reisehilfen.
Die Bahnhofsmission am Berliner Ostbahnhof, die einzige, die auch in der DDR betrieben wurde, zählt nach eigenen Angaben jährlich 54.000 Gäste. 102.000 Mahlzeiten werden pro Jahr ausgegeben und 6.500 Beratungen durchgeführt. Eine neue Wanderausstellung der Deutschen Bahn Stiftung über "125 Jahre Bahnhofsmission" ist im Ostbahnhof bis 10. Oktober und anschließend unter anderem in Dresden und Frankfurt am Main zu sehen.
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