01.10.2021
Merseburg feiert 1.000 Jahre Domweihe mit Festprogramm
Merseburg (epd). Der Merseburger Dom St. Johannes und St. Laurentius hat eine neue Glocke.
Sie wurde am Freitag kurz nach dem Start eines Festwochenendes auf den Tag genau 1.000 Jahre nach dem Gotteshaus selbst in der Saalestadt im südlichen Sachsen-Anhalt geweiht. Zu den vielen Gästen des anschließenden ökumenischen Gottesdienstes zählte auch Sachsen-Anhalts-Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).
Ein farbenfroher Festumzug hatte am Nachmittag den Beginn der dreitägigen Feierlichkeiten unter dem Motto „Geweiht für die Ewigkeit“ eingeleitet. Angeführt von Darstellern des Kaiserpaares Heinrich II. (973 oder 978-1024) und Kunigunde setzten sich hunderte historisch kostümierte Teilnehmer vom Marktplatz zum Dom in Bewegung.
Unter ihnen waren auch viele Kinder mit selbstgebastelten goldfarbigen Bischofsmützen zu sehen. Sie erinnerten damit an Bischof Thietmar, der mit seinen Schriften - der umfassendsten Quelle des früheren Merseburger Bistums - als Chronist der ottonischen Herrscher um die erste Jahrtausendwende gilt.
Vor dem Dom wurde dann die neue Glocke geweiht - ein Ereignis, das es in Merseburg zuletzt 1538 gegeben hat. Sie soll das neunteilige Domgeläut vervollständigen, zu dem auch noch zwei Uhrschlag-Glocken zählen. Die Neue wiegt 900 Kilogramm und war im Juni im Sächsischen Metallwerk Freiberg gegossen worden. Der 50.000 Euro teure Guss, den die Friede-Springer-Stiftung finanziell ermöglichte, trägt als Glockenzier auch die Schrift „Friede sei ihr erst Geläute“ - der Schlussvers aus Schillers „Lied von der Glocke“.
Einer jahrhundertealten Tradition folgend, könne die Glocke das ganz Festwochenende für eine symbolische Spende angeschlagen werden, erklärte ein Stadtsprecher.
Der sich der Glockenweihe anschließende Festgottesdienst wurde von Propst Johann Schneider von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und seinem Amtsbruder Gregor Giele von der katholischen Propstei St. Trinitatis Leipzig geleitet. Zusammen mit Gewandhaus- und Domorganist Michael Schönheit musizierten die Merseburger Hofmusik sowie das Collegium Vocale aus Leipzig.
Nach dem Gottesdienst stand eine „Lange Nacht der Kirchen“ auf dem Programm, mit einer Lichtinstallation an der Westseite des Doms.
Am Samstag soll ein Pilgergottesdienst mit den Bischöfen Friedrich Kramer (EKM) und Gerhard Feige (Bistum Magdeburg) folgen. Er ist Abschluss einer Pilgertour entlang eines Abschnitts des Ökumenischen Pilgerweges Görlitz-Vacha. Am Abend will Schönheit unter dem Motto „Klänge aus 1.000 Jahren“ musikalisch durch die Geschichte des Doms führen.
Der Schlusspunkt der Weihefeiern wird am Sonntag mit Händels „Messias“ gesetzt. Zudem können die Originale der in der Regel unter Verschluss gehaltenen „Merseburger Zaubersprüche“ besichtigt werden - vermutlich aus dem 10. Jahrhundert stammende und in althochdeutscher Sprache festgehaltene Formeln zur Befreiung Gefangener und der Linderung von Verrenkungen bei Pferden.
Der Merseburger Dom St. Johannes und St. Laurentius gilt als eine der bedeutendsten Kathedralen Deutschlands. Er war am 1. Oktober 1021 nach sechsjähriger Bauzeit in Anwesenheit des Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde geweiht worden.
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