10.05.2022
Kirchen und Landesregierung sehen Demokratie unter Druck
Erfurt (epd). Evangelische und katholische Kirche wollen ihre Gotteshäuser in Thüringen für ukrainische Flüchtlinge öffnen.
Grundsätzlich sollten die Kirchen allen Religionsgemeinschaften der multikonfessionellen Ukraine die Möglichkeit eröffnen, diese für ihre Gottesdienste zu nutzen, sagte der Bischof des katholischen Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, am Montag in Erfurt. Er äußerte sich im Anschluss an das turnusmäßige Jahresgespräch mit der Thüringer Landesregierung.
Die Bischöfe betonten ebenso wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), sich gegen jede Form von geschichtlichen Verdrehungen und Umdeutungen zur Wehr setzen zu wollen. Insbesondere der Versuch der russischen Regierung, Jahrzehnte lang geltende Gewissheiten und Begrifflichkeiten einen neuen Sinn überzustülpen, müsse bekämpft werde, sagte Ramelow.
Auch Bischof Neymeyr mahnte, Politik und Kirchen müssten alles unternehmen, die Demokratie auch in Deutschland gegen Versuche von Verdrehungen und Spaltung zu verteidigen. „Die Demokratie zu verteidigen, heißt unsere Vielfalt zu verteidigen“, sagte Neymeyr.
Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, forderte, die Widerstandsfähigeit gegen populistische Botschaften zu stärken. Es habe sich gezeigt, dass dies über die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements gelingen könne. Wo etwa die Umsetzung der Corona-Verordnungen auf die Ebene der Kirchenkreise delegiert worden sei, habe es zwar Debatten gegeben. Diese seien jedoch - im Gegensatz zu vielen Kundgebungen - inhaltlich und nicht populistisch geführt worden.
Bei dem Treffen ebenfalls angesprochen wurde die Notwendigkeit eines Tarifvertrages für die Pflege. Dabei stellte die Bischöfin der Landeskirche Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, klar, dass es nicht nur um die Höhe der Bezahlung gehe, sondern auch darum, dass Pflegestandards nicht abgesenkt werden dürften. Ministerpräsident Ramelow unterstützte diese Forderung.
Einigkeit herrschte auch in der Frage der Erzieherinnen-Ausbildung in Thüringen. Der evangelische Landesbischof Kramer unterstrich, dass mehr junge Menschen für diesen Beruf gewonnen werden müssten.
Das jährliche Treffen zwischen den Bischöfen der großen Kirchen sowie der Thüringer Landesregierung leitet sich aus dem Staatsvertrag zwischen Landesregierung und den Kirchen ab. Teilgenommen an dem Gespräch mit dem Thüringer Kabinett hatten neben Kramer, Hofmann und Neymeyr auch die katholischen Amtsbrüder Michael Gerber aus Fulda und Heinrich Timmerevers aus Dresden.
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