21.04.2022
Gefühlsintensive Schau über Pietismus in Halle

Halle (epd). Eine Kabinettsausstellung der Franckeschen Stiftungen beschäftigt sich mit der Rolle von Gefühlen im Pietismus als Frömmigkeitsbewegung.

Die Schau „Fromme Gefühle. Bilder und Texte in Büchern des Pietismus“ beleuchtet von Donnerstag an die Macht der Gefühle, die beim Lesen frommer Schriften hervorgerufen werden sollten, wie die Stiftung in Halle (Saale) am Mittwoch mitteilte. Die Ausstellung konzentriere sich auf Bücher und Kupferstiche aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die zur historischen Stiftungsbibliothek gehören.

Die in fünf Kapitel unterteilte Schau bietet Zugänge zur neueren historischen Emotionsforschung und der Erkenntnis, dass Emotionen nicht einfach nur existieren, sondern gemacht werden, wie Kuratorin Britta Klosterberg erklärte: „Es sind emotionale Praktiken, die Leib und Seele verbinden.“ Die Ausstellung zeige beispielsweise Kupferstiche aus der pietistischen Erbauungsliteratur, die körperlichen Ausdruck von Gefühlen darstellen wie Knien, Beten oder Seufzen. Die fünf Kapitel heißen „Buße und Bekehrung“, Erwünschte und unerwünscht Gefühle„, “Das fromme Herz„, “Der körperliche Ausdruck von Gefühlen„ sowie “Die emotionale Gemeinschaft".

Gleichzeitig geht die Schau der Frage nach, welche Themen vorrangig in den ausgewählten Büchern vermittelt werden. „Ganz typisch für den Pietismus sind dabei natürlich Buße und Bekehrung“, so Klosterberg. Auch das Vokabular der Texte stehe im Fokus. Die emotionale Bandbreite reiche dabei von tiefster Verzweiflung bis zur hellen Freude.

Die Besucher sollen laut der Kuratorin vor allem eines aus der Ausstellung mitnehmen: Das Wissen, „dass Gefühle in unterschiedlichen Zeiten, Räumen und Kontexten unterschiedliche Bedeutung haben, aber auch von Protagonisten unterschiedliche wahrgenommen wurden“, wie Klosterberg sagte. Das könne auch auf die heutige Zeit übertragen werden.

Die vorgestellten Bücher und Texte vermitteln laut Klosterberg nicht nur Wissen über Emotionen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, sondern zeigten auch, dass sie dazu bestimmt waren, bestimmte Emotionen bei den Lesern zu wecken. Dazu gehörten insbesondere Trost und eine Stärkung des Glaubens.

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