12.06.2018
Landesregierung und Kirchen wollen gegen Antisemitismus vorgehen

Erfurt (epd). Thüringens Landesregierung und die beiden Amtskirchen wollen gemeinsam gegen Antisemitismus vorgehen. Eine entsprechende Arbeitsgruppe solle zügig mit ihrer Arbeit beginnen, kündigte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) nach dem traditionellen "Bischofsgespräch" am Dienstag in Erfurt an.

An dem Treffen hatten mehrere Minister des rot-rot-grünen Kabinetts, die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, der Bischof des Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, und für das Bistum Dresden-Meißen Dekan Klaus Schreiter teilgenommen.

Es müsse darum gehen, das Zusammenleben mit den jüdischen Mitbürgern von Grund auf positiv zu gestalten, betonte Junkermann. Es gehe nicht, wenn über Juden oder Menschen jüdischen Glaubens nur geredet werde, wenn sie zu Opfern von Diskriminierung oder gar Gewalt geworden seien. Neymeyr hob die großen Anstrengungen der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen für ein gelingendes Miteinander hervor. Gerade in der Sozialarbeit bei der Integration der aus der ehemaligen Sowjetunion nach Thüringen gekommenen Juden werde von der Gemeinde Großartiges geleistet.

Man sei sich einig gewesen, dass Kreuze in Amtsstuben nichts zu suchen haben, betonte Ramelow weiter. Hier gelte das strikte Gebot der Trennung von Staat und Religion, sagte der Ministerpräsident mit Blick auf den Beschluss der bayerischen Staatsregierung, Behördenräume mit einem Kruzifix ausstatten zu lassen. Für ihn als Christ sei das Kreuz kein kulturelles Symbol, sondern ein Symbol seines Glaubens. Das bedeute nicht, dass Kreuze nichts in der Öffentlichkeit zu suchen hätten, ergänzte Junkermann. Als Beispiel nannte sie die 193 weißen Holzkreuze, die stellvertretend für die 193 Opfer rechter Gewalt in Deutschland seit der Wiedervereinigung am vergangenen Wochenende als Zeichen des Protestes in der Nähe des Rechtsrockkonzertes im südthüringischen Themar aufgestellt wurden.

Einhellig sprachen sich Bischöfe und Landesregierung gegen die von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) geplanten Anker-Zentren aus. Hier wolle man weiter den "Thüringer Weg" mit einer Erfassung der Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Suhl und einer anschließenden Unterbringung in den Kommunen gehen, sagte Ramelow. Anker-Zentren widersprächen dem Integrationsgedanken, fügte Bischöfin Junkermann hinzu. Gerade für Kinder seien Anker-Zentren keine geeigneten Orte.

Der Ministerpräsident begrüßte zudem die Überlegungen für einen konfessionsübergreifenden Religionsunterricht. So eine Idee hätte vor 15 Jahren noch zu gehörigen Friktionen zwischen den Amtskirchen geführt, war sich Ramelow sicher. Als weitere Themen des Treffens benannte er zudem Fragen der Inklusion und des Klimaschutzes.


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