31.07.2023
Nebelfeucht über die Kirchenbank

Erfurt (epd). Die Georgenkirche in Eisenach zieht aufgrund ihrer historischen Bedeutung und ihrer Kunstwerke jedes Jahr Scharen von Touristen an.

Die Geschichte des Gebäudes ist eng mit der Heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231), dem Reformator Martin Luther (1483-1546) sowie den Komponisten Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Georg Philipp Telemann (1681-1767) verbunden. Jeder Besucher und jede Besucherin tragen jedoch Schmutz in die Hallenkirche aus dem 16 Jahrhundert, der regelmäßig entfernt werden muss. Der Eisenacher Pfarrer Stephan Köhler, sagt, er sei „sehr dankbar, dass das ehrenamtliche Team um den hauptamtlichen Küster gute Arbeit leiste: “Sie haben jeweils im Blick, was gerade nötig ist."

Die Reinigung von Kirchen mit hohen Decken, teils Jahrhunderte alten Gemälden, Altären und ebenso empfindlichen Orgeln erschwert die Reinigung. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zählt knapp 3.900 Kirchen und Hunderte Freiwillige, die die Reinigungsarbeiten regelmäßig übernehmen. Dabei könne viel misslingen, heißt es im Baureferat des Landeskirchenamts. Mit Schrecken erinnert man sich dort an den Einsatz eines Hochdruckreinigers in einem Kirchengebäude. Deshalb wurde bereits 2006 eine Broschüre mit Tipps zum richtigen Reinigen von Kirchen erarbeitet.

Darin heißt es, Fußböden und Bänke in den Kirchen sollten regelmäßig abgefegt, die Bänke und Böden anschließend nebelfeucht abgewischt werden. Höher gelegene Stellen an den Wänden der Kirchen könnten mit einem runden weichen Besen an einer langen Stange erreicht werden. In Eisenach und im Magdeburger Dom kommt etwa ein Teleskopbesen zum Einsatz. Wegen der Staubentwicklung für das Inventar soll demnach in großen Räumen, wo immer möglich, bevorzugt ein Staubsauger verwendet werden.

Die Broschüre warnt überdies vor zu viel Wasser beim Putzen. Das schade den meisten Kirchen. Die oft unbeheizten Gebäude weisen im Inneren eine hohe Luftfeuchtigkeit auf. Großzügig verteiltes Wasser auf dem Fußboden könne zu Mauerfeuchte und Schimmelbildung führen.

Die Kirchenkonservatorin der EKM, Bettina Seyderhelm, warnt auch vor gut gemeinten Reinigungsversuchen bei Kunstwerken. „Eine Reinigung etwa der Altäre oder der Glas- und Wandmalereien muss Fachleuten überlassen bleiben.“ Ein Lappen oder eine Bürste an Altar und Bildern könne leicht Malschichten beschädigen.

Ob aufgrund der Broschüre oder der Sachkenntnis der ehrenamtlichen Helfer: Putz-Schäden in den Kirchen seien selten, heißt es in der EKM. Ein wirkliches Großreinemachen finde oft erst dann statt, wenn etwa Baugerüste für anstehende Ausbesserungsarbeiten in der Kirche aufgestellt würden. Dann würden auch entfernte Ecken erreicht.

Besondere Vorsicht ist bei Orgeln geboten. Der Kantor und Orgelsachverständige aus Eisenberg, Stefan Feig, sagt: „Das macht nur ein Orgelbauer. Zumindest bei allen sanierten Orgeln sollten Wartungsverträge abgeschlossen sein.“ Legidiglich die Klaviatur auf dem Spieltisch dürfe abgewischt werden. Wichtig sei aber auch hier eine regelmäßige Kontrolle der Instrumente, etwa auf Holzwurm und Schimmelbefall. Vor allem letzterer breitet sich laut EKM seit etwa 25 Jahren in den Kirchen aus. Ursachen könnten demnach ein verändertes Innenraumklima infolge dichterer Fenster oder neuer Heizungssysteme, veränderte Nutzungskonzepte oder Staubablagerungen auf dem Instrument sein.

Von Matthias Thüsing (epd)

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