14.07.2020
EKD-Ratsvorsitzender kritisiert geplante Umwandlung der Hagia Sophia | Kritik auch von islamischer Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland
Frankfurt a.M. (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat die geplante Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee kritisiert.
„Ich hoffe sehr, dass diese Entscheidung noch einmal überdacht wird“, schrieb der bayerische Landesbischof am Samstag auf Facebook zu der Anordnung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, das zuletzt als Museum genutzte Gotteshaus in Istanbul künftig wieder als Moschee zu nutzen. Zuvor hatte das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei den Weg dafür freigemacht.
Ziel aller sollte es sein, das friedliche Zusammenleben zu stärken
Bedford-Strohm erklärte, die im 6. Jahrhundert als christliche Kirche errichtete und seit dem 15. Jahrhundert als Moschee genutzte Hagia Sophia sei seit der Umwandlung in ein Museum 1935 durch den türkischen Republikgründer Kemal Atatürk von vielen Menschen „als Ort eines friedlichen Zusammenlebens der Religionen besucht worden. Das war gut so.“ Es sollte das Ziel aller sein, dieses friedliche Zusammenleben zu stärken. „Und es sollte auch Ziel staatlichen Handels sein. Die jetzige Entscheidung wirkt dem entgegen und sollte rückgängig gemacht werden.“
Auf die Hagia Sophia erheben Christen wie Muslime gleichermaßen Anspruch. Sie wurde als „Kirche der göttlichen Weisheit“ im Jahr 537 geweiht und war fast ein Jahrtausend lang die christliche Hauptkirche Konstantinopels. Als die Türken 1453 die Stadt eroberten, wurde sie zur Moschee umfunktioniert. In den 1930er Jahren wandelte Atatürk sie in ein Museum um – dieser Beschluss wurde mit dem Urteil des Verwaltungsgerichts nun annulliert. Die Hagia Sophia gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.
In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Streit zwischen Christen und Muslimen über die Nutzung des Bauwerks gegeben. Unter anderem sorgten Lesungen aus dem Koran in der Hagia Sophia im islamischen Fastenmonat Ramadan bei Christen für Empörung.
Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland: Entscheidung wird Gefühle von Christen verletzen
"Nachdem ein Gericht die Konvertierung der ehemaligen "Hagia Sophia" in Istanbul in ein Museum für ungültig erklärt hat, soll Berichten zufolge das Gebäude nun in eine Moschee umgewandelt werden.
Dieser Schritt wird unweigerlich die Gefühle von Millionen von Christen weltweit verletzen. Es ist zudem für den interreligiösen Dialog schädlich. Das Gebäude kann besser, wie seit Jahrzehnten schon, ein Museum bleiben, um auf die Gefühle der Christen Rücksicht zu nehmen. Insbesondere, da die damalige türkische Regierung 1934 die Hagia Sophia aus Rücksicht auf die Gefühle aller Religionsgemeinschaften in ein Museum umgewandelt hat.
Der zweite Khalif der Muslime, Hadhrat Umar (ra), wurde von den Christen Jerusalems selbst eingeladen in der Grabeskirche zu beten. Er lehnte diese gut gemeinte Offerte mit der Begründung ab, dass die späteren Muslime die Kirche als Gebetsort des Khalifen in Besitz nehmen könnten. Er betete deshalb auf den Stufen der Kirche!
Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer Glaubensgemeinschaften ist für den interreligiösen Dialog und den Frieden in der Gesellschaft essenziell. Der Frieden muss Vorrang haben und jeder Schritt, der den Frieden, die Einheit der Bevölkerung des Landes oder den interreligiösen Dialog gefährdet sollte vermieden werden."
(Pressestelle der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland, Kontakt: 0163-3027473, presse@ahmadiyya.de)