16.12.2024
Quedlinburg feiert 30 Jahre Welterbe-Titel

Quedlinburg (epd). Die kleine Harzstadt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt kommt in diesem Jahr aus dem Feiern nicht mehr heraus. 

Und dabei steht der Höhepunkt erst noch bevor: Am 17. Dezember ist es auf den Tag genau 30 Jahre her, dass die Stadt wegen ihrer einmaligen historischen Altstadt den Weltkulturerbe-Titel der Unesco tragen darf.

Vorausgegangen war der Verleihung ein regelrechter Krimi um den legendären Domschatz, der ein Jahr zuvor größtenteils in die Stiftskirche zurückgekehrt war. Ein US-Soldat hatte zum Kriegsende 1945 zwölf Teile des wertvollen Schatzes mitgenommen. Zehn von ihnen fanden 1993 den Weg zurück nach Quedlinburg.

Der Historiker und Jurist Willi Korte hatte sich kurz nach der Wiedervereinigung sozusagen als Detektiv betätigt und die kostbaren Exponate in den USA aufgespürt. Die Kulturstiftung der Länder, die Stadt Quedlinburg und die örtliche Kirchengemeinde hatten ihn dabei unterstützt.

„Dass der Domschatz vor 31 Jahren wiederkam, hat sicherlich die Entscheidung für das Welterbe begünstigt“, sagte der Kurator und Leiter des Domschatzes, Elmar Egner, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Damals habe die Weltöffentlichkeit wegen der Rückkehr des Domschatzes auf die Stadt geblickt. Die Stadt habe den Titel aber aufgrund der vielen architektonischen Höhepunkte ohnehin verdient, ist er überzeugt.

Am 17. Dezember 1994 verkündete das Welterbekomitee der Unesco in Paris seine Entscheidung. Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg seien ein außergewöhnliches Beispiel für eine europäische mittelalterliche Stadt, heißt es in der Begründung. Hiervon zeugten über 1.300 gut erhaltene Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten.

Genau 30 Jahre später wird in Quedlinburg wieder gefeiert. Am 17. Dezember lädt die Stadt zu einem großen Bürgerfest ein - und feiert sich damit auch ein Stück weit selbst. Denn das Fest soll die Sanierungsleistung der Bürger in den Blick nehmen, die das Antlitz der Altstadt in den vergangenen 30 Jahren geprägt hätten, heißt es in der Ankündigung der Stadt.

Für Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) ist das Jubiläum auch ein Erfolg der eindrucksvollen Sanierungsleistung der vielen Denkmaleigentümer. „Wir wollen die enorme Bürgerleistung würdigen, die Erfolge der vergangenen 30 Jahre wären ohne sie nicht möglich gewesen“, betonte Ruch. Gleichzeitig werde den Fördermittelgebern und Partnern für die Unterstützung gedankt, darunter die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.

Etwa 80 Prozent des Welterbes sind laut Ruch saniert. In den vergangenen 30 Jahren seien insgesamt etwa 500 Millionen Euro investiert worden, Geld aus Förderprogrammen, Spenden und von Privatleuten.

Noch einen Jahrestag konnte die Kleinstadt im Harz in diesem Jahr feiern, nämlich den Geburtstag ihres wohl berühmtesten Sohnes. Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock wurde vor 300 Jahren, am 2. Juli 1724, in Quedlinburg geboren. Und ein drittes Jubiläum kam hinzu: Die über 800 Jahre alte St. Blasii-Kirche wird seit 30 Jahren als Kulturstätte genutzt. „30-300-30“ - unter diesem Motto bewirbt die Welterbestadt daher die Feierlichkeiten.

Auch die Stiftskirche St. Servatii sowie das Schlossmuseum werden am 17. Dezember ihre Türen öffnen - und den Bauzaun, den das Gotteshaus, das den Domschatz beherbergt, seit 2020 umgibt. Die Kirche und das angrenzende Museum werden seitdem saniert. Eigentlich sollten die Bauten bereits im vergangenen Jahr wieder in neuem, altem Glanz erstrahlen. Doch unter anderem wegen pandemiebedingter Verzögerungen ist der Stiftsberg nahe der Innenstadt weiterhin eine Baustelle.

Man sehe aber die Fortschritte, betonte Egner. Die Eröffnung der renovierten Räume und der neuen Dauerausstellung seien für Ende 2025 geplant. Wegen der Bauarbeiten sei die Stiftskirche in das Jubiläumsjahr kaum eingebunden gewesen. Am 17. Dezember sei es aber möglich, einige Räume zu besichtigen und in künftige Ausstellungsbereiche hineinzuschnuppern.

Von Oliver Gierens (epd)

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