15.07.2024
Flughafenseelsorge als Anlaufstelle bei kleinen und großen Sorgen
Leipzig, Halle (epd). Pfarrerin Maria Bartels ist neben ihrer Gemeindearbeit als Flughafenseelsorgerin am Airport Leipzig/Halle tätig.
Es gibt ein Ereignis, das den Mitarbeitern des Flughafens Leipzig/Halle so sehr in Erinnerung geblieben ist, dass sie Maria Bartels noch heute darauf ansprechen. Die evangelische Pfarrerin aus Leipzig ist neben ihrer Gemeindearbeit als Flughafenseelsorgerin am Airport Leipzig/Halle tätig und für die kleinen und großen Nöte unzähliger Fluggäste, der Mitarbeiter und anderer Ratsuchender zuständig. Ein Vorfall, der noch in die Zeit ihrer Vorgängerin fiel, brennt manchen Mitarbeitern bis heute unter den Nägeln: Ein Elternpaar kam damals mit einem toten Kind aus dem Urlaub zurück.
So dramatisch wird es für Maria Bartels und ihren katholischen Kollegen Thomas Bohne meistens nicht. Wenn sie mit ihrer lilafarbenen Weste mit der Rückenaufschrift „Seelsorger“ und dem Kreuz am Revers durch die Hallen des eher kleinen Airports gehe, werde sie manchmal auf Alltagsprobleme angesprochen. „Das sind in erster Linie Informationen über den Flugablauf, Wegbeschreibungen, aber auch Probleme in der Familie, mit den Kollegen und der Arbeit - das bunte Feld, wie es auch in Kirchengemeinden auftritt“, berichtet die Pfarrerin.
Dass Menschen sich bewusst an sie wenden, komme dagegen eher selten vor. Manchmal gebe es beispielsweise christliche Reisegruppen, die vor ihrem Abflug oder bei der Landung eine Andacht feiern wollten. „Meistens ist es so, dass wir Angebote haben oder auf die Leute zugehen“, sagt Bartels.
Und doch müssen die Seelsorger manchmal auf Ereignisse reagieren. Im vergangenen Sommer habe es etwa auf der griechischen Ferieninsel Rhodos gebrannt, erinnert sich die Leipziger Pfarrerin. Viele Evakuierungsflüge für Touristen seien damals in Leipzig/Halle gelandet. „Da war ich vor Ort und war einfach mit da, falls es irgendwas aufzufangen gab.“
Diesen besonderen Service gibt es an elf Flughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nach Angaben der Ökumenischen Konferenz Flughafenseelsorge in Deutschland sind darunter große Airports wie Berlin Brandenburg, Frankfurt und Düsseldorf, aber auch kleinere Flughäfen wie Dresden oder Münster/Osnabrück.
Ob seelische Nöte, etwa Krankheiten oder Todesfälle, persönliche Ängste und schwer zu ertragende Nachrichten, die überbracht werden müssen oder Menschen, die am Flughafen gestrandet sind und soziale Hilfen benötigen: Es gibt viele Fälle, in denen Flughafenseelsorger zum Einsatz kommen. Dafür sind Geistliche wie Maria Bartels geschult. Sie ist unter anderem ausgebildete Klinikseelsorgerin, die sich speziell um kranke Menschen und ihre Angehörigen kümmert. Überdies hat sie eine Kriseninterventionsausbildung für Akutfälle absolviert. Doch solche Notfälle habe sie in den anderthalb Jahren, in denen sie am Flughafen Leipzig/Halle arbeitet, noch nicht erlebt, erzählt Bartels.
Viele Fluggäste suchen laut Bartels die etwas versteckt gelegene christliche Kapelle auf, zünden eine Kerze an oder schreiben in das Gebetsbuch. „Das ist ja ein Trend unserer Zeit, dass Gottesdienstbesuche rückgängig sind, aber nicht die Spiritualität“, erzählt Bartels. In das Buch schrieben die Besucher Gedanken und Gefühle. „Es sind Freude und Dankbarkeit, aber auch viele Sorgen, gerade in der Situation von Abschied und Vorfreude“, berichtet die Pfarrerin. Sie hofft, dass Menschen so einen Weg zu Gott finden.
Mit Angeboten wie Andachten oder Ausstellungen wollen die beiden Seelsorger auf die Menschen zugehen, die während der Wartezeit bis zum Abflug den Weg in die Kapelle finden. Diese wird laut Bartels von Menschen mit und ohne religiöse Bindung rege genutzt, obwohl sie mit Kreuz und Altar als christlicher Andachtsraum eindeutig erkennbar ist.
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