29.01.2025
"Kirchenkümmerer" gesucht: LandKirchenKonferenz in Neudietendorf

Neudietendorf (epd). Die LandKirchenKonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat Perspektiven für den kirchlichen Immobilienbestand im Rahmen ihrer diesjährigen Tagung diskutiert. 

Etwa 50 Immobilienexperten und ehrenamtliche „Kirchenkümmerer“ aus ganz Deutschland präsentierten dabei Konzepte, wie die Immobilien in Zeiten schwindender Mitgliederzahlen in den Gemeinden weiterentwickelt werden können, sagte Tagungsleiter Andreas Jensen in Neudietendorf bei Gotha am Dienstag zum Abschluss des zweitägigen Treffens.

Gerade in den ländlichen Räumen sei die Siedlungsstruktur naturgemäß viel kleinteiliger als etwa in städtischen Ballungsräumen. Kleinere Kirchgemeinden müssten im Verhältnis deutlich mehr Sanierungsleistungen stemmen. Umso wichtiger werde die bundesweite Vernetzung derer, die sich für den Erhalt kirchlicher Immobilien einsetzen. Auf Treffen wie in Neudietendorf könnten sich Gemeinden Anregungen geben und abholen, was funktioniere und was eher nicht, sagte Jensen.

Die Erfurter Regionalbischöfin Friederike Spengler sagte, auch in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) kenne sie Kirchengemeinden, die unter der Last ihrer Gebäude in die Knie zu gehen drohen. Oftmals fehle es an Ehrenamtlichen, die sich um die Kirchen und Pfarrhäuser kümmerten.

Dabei sei Abriss in Mitteldeutschland keine Option. Anteilsmäßig stünden 98 von 100 Kirchen in Thüringen und Sachsen-Anhalt unter Denkmalschutz. Spengler betonte, Gotteshäuser seien in allen ländlichen Gebieten Deutschlands Gebäude, deren Türme bereits von Weitem ein Gefühl von Heimat vermittelten. Diese Identifikation als Ressource zu nutzen und Kirchen und Kapellen noch stärker zu Treffpunkten des gemeinsamen Lebens aller zu machen, sei eine große Chance für die nächsten Jahre. So müssten einerseits mehr „Kirchenkümmerer“ gefunden werden. Andererseits böten etwa die großen Dachflächen Nutzungsmöglichkeiten zur alternativen Energiegewinnung und damit Möglichkeiten für zusätzliche Einnahmen.

Dennoch rechnet das Landeskirchenamt der EKM damit, nicht mehr alle Immobilien dauerhaft halten zu können. Für viele der aktuell noch 3.955 Kirchen gebe es heute schon keine Verwendung mehr. Bereits zwölf Kirchen in Mitteldeutschland seien dauerhaft aus der Nutzung genommen worden.

Als ein Grund für diese Entwicklung wird auch die Mitgliederschwäche in der EKM angesehen. So liege die durchschnittliche Zahl der Gemeindeglieder pro Kirche in Mitteldeutschland bei 150 Menschen, der EKD-Durchschnitt betrage 911 Gläubige je Gotteshaus. Noch immer gebe es trotz umfangreicher Sanierungen während der vergangenen 35 Jahre einen erheblichen Finanzbedarf.

In der EKM werden den Angaben zufolge etwa 50 Millionen Euro für den Erhalt von Kirchengebäuden aufgewandt. Davon stammt etwa die Hälfte aus Fördertöpfen der öffentlichen Haushalte. Landeskirche, Kirchenkreise und Kirchgemeinden steuern den Rest der Summe bei. Bundesweit investiert die Gesamtheit der Landeskirchen nach Angaben der EKD jährlich mehr als 1,2 Milliarden Euro in den Erhalt ihrer 20.000 Kirchen, Kapellen und Immobilien wie etwa den 74.000 Kindertagesstätten.

Von Matthias Thüsing (epd)

epd-Nachrichten und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nur mit Genehmigung der Verkaufsleitung von epd (verkauf@epd.de)


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar