01.11.2018
Ostdeutsche Länder feiern Reformationstag | Tausende bei Gottesdiensten und Marktspektakel in Wittenberg

Wittenberg/Cottbus (epd). Mit Gottesdiensten, Konzerten und Festen ist am Mittwoch in den ostdeutschen Bundesländern der Reformationstag begangen worden. In der Lutherstadt Wittenberg wurde ein großes Reformationsfest mit einem historischen Marktspektakel gefeiert, zu dem bis zu 30.000 Besucher erwartet wurden.

Daneben zählten mehrere Festgottesdienste in der Schlosskirche und in der Stadtkirche zu den Höhepunkten des Feiertages in der Lutherstadt. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz lud Vertreter aus Politik, Kirchen und Gesellschaft zum Reformationsempfang der Kirchenleitung nach Cottbus ein, darunter auch Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD). Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ehrte erstmals in einer Feierstunde Kirchspiele und Gemeinden mit einem Archivpreis.

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte in seiner Predigt in der Wittenberger Schlosskirche, der Reformationstag sei ein Tag der Freiheit. Das sei auch das Grundgefühl, "das unser verunsichertes Land" so dringend brauche, so der bayerische Landesbischof.

Er warb für eine neue "Welle der Zuversicht" angesichts gesellschaftlicher Unsicherheiten. "Angst zu machen, ist ohne Segen. Wir haben auch heute allen Grund, die Angstmacher und falschen Ablassprediger zu stellen: Niemand wird dadurch befreit, dass er andere ausgrenzt", betonte der EKD-Ratsvorsitzende. "Nichts wird heiler dadurch, dass man einseitig die Schuld anderen Religionen gibt oder dass man das Schwarze vom Himmel erfindet und Gott zu einem abendländischen, nationalen oder sonst wie verengten Gott macht."

Auf den Tag genau nach dem 500. Reformationsjubiläum vor einem Jahr wurde am Mittwoch auch der Luthergarten in Wittenberg vollendet. Kirchen und Einrichtungen unter anderem aus den USA, aus Tansania, dem Irak, der Tschechischen Republik und Italien pflanzten in der Anlage die letzten Bäume. Den letzten Baum, eine kleinkronige Winterlinde, setzten Jugendliche für das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes. Seit 2009 wurden damit insgesamt 500 Bäume von Kirchen und Gemeinden aus aller Welt in Wittenberg gepflanzt. Sie stehen symbolisch für 500 Jahre Reformation. Zu jedem der Wittenberger Bäume existiert auch ein Partnerbaum in den Heimatkirchen.

An die Wittenberger Schlosskirche soll Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 seine 95 kirchenkritischen Thesen angeschlagen haben. Dieses Datum gilt als Beginn der weltweiten Reformation und führte zur Spaltung in evangelische und katholische Kirche. Im vergangenen Jahr wurde das 500. Reformationsjubiläum groß gefeiert, der 31. Oktober war anlässlich dieses Jubiläums 2017 einmalig ein bundesweiter Feiertag.

Der Berliner Bischof Markus Dröge rief am Reformationstag zum Engagement gegen Antisemitismus auf. Für die Abwertung des jüdischen Glaubens und der Juden sei in der Kirche kein Platz, betonte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in seiner Predigt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Theologische Debatten dürften nicht dazu beitragen, Ressentiments gegen das Judentum zu schüren und Antisemiten in die Hände zu spielen. Es sei deshalb auch wichtig, dass sich die evangelische Kirche in der zurückliegenden Reformationsdekade zum 500. Reformationsjubiläum sehr kritisch mit Martin Luthers Antijudaismus auseinandergesetzt habe.

Dröge würdigte zugleich, dass inzwischen auch die Bundesländer Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen den Reformationstag zum Feiertag gemacht haben. Im Norden und Osten Deutschlands gebe es nun nur noch eine Insel, auf der am 31. Oktober gearbeitet werden muss, nämlich Berlin.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ehrte zum Reformationstag das Thüringer Kirchspiel Ichtershausen-Holzhausen und den Kirchengemeindeverband Am Gleisberg Beutnitz mit einem erstmals vergebenen Archivpreis. Beide Einrichtungen hätten sich um das kirchliche Archivwesen verdient gemacht.

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