25.01.2019
Kirchen zu Engagement gegen gesellschaftliche Spaltung aufgerufen

Berlin (epd). Christen aller Konfessionen haben die Kirchen zum Einsatz gegen eine Spaltung der Gesellschaft aufgerufen. "Wir alle spüren, dass wir an einem entscheidenden Wendepunkt der Geschichte stehen, bei dem es darauf ankommt, dass der gesellschaftliche Wandel nicht von denen gestaltet wird, die mit Angstmache oder Hetze ihre Macht ausbauen und das Land spalten wollen", sagte der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, am Donnerstagabend im Berliner Dom. Anlass war der zentrale Gottesdienst zur weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde der Metropolit der Griechisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Augoustinos, für sein ökumenisches Lebenswerk geehrt. Die Laudatio hielt Altbundespräsident Christian Wulff. Der Gottesdienst im Berliner Dom wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg gefeiert.

Die Kirchen hätten den Auftrag, die "unverbrüchlich gegebene Einheit wieder sichtbarer werden zu lassen", sagte Bischof Wiesemann in seiner Predigt weiter. Er verwies darauf, dass es maßgeblich Christen gewesen seien, "die nach dem Krieg eine soziale Antwort auf den Kapitalismus entwickelten, die mit ihren Kerzen das diktatorische System der DDR zu Fall gebracht haben, die sich engagiert haben für die Versöhnung in Europa und für die grundlegenden Werte, auf die unsere Demokratie aufbaut", betonte der Theologe.

Bei der anschließenden Verleihung des Ehrenpreises für sein ökumenisches Lebenswerk an Metropolit Augoustinos würdigte Altbundespräsident Wulf den aus Kreta stammenden Theologen als Integrator, Brückenbauer und "Diplomaten der Ökumene". "Ihr Leben ist ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, sich beharrlich für Verständigung einzusetzen." Andere Gruppen von Zugewanderten sollten von diesen Erfahrungen lernen, sagte Wulff in seiner Laudatio.

Durch das Wirken des Metropoliten werde deutlich, "dass Ökumene weit über den Zusammenhang der christlichen Konfessionen hinausgeht und auf das Zusammenwirken in unserer Gesellschaft auswirkt". Wulff ermutigte daher dazu, den ökumenischen Dialog auch über gegensätzliche Positionen noch tiefer zu führen. In der heutigen Gesellschaft brauche es Menschen wie Augoustinos, "die mit Beharrlichkeit, Gelassenheit und Klugheit an der Einheit in Vielfalt arbeiten".

Der 80-jährige Metropolit Augoustinos war von 1964 bis 1972 Pfarrer in West-Berlin, betreute aber auch die orthodoxen Griechen im Ostteil der Stadt. Bis 1976 hielt er zudem Vorlesungen über orthodoxe Theologie an der Freien Universität Berlin. 1972 wurde er zum Vikarbischof der Metropolie von Deutschland gewählt. Von 1973 bis 1979 war er in der Nachfolge des verstorbenen evangelischen Bischofs Kurt Scharf Vorsitzender des Ökumenischen Rates Berlin. 1978 wurde er erstmals zum stellvertretenden Vorsitzenden der ACK gewählt.

Die seit mehr als 100 Jahren bestehende Gebetswoche wurde in diesem Jahr vom 18. bis 25. Januar von Christen aller Konfessionen begangen. Dazu fanden unter anderem zahlreiche Gottesdienste und Begegnungen statt. Der internationale liturgische Entwurf wurde in diesem Jahr von Christen aus Indonesien erarbeitet und stand unter dem Leitwort "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - ihr sollst du nachjagen". Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten die Gebetswoche gemeinsam. In Deutschland wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) getragen.

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