10.11.2022
Evangelische Bischöfe: Nicht genug mit dem Bösen gerechnet
Magdeburg/Erfurt (epd). Die evangelischen Bischöfe Christian Stäblein und Friedrich Kramer haben Versäumnisse der Kirche bei der Bewertung der geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre eingeräumt.
„Vielleicht haben wir nicht richtig hingeschaut, etwa in Syrien oder beim Tschetschenien-Krieg“, sagte Kramer, der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist, in einem Interview der Wochenzeitung „Glaube+Heimat“ (Mittwoch). Der Berliner Bischof Stäblein ergänzte: „Nicht mit dem Bösen zu rechnen, kann in den letzten Jahrzehnten ein Fehler gewesen sein.“
„Ich stimme zu: Wir haben in Syrien nicht so hingeguckt, wie wir es hätten tun müssen. Wir haben die Geflüchteten hier aufgenommen, aber wir haben dem Elend, das Russland kräftig vorangetrieben hat, auch tatenlos zugesehen“, fügte Stäblein hinzu: „Wir haben dieser Struktur keinen Einhalt geboten und damit auch eine urchristliche Aufgabe vernachlässigt, nämlich die Eindämmung des Bösen.“ Stäblein ist Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Flüchtlingsbeauftragter der EKD.
Kramer, der auch EKD-Friedensbeauftragter ist, warnte mit Blick auf den Ukraine-Krieg davor, pazifistische Positionen lächerlich zu machen. Wenn versucht werde, das Bemühen um Abrüstung der vergangenen 30 Jahre als Fehler darzustellen, sei das nicht zutreffend. Stäblein bekräftigte seine Zustimmung, dass Deutschland Waffen zur Unterstützung der Verteidigung der Ukrainer liefert. Zugleich warb er um Verständnis für die vielen unterschiedlichen Positionen der evangelischen Kirche in der Friedensethik.
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