21.02.2021
Grütters unterstreicht Bedeutung jüdischen Lebens in Deutschland | Sachsen-Anhalt feiert 1.700 Jahre jüdisches Leben
Berlin/Köln (epd). Nach den Verbrechen der Nazis und dem Holocaust ist jüdisches Leben in Deutschland nach den Worten von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) "ein Geschenk und eine großes Geste des Vertrauens".
Umso wichtiger sei es angesichts der "immer hemmungsloser zur Schau getragenen antisemitischen und rechtsextremen Provokationen, frühzeitig und nachhaltig in der Entwicklung junger Menschen zu vermitteln: Jüdisches Leben gehört zu uns", sagte sie am Freitag in Berlin. Am Sonntag startet das Jubiläumsjahr "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" mit einem Festakt in Köln.
Anlass des Festjahres mit bundesweit mehr als tausend geplanten Veranstaltungen ist der erste urkundliche Nachweis jüdischen Lebens in Mitteleuropa vor 1.700 Jahren. Am 11. Dezember 321 hatte der römische Kaiser Konstantin die Stadtoberen in Köln per Edikt angewiesen, Juden Bürgerrechte einzuräumen, unter anderem die Ausübung öffentlicher Ämter. Bund, Länder und Kommunen fördern das Programm mit insgesamt 25 Millionen Euro.
"1.700 Jahre jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Deutschland zeigen, dass jüdische Kultur und Traditionen unser Zusammenleben seit Jahrhunderten prägen", betonte Grütters: "Mit dem Jubiläum und seinen zahlreichen Veranstaltungen verbinden wir den Wunsch, dass sich ein selbstbewusstes Judentum hier in Zukunft noch offener entfalten kann." Laut Grütters soll mit Unterstützung des Bundes jedes Jahr am 9. Oktober ein Aktionstag für größere Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Deutschland und in Erinnerung an den antisemitischen Anschlag in Halle stattfinden.
Sachsen-Anhalt feiert 1.700 Jahre jüdisches Leben
Magdeburg (epd). Sachsen-Anhalt beteiligt sich mit zahlreichen Projekten an dem am Sonntag beginnenden Festjahr zu "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Dazu zählten etwa die Vernetzung der verschiedenen jüdischen Kulturtage im Land, die Organisation des weltweit größten Laubhüttenfestes "Sukkot XXL" oder die 225-Jahr-Feier der Synagoge Gröbzig im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, teilte die Staatskanzlei am Freitag in Magdeburg mit.
An den Vorhaben im Festjahr beteiligten sich verschiedene Vereine, Verbände, Gemeinden, zivilgesellschaftliche Initiativen und öffentliche Einrichtungen. Sie machten jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt in seinen vielfältigen Ausprägungen sichtbarer, erklärte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). In Vorbereitung seien etwa wissenschaftliche Tagungen, Theaterstücke, Konzerte, Ausstellungen und Bildungsprojekten. "Ich hoffe, dass es im Jahresverlauf noch viel mehr werden", sagte der Ministerpräsident.
Das Festjahr bezieht sich auf ein Edikt des Kaisers Konstantin aus dem Jahre 321 unserer Zeitrechnung, das festlegte, dass jüdische Menschen städtische Ämter in Köln bekleiden durften und sollten. Es gilt als ältester erhaltener Nachweis jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Das Festjahr beginnt daher auch mit einem Festakt in Köln, der pandemiebedingt auf ein TV-Ereignis beschränkt bleibt. Auch auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts sei jüdisches Leben seit mehr als 1.000 Jahren nachweisbar, hieß es aus der Staatskanzlei.
Berlin (epd). Zur offiziellen Eröffnung des Festjahres "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" am Sonntag hat die Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine" eine 92-seitige Sonderbeilage veröffentlicht.
Wie die Zeitung am Donnerstag in Berlin mitteilte, erklärt darin Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Grußwort, er wünsche sich, dass es im Festjahr gelingt, mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, "wie tief das Judentum verwoben ist mit der Geschichte und Kultur unseres Landes". Politik und Gesellschaft seien gefordert, alles dafür zu tun, dass Juden sich in Deutschland weiterhin zu Hause fühlten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigt den Angaben zufolge in einem Gastbeitrag für die Beilage die Leistungen und Errungenschaften jüdischer Wissenschaftler und Künstler. Zugleich erinnert sie in dem Beitrag daran, "was jüdischen Familien angetan wurde durch Ausgrenzung und Verleumdung, durch grausame Pogrome - immer wieder über Jahrhunderte hinweg". Das dunkelste Kapitel der deutsch-jüdischen Geschichte bildete dabei "der unfassbare Zivilisationsbruch der Schoa", so Merkel.
Das Jubiläumsjahr "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" startet am Sonntag mit einem Festakt. Der Auftakt des Festjahres werde von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr in der ARD und der Deutschen Welle ausgestrahlt, teilte der Verein "321-2021" am Donnerstag in Köln mit. Übertragen wird unter anderem eine Grußbotschaft von Bundespräsident Steinmeier, der die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat. Anlass des Festjahres ist der erste urkundliche Nachweis jüdischen Lebens in Mitteleuropa vor 1.700 Jahren.
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