04.11.2022
Evangelische Kirche sucht nach dem "Push" | Synode der EKD berät ab Sonntag in Magdeburg
Hannover, Magdeburg (epd). Anfang November kommt in Magdeburg die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu ihrer Jahrestagung zusammen, erstmals seit 2019 in Präsenz.
Viele Mitglieder des Kirchenparlaments, das sich im Mai 2021 unter Corona-Bedingungen digital neu konstituiert hat, dürften sich dann erstmals von Angesicht zu Angesicht sehen. Auch den neuen Rat der EKD hat das Kirchenparlament im vergangenen Jahr digital gewählt.
Vom 6. bis 9. November treffen sich die 128 EKD-Synodalen in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt, und das sei „superwichtig“, sagt die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich. Bei allem Guten an digitalen Formaten habe das persönliche Kennenlernen doch gefehlt, sagt sie.
Die 26-Jährige führt seit Frühjahr 2021 das Kirchenparlament, neben dem Rat der EKD und der Kirchenkonferenz mit Vertretern und Vertreterinnen aus allen 20 Landeskirchen eines der drei Leitungsorgane der evangelischen Kirche. Die Synode verabschiedet Kirchengesetze, entscheidet über den Haushalt der EKD und gibt mit ihren Beschlüssen auch inhaltliche Richtungen vor.
Zuletzt haben die Synodalen 2020 mit einem Reformpaket wesentliche Wegmarken für die Zukunft gesetzt. Dazu gehörten ein Grundsatzpapier zu Auftrag und Aufgaben der evangelischen Kirche sowie eine langfristige Finanz- und Digitalstrategie. Geprägt sind alle Überlegungen vom Verlust an Kirchenmitgliedern. 2021 sank der Anteil der Bevölkerung, der evangelischer oder katholischer Kirche angehört, auf knapp unter 50 Prozent. 19,7 Millionen Deutsche gehören der jüngsten Statistik zufolge noch der evangelischen Kirche an.
Hinter den von der vergangenen Synode beschlossenen Reformkurs stellt sich auch Heinrich. Die Strategien und Leitsätze dürften nicht aus dem Blick geraten, sagte sie dem epd. Noch einen „Push“ könnte nach ihren Worten die Kommunikation der Kirche mit ihren Mitgliedern bekommen. „Das fängt bei unserer gemeinsamen Erkennbarkeit an und hört bei Datenbanksystemen noch nicht auf“, sagte Heinrich. Eine Rundmail an Mitglieder einer Kirchengemeinde ist heute nicht nur Seltenheit, sie ist wegen nicht vorhandener Daten vielerorts gar nicht möglich. Dort gebe es Nachholbedarf: „Wir müssen besser darin werden, zielgenau und erkennbar auf unterschiedlichsten digitalen Kanälen mit unseren Mitgliedern zu kommunizieren.“
Vor der Synode wird in diesem Jahr erstmals die im November 2021 gewählte EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus ihren Bericht abgeben. Nach ihrer Wahl zur höchsten Repräsentantin der deutschen Protestanten hatte die westfälische Präses das auch für die evangelische Kirche schmerzhafte Thema sexualisierte Gewalt zur Chefinnensache erklärt. Ein halbes Jahr davor scheiterte das Gremium zur Beteiligung Betroffener an Aufklärung und Prävention von Missbrauch und brachte die Kirche in negative Schlagzeilen.
Seit diesem Jahr gibt es das Beteiligungsforum als neues Format, in dem Menschen, die in der evangelischen Kirche oder Diakonie Missbrauch erlitten haben, auf Augenhöhe in Entscheidungen eingebunden werden sollen. Das gilt laut Heinrich, die dem Forum angehört, auch für die Synode. „Wir werden die dazugehörigen Tagesordnungspunkte jetzt immer gemeinsam vorbereiten“, sagt sie. Auch jede Entscheidung des Kirchenparlaments müsse im Beteiligungsforum vorbesprochen werden, womit die Synode wie andere Gremien der EKD auch Macht abgibt. Heinrich erwartet, dass das nicht immer einfach sein wird. „Wir werden viel aushalten müssen“, sagt sie. Aber das sei richtig und wichtig: „Ich stehe zu diesem Ansatz, der unsere demokratischen Entscheidungswege mit der direkten Beteiligung Betroffener zusammenbringt.“
Auf der Tagesordnung der Synode in Magdeburg steht auch der kirchliche Klimaschutz. „Die Synode fordert hier schon ein, dass die Kirche auch selbst Maßnahmen für mehr Klimaschutz ergreift“, sagt Heinrich und verweist auf die kürzlich von EKD und Kirchenkonferenz verabschiedete Klimaschutzrichtline. Eine Maßnahme wird für die mehrtägige Synode selbst neu sein: Die Delegierten werden zum Mittag weiter zwischen zwei Essen wählen können. Beide werden aber vegetarisch sein.
Von Corinna Buschow (epd)
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