14.12.2022
Kritik an Marienaltar des Naumburger Doms bekräftigt
Naumburg (epd). Die Beratungsgesellschaft Icomos, die im Auftrag der Unesco Welterbestätten begutachtet, hat ihre Kritik an dem Marienaltar des Naumburger Doms bekräftigt.
Gleichzeitig widersprach deren deutsches Nationalkomitee am Dienstag in Berlin Berichten, es habe mit der Aberkennung des Welterbe-Titels gedroht.
Hintergrund ist die Auseinandersetzung über das Altarretabel aus dem Westchor. Der von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) im Jahre 1519 geschaffene und vom Leipziger Künstler Michael Triegel zwischen 2020 und 2022 ergänzte Altar wurde nach Kritik der Beratungsgesellschaft inzwischen abgebaut.
Zu den aus der Welterbekonvention resultierenden Verpflichtungen gehöre die Erhaltung nicht nur der Substanz eines Denkmals, sondern auch dessen räumlich-ästhetischer Wirkung, betonte die Beratungsgesellschaft. Den entsprechenden Richtlinien gemäß seien Kulturdenkmäler „mit ihren Verlusten, Überschreibungen oder Uminterpretationen“ zu respektieren. In Anerkennung des Denkmals als Geschichtsquelle dürfe Neues hinzugefügt werden. Die älteren Zeitschichten dürften dabei aber nicht „unlesbar“ gemacht werden. Genau dies sei mit der Aufstellung des alt-neuen Retabels geschehen.
Die Sichtachsen auf die zwölf Stifterfiguren im Westchor seien durch das Altarretabel beeinträchtigt worden. Überdies hätten die Vereinigten Domstifter als Sachwalter des Weltkulturerbes sich nicht an die Verpflichtung gehalten, die Planung für das Altarretabel vor Auftragserteilung an Triegel dem Unesco-Sekretariat zu melden, hieß es. Der Naumburger Dom ist seit 2018 Unesco-Weltkulturerbe.
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