18.01.2021
Magdeburg erinnert an Zerstörung der Stadt
Magdeburg (epd). In Magdeburg ist am Samstag an die Zerstörung der Stadt während des Zweiten Weltkrieges vor 76 Jahren erinnert worden.
Am Nachmittag veranstaltete das zivilgesellschaftliche Bündnis gegen Rechts eine Mahnwache am Mahnmal für die zerstörte Synagoge der Stadt. Damit sollte den Angaben zufolge auch gegen den Aufzug von Rechtsextremen ein Zeichen gesetzt werden.
"Wir gedenken der Opfer von Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus in der NS-Zeit", hatte das Bündnis zuvor erklärt. Weiter hieß es: "Wir gedenken der Opfer des Holocaust und des deutschen Vernichtungskrieges. Wir erinnern an das tagtägliche Leid und die Verunsicherung von Menschen durch Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Diskriminierung."
Ein stilles Gedenken mit Kranzniederlegung auf dem Westfriedhof veranstalteten am Samstag zudem Vertreter der Stadt und von verschiedenen Parteien. Insgesamt gab es in Magdeburg anlässlich des Gedenktages 29 Kundgebungen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Dazu zählte auch ein "Trauermarsch" der rechten Szene, an dem sich den Angaben zufolge rund 100 Personen beteiligen. Rund 500 Menschen hätten an Kundgebungen "des linken und bürgerlichen Klientels" teilgenommen. "In Anbetracht der Vielzahl der Veranstaltungen verlief der Einsatz weitestgehend störungsfrei", hieß es. So habe es keine Festnahmen gegeben. Die Polizei war den Angaben zufolge "mit mehreren Hundertschaften" aus sechs Bundesländern im Einsatz.
Wegen der Corona-Pandemie mussten die traditionellen offiziellen Gedenkveranstaltungen der Stadt, zu denen alljährlich auch ein Schweigemarsch gehörte, in diesem Jahr abgesagt werden, erklärte die Stadt Magdeburg. Stattdessen gab es eine Reihe von Online-Aktionen. Am Samstagabend eröffnete Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) via Livestream die digitalen Aktionstage unter dem Motto "Eine Stadt für Alle", die noch bis 27. Januar dauern. Die Magdeburgerinnen und Magdeburger waren online auch zum gemeinsamen Friedenslieder-Singen eingeladen. Das Theater Magdeburg führte sein traditionsreiches Gedenkkonzert "Für eine bessere Welt" ebenfalls online per Stream auf.
Wie jedes Jahr läuteten am Samstagabend um 21.28 Uhr, dem Zeitpunkt des Beginns der Bombardierung, die Glocken vieler Kirchen der Landeshauptstadt. Zuvor wurde den Angaben zufolge im Dom eine ökumenische Abendandacht vom evangelischen Domprediger Jörg Uhle-Wettler und vom katholischen Kathedralpfarrer Daniel Rudloff gestaltet.
Magdeburg war am 16. Januar 1945 wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) in Europa von alliierten Luftangriffen getroffen worden. Dabei wurde die Innenstadt fast vollständig zerstört.
Der Jahrestag der Zerstörung der Stadt war in der Vergangenheit wiederholt von Rechtsextremisten für Aufmärsche genutzt worden. Unter anderem Vertreter von Stadt und Kirche sowie Vereine, Verbände und eine Vielzahl von Initiativen veranstalten an dem Tag traditionell zahlreiche Aktionen für Weltoffenheit und gegen die Vereinnahmung des Jahrestages durch die rechte Szene.
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