08.10.2024
Kirche verurteilt Zerstörung und Raub von Stolpersteinen

Am Montag (7. Oktober 2024) wurden in der Innenstadt von Zeitz alle sogenannten „Stolpersteine“ herausgerissen und gestohlen. Sie erinnern an die von den Nationalsozialisten deportierten und ermordeten Zeitzer Juden.

„Eine solche Handlung an den Gedenksteinen ist zu jeder Zeit ein unentschuldbares Vergehen, aber ausgerechnet am 7. Oktober, dem Jahrestag des terroristischen Angriffs der Hamas auf die Bewohner Israels, ist es besonders abscheulich und macht die Stoßrichtung der Täter deutlich“, sagte Regionalbischof Dr. Johann Schneider, der sich sofort bei Bekanntwerden an die Zeitzer Gemeinde gewandt hatte. „Als evangelische Kirche können wir dazu nicht schweigen.“

Vor einem Jahr wurden mehr als tausend Menschen von der Hamas getötet und 200 verschleppt, die zum Teil bis heute als Geiseln gefangen gehalten werden. „Der Raub der Gedenksteine ist wie eine Leugnung der Gräueltaten im sogenannten Dritten Reich. Wir verurteilen dies aufs Schärfste und rufen alle Menschen guten Willens zur aktiven Solidarität mit den jüdischen Menschen auf, die Opfer von Hass, Gewalt und Antisemitismus sind“, so der Regionalbischof weiter.

Zutiefst erschüttert reagierte auch Pfarrer Werner Köppen auf diese Nachricht. Er betonte die große Bedeutung der Stolpersteine als Orte der Erinnerung. Die evangelischen Kirchengemeinden in Zeitz und Rasberg werden daher die gemeindliche Kollekte aus ihren Gottesdiensten in dieser Woche der Wiederherstellung der Stolpersteine widmen. Zudem unterstützt die evangelische Kirche den Aufruf der Initiative „Stolpersteine in Zeitz“ zu einem Rundgang am 19. Oktober an die Orte, an denen die Stolpersteine herausgebrochen wurden.

 

Unbekannte reißen Stolpersteine in Zeitz aus dem Boden

Zeitz (epd). In Zeitz in Sachsen-Anhalt sind sämtliche zehn Stolpersteine herausgerissen worden, die als Gedenkzeichen an deportierte und ermordete Juden erinnern. Nach Angaben der Polizei im Burgenlandkreis hat sich die Tat zwischen Freitagnacht und Montagfrüh ereignet. Der Zeitzer Stadtsprecher Lars Werner nannte auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) die Nacht von Sonntag auf Montag als Tatzeitpunkt. Am Montag jährte sich zum ersten Mal der Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023.

Die zehn Stolpersteine waren den Angaben zufolge an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet verlegt. Die „Initiative Stolpersteine für Zeitz“ hatte sich für die Verlegung eingesetzt. Laut Werner will die Initiative nun Spenden sammeln, um die Stolpersteine zu ersetzen.

Die Initiative ruft nach Angaben des örtlichen Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel (Grüne) für den 19. Oktober zu einer Stadtwanderung zu allen zehn Standorten auf. Striegel hat nach eigenen Angaben eine Belohnung von insgesamt 1.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter sowie zur Rückgabe des Diebesguts führen.

Der oder die Täter sind laut Polizei unbekannt. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, da ein fremdenfeindliches Motiv nicht ausgeschlossen werden könne, hieß es.

Sachsen-Anhalts Regierungssprecher Matthias Schuppe sagte am Dienstag in Magdeburg, die Landesregierung verurteile solche Taten aufs Schärfste. Man unterstütze die Aktion „Stolpersteine“ bereits seit Jahren.

Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), nannte den Diebstahl der Stolpersteine „unverzeihlich“. Wer dies tue, wolle den Holocaust aus der Erinnerungskultur herausreißen. Die Steine müssten sofort ersetzt werden. Dafür habe der Kreis ein Spendenkonto eingerichtet. Nicht benötigte Spenden würden dem Simon-Rau-Zentrum in Weißenfels zur Verfügung gestellt, um das Gedenken an die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Burgenlandkreis zu unterstützen.

Die Zeitzer Bürgermeisterin Kathrin Weber zeigte sich schockiert über die Tat. „Wir als Stadt Zeitz, der gesamte Stadtrat und auch ich als Person verurteilen diese unfassbare und unverzeihliche Tat“, sagte sie. Es handle sich um eine Schändung von Orten, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnerten. Daher könne man diese nicht einfach als Diebstahl abtun.

Auch der Evangelische Kirchenkreis Naumburg-Zeitz verurteilte die Tat. Der Diebstahl am 7. Oktober, dem Jahrestag des terroristischen Angriffs der Hamas auf die Bewohner Israels, sei abscheulich und mache die Stoßrichtung der Täter deutlich, sagte Regionalbischof Johann Schneider. Die Kirche rufe alle Menschen guten Willens zur aktiven Solidarität mit den jüdischen Menschen auf, die Opfer von Hass, Gewalt und Antisemitismus seien, sagte Schneider.

Der Künstler Gunter Demnig setzt seit 1996 an Orten, an denen NS-Opfer zuletzt wohnten oder wirkten, quadratische Betonsteine mit einer Messingplatte mit den Lebensdaten ins Straßenpflaster ein.

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