21.07.2022
Entsetzen über Zerstörung von Erinnerungsort in Buchenwald
Weimar (epd). Nach der Schändung von sieben Gedenkbäumen zur Erinnerung an NS-Opfer des Konzentrationslagers Buchenwald hat die Stadt Weimar eine Belohnung von 10.000 Euro zur Ergreifung der Täter ausgelobt.
Der Angriff auf die Bäume habe sich neben der Bahntrasse zwischen der Stadt Weimar und dem Bahnhof Buchenwald ereignet, teilte die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am Donnerstag in Weimar mit. Einer der sieben abgesägten Bäume erinnerte an das Schicksal der im Konzentrationslager ermordeten Kinder. Die anderen seien seit 2015 von Hinterbliebenen und Freunden einzelner Häftlinge gepflanzt worden.
Die am Mittwochabend bekanntgewordene Tat löste bundesweit Entsetzen aus. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sprach von einer „feigen Tat“, die schmerze: „Wenn Bäume abgesägt werden, weil man die Erinnerung an die Gräueltaten auslöschen will, dann begeht man die Tat erneut“, erklärte Ramelow auf Twitter. Das sage viel über die Haltung der Täter: „Hass und Hetze zerstört die Herzen.“ Ramelow kündigte an, sich an der Neupflanzung zu beteiligen.
Das Internationale Auschwitz Komitee verurteilte die Tat. Überlebende der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager empfänden „diese hasserfüllte und kalkulierte Machtdemonstration von Neonazis als direkten Angriff gegen alle in den Lagern ermordeten Menschen“. Derartige Attacken seien „auch ein Resultat der erinnerungspolitischen Wende, zu der Rechtsextreme in der AfD immer wieder aufrufen“, erklärte Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner. Für die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft sprach deren Vorsitzende Andrea Despot von einem Angriff auf die Würde der NS-Opfer. Die Tat mache fassungslos.
Auch Fußball-Bundesligist Schalke04 will bei der Pflanzung neuer Erinnerungsbäume mithelfen. Die abgesägten Bäume seien „Bilder, die sprachlos machen“, twitterte der Verein: „Weil sie vielmehr zeigen als abgesägte Bäume. Sie zeigen eine Geisteshaltung, die gegen alles steht, was Schalke ausmacht.“
Die Tat hat sich nach Angaben der Stiftung im Laufe dieser Woche ereignet. Erst am Montag sei die frei zugängliche Lichtung auf dem Ettersberg von einem Mitarbeiter der Gedenkstätte besucht worden. „Wir sind entsetzt über den gezielten Angriff auf das Gedenken“, schrieb die Stiftung auf Twitter. Auch eine Hinweistafel zu Aschegräbern von KZ-Opfern sei beschädigt worden.
Die Erinnerungsbäume sind Teil des Gedenkprojektes „1.000 Buchen“, bei dem seit 1999 entlang der Route des Todesmarschs von Buchenwald ins bayrische KZ Flossenbürg Bäume zur Erinnerung an Häftlinge oder Opfergruppen gepflanzt werden können.
Das Konzentrationslager Buchenwald wurde zwischen 1937 und 1945 als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Insgesamt 280.000 Menschen wurden hier unter unmenschlichen Bedingungen gequält und gefoltert. Rund 56.000 Opfer starben an Hunger, Erschöpfung oder wurden ermordet.
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