24.02.2023
Franckesche Stiftungen warten weiter auf Aufnahme ins Unesco-Welterbe
Halle (epd). Der geplanten Bewerbung der Franckeschen Stiftungen zur Aufnahme in das Unesco-Welterbe droht eine jahrelange Verzögerung.
Deutschland habe sich um einen Sitz in der für die Vergabe zuständigen Kommission beworben, so Stiftungsdirektor Tobias Müller-Bahlke am Donnerstag in Halle (Saale). Sollte diese Bewerbung erfolgreich sein, würden alle deutschen Vorschläge für die Dauer der Kommissionsmitgliedshaft zurückgestellt werden.
Grundsätzlich sieht Müller-Bahlke die Bewerbung jedoch auf gutem Wege. Die Vorarbeiten seien gemacht und würden von den zuständigen Stellen im Auswärtigen Amt unterstützt. Die historischen Gebäude der Stiftung seien als weltweit einzigartiges Beispiel sozialer und pädagogischer Zweckarchitektur bereits auf die nationale Vorschlagsliste für das Unesco-Weltkulturerbe gesetzt worden.
Auch die Sanierung des Gebäudebestands sei inzwischen weitgehend abgeschlossen. 2023 werde mit dem Umbau des Südflügels der historischen Meierei zu einem Veranstaltungsgebäude begonnen, sagte Müller-Bahlke. Die benötigen 3,7 Millionen Euro für die Arbeiten stünden bereit. Überraschend sei das Ergebnis der vorangestellten Bauuntersuchung gewesen. „Wir dachten, der Südflügel sei nur ein einfacher Verbindungsbau zwischen den benachbarten Gebäuden gewesen. Es hat sich herausgestellt, dass es sich um den ehemaligen Schweinestall des Landwirtschaftsbetriebs und damit um eines der wirklich ältesten Gebäude auf dem Gelände handelt“, sagte der Direktor.
Fortgesetzt werde der nachhaltige Umbau des Gebäudebestands. Dazu gehöre nicht nur die Installation von Solaranlagen auf den Flachdächern aus DDR-Zeiten. Auch an eine große Zisterne sei gedacht, die Starkregen auffangen und für trockene Zeiten speichern soll. Laut Müller-Bahlke fehlt derzeit aber noch die zündende Idee zur Finanzierung des Vorhabens in geschätzter Höhe von neun Millionen Euro.
Inhaltlich widmen sich die Stiftungen 2023 dem Thema Streit. Mit prominenten Gästen und neuen Veranstaltungsformaten solle die aktuelle Debatte um die heutige Streitkultur aufgegriffen werden, kündigte Müller-Bahlke an. Die Stiftung leiste damit ihren Beitrag zum gleichnamigen stadtweiten Themenjahr. Im Mittelpunkt des Programms stehe von Mitte März an die Jahresausstellung „Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute“. Kontroverse Debatten erhofft sich die Stiftung auch um Vorträge des Schriftstellers Ingo Schulze oder des Journalisten und Fernsehmoderators Frank Plasberg, die im Jahresverlauf in Halle erwartet werden.
Zufrieden zeigte sich Müller-Balhke mit der Besucherentwicklung 2022: Trotz der anfänglich noch bestehenden Corona-Beschränkungen habe die Stiftung wieder mehr als 100.000 Gäste begrüßen können. Gerade die letztjährige Dauerausstellung „Macht der Emotionen“ sei auf großes Interesse beim schwer erreichbaren jungen Publikums gestoßen.
Die Franckeschen Stiftungen zu Halle beherbergen über 50 kulturelle, wissenschaftliche, pädagogische und soziale Einrichtungen. Sie wurden 1698 durch den Theologen und Pädagogen August Hermann Francke (1663 - 1727) gegründet.
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