28.02.2020
Sächsische Landessynode wählt neue Bischöfin oder neuen Bischof

Dresden (epd). Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens tritt vom 28. Februar bis 1. März zu einer Sondertagung zusammen. Vier Monate nach dem Rücktritt von Landesbischof Carsten Rentzing (52) wählt das Kirchenparlament eine neue Bischöfin oder einen neuen Bischof, wie die Landeskirche am Freitag in Dresden mitteilte.

Um das höchste geistliche Amt bewerben sich die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46), Oberlandeskirchenrat Tobias Bilz (55) und der Meißener Superintendent Andreas Beuchel (56).

Gewählt wird in geheimer Abstimmung. In den ersten beiden Wahlgängen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. Danach reichen für einen Wahlsieg mehr als die Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen. Zwischen den einzelnen Wahlgängen ist laut Kirchengesetz eine Pause von mindestens drei Stunden erforderlich. Das Bischofsamt ist jeweils auf zwölf Jahre beschränkt.

Rentzing war zum 31. Oktober aus dem Amt geschieden, nachdem antidemokratische Texte aus seiner Studienzeit öffentlich bekanntgeworden waren. Bischofskandidat Beuchel wurde von Synodalen vorgeschlagen, die beiden anderen Bewerber von der Kirchenleitung.

Am Freitagabend werden sich die drei Kandidierenden zunächst den insgesamt 80 Synodalen vorstellen. Die Wahl ist für den 29. Februar vorgesehen und wird - wenn weitere Wahlgänge nötig sind - am 1. März fortgesetzt.

Bilz kandidierte bereits 2015 bei der Bischofswahl in Sachsen und unterlag Rentzing nur knapp. Weyer war 2019 bei der Bischofswahl in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) angetreten und verlor gegen Amtsinhaber Friedrich Kramer.

Spitzenbesetzung gefragt: Sächsische Landessynode tritt zur Bischofswahl zusammen

Von Katharina Rögner (epd)

Dresden (epd). Eine Landeskirche bemüht sich um Normalität: Nach den Schlagzeilen zum Rücktritt von Landesbischof Carsten Rentzing (52) will die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens positive Signale aussenden. Vom 28. Februar bis 1. März tritt die Landessynode zusammen, um eine neue Bischöfin oder einen neuen Bischof zu wählen.

Drei Personen bewerben sich um das höchste geistliche Amt in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, das auf jeweils zwölf Jahre beschränkt ist. Die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46) und Oberlandeskirchenrat Tobias Bilz (55) wurden von der sächsischen Kirchenleitung vorgeschlagen, der Meißener Superintendent Andreas Beuchel (56) von Synodalen. Laut Geschäftsordnung müssen für eine Nominierung mindestens zehn der insgesamt 80 sächsischen Synodalen einem Vorschlag zustimmen.

Beuchel könnte aber durchaus mehr Unterstützer in den Reihen des Kirchenparlaments haben. Stets war er Gast auf den Tagungen der Synode, hielt immer Kontakt. Wichtig ist ihm, dass sich Kirche auch nach außen öffnet, nicht nur zum Selbstzweck agiert. Als ehemaliger Senderbeauftragter der evangelischen Landeskirchen beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) ist er mit Medien und säkularer Öffentlichkeit gut vertraut.

Aber auch Weyer und Bilz dringen auf Kommunikation - innerhalb und außerhalb der Kirche. "Wir haben eine Stimme", sagt Weyer. Da sollte Kirche auch "nicht leise sein". Bilz findet es "erstaunlich, wie viele Menschen in der säkularen Gesellschaft sich wünschen, dass sich die Kirche zu Wort meldet." Spannungen zwischen verschiedenen Positionen gebe es in der Gesellschaft wie in der Kirche.

Wenn aber Christen "positiv in die Gänge kommen", dann seien sie in der Lage der Gesellschaft zu sagen, wie diese mit den Spannungen umgehen kann. Das unterstreichen auch Weyer und Beuchel.

Zudem betonen alle drei, dass Rechtsextremismus, Antisemitismus und Gewaltbereitschaft nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar seien. Parteipolitisch wollten sie sich nicht einmischen, kündigen sie an. Das sei nicht Aufgabe von Kirche. Allerdings wollten sie sich auf jeden Fall zu gesellschaftspolitischen Themen äußern.

Bilz, der bereits 2015 für das Bischofsamt kandidierte und nur knapp Rentzing unterlag, war Landesjugendpfarrer und hatte als solcher für neuen Schwung gesorgt. Das wünscht er sich jetzt für die gesamte Landeskirche.

Weyer war 2019 bei der Bischofswahl in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) angetreten und verlor gegen Amtsinhaber Friedrich Kramer. Sie wünscht sich vor allem auch, dass Familien in sozialer Not mehr unterstützt werden - auch da habe Kirche einen wichtigen Auftrag.

Weyer und Beuchel begleiten seit Monaten als Leitende jeweils eines Kirchenbezirks die landeskirchliche Strukturreform in ihren Regionen. Bilz leitet im sächsischen Landeskirchenamt das Dezernat für Seelsorge, Gemeindeaufbau, Medien und Kirchliche Werke. Derzeit kümmert er sich um den Umzug der Evangelischen Akademie Meißen nach Dresden.

Das sächsische Bischofsamt ist seit dem 1. November vakant. Am Tag zuvor war Rentzing aus dem Amt geschieden, nachdem antidemokratische Texte aus seiner Studienzeit öffentlich bekanntgeworden waren. Rentzing befindet sich derzeit im sogenannten Wartestand. Welche Aufgabe er in der Landeskirche künftig übernehmen wird, ist offen.

Alle drei Bewerber für das Bischofsamt betonen immer wieder, wie wichtig das Gespräch sei - gerade nach dem umstrittenen Rücktritt des Landesbischofs. Ein "Lagerdenken" wollen sie grundsätzlich überwinden. Das bringe die Kirche nicht weiter.

Dass es sehr verschiedene Glaubens- und Bibelverständnisse innerhalb der sächsischen Landeskirche gibt, das hatte nicht erst der Rentzing-Rücktritt gezeigt. Bereits das Thema Homosexualität einschließlich einer möglichen öffentlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sorgte für heftige Spannungen und teils verletzende Diskussionen. Konservative Christen unter anderem aus dem Erzgebirge votierten gegen eine Öffnung der Kirche in dieser Frage.

Dem Ruf folgen: Plauener Superintendentin Weyer könnte erste sächsische Bischöfin werden

Von Johannes Süßmann (epd)

Plauen (epd). Eigentlich sei sie gerade erst wieder in Plauen gelandet, sagt Ulrike Weyer, und die Anstrengung ist ihr durchaus anzuhören. Dennoch: "Ich stehe im Dienst der Landeskirche und möchte mich bereitfinden für das, wofür sie mich geeignet hält und braucht", betont die 46 Jahre alte Superintendentin des Kirchenbezirks Vogtland. Und sie höre da "durchaus deutlich den Ruf".

Und so stellte sich die Ehefrau eines Theologen und Mutter eines erwachsenen Sohnes kurz nach ihrer Kandidatur für das Bischofsamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erneut einem aufwendigen Bewerbungsverfahren. Wie ihre männlichen Mitbewerber Tobias Bilz und Andreas Beuchel könnte sie nun am nächsten Wochenende an die Spitze der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens gewählt werden.

Ulrike Weyer wurde am 30. April 1973 in Dresden geboren und wuchs auch dort auf. Im Wendejahr 1989 schloss sie die Polytechnische Oberschule ab, ließ sich zur Wirtschaftskauffrau ausbilden. Ihr Elternhaus ist wissenschaftlich-atheistisch geprägt. "Das war mir nicht genug", sagt Weyer. Zur Kirche kommt sie über die Musik, besucht in Dresden häufig Kreuzchor und Kreuzkirche.

Taufen lässt sich Weyer erst mit 18 - und nimmt nur zwei Jahre später ihr Theologie-Studium in Halle und Leipzig auf. Ab 2001 absolviert sie ihr Vikariat bei Pfarrer Christian Führer an der Leipziger Nikolaikirche.

Ihre folgenden Stationen im Pfarrdienst klingen dann ein wenig wie das Anforderungsprofil für das sächsische Bischofsamt: Auf ihrer ersten Stelle im nordsächsischen Kirchspiel Sornzig (Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz) ist Weyer zuständig für sechs Kirchgemeinden und 37 Dörfer. Wo, wenn nicht hier, lässt sich lernen, was gerade Landpfarrer im stark entchristlichten Osten bewegt - noch dazu in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen, von Gemeindefusionen und Strukturanpassungen.

2015 wird Weyer Superintendentin - und muss die Fusion der Kirchenbezirke Plauen und Auerbach zum neuen Bezirk Vogtland stemmen. Dazu kommen politische Herausforderungen: Aus Plauen stammt die Neonazi-Kleinstpartei "Der III. Weg", 2016 entsteht dort zudem eine "Pegida"-ähnliche Bewegung namens "Wir sind Deutschland". Weyer entwickelt gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung die "Plauener Gespräche" - kurze Zeit später ist die Gruppierung wieder verschwunden.

Zur Debatte um Konservatismus und Rechtsextremismus, die sich in der Landeskirche nach dem Rücktritt von Bischof Carsten Rentzing entsponnen hat, hat Weyer wohl auch wegen dieser Erfahrungen eine klare Haltung. "Für mich ist da eine Grenzlinie, wo es antidemokratisch, rassistisch, völkisch, ethnopluralistisch wird", sagt sie: Man müsse aufpassen, dass klassisch konservative Werte nicht von der Neuen Rechten übernommen und umgedeutet würden.

Wertkonservativ, das bedeute für sie Gerechtigkeit, Frieden, Glaube, Hoffnung, erklärt Weyer weiter. Zu parteipolitischen Fragen wolle sie sich indes - ähnlich wie ihre Mitbewerber - eher nicht äußern. Nur so viel: Man dürfe die Wähler der AfD "nicht alle in einen Topf werfen".

Beim Thema öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare - bei der Bischofswahl 2015 die große Kontroverse - hält Weyer die in Sachsen bestehende Linie, wonach jeder Pfarrer selbst entscheidet, für gelungen. Die Diskussion über die gleichberechtigte Trauung Homosexueller stehe Sachsen indes noch bevor, fügt sie hinzu.

Als größte Aufgaben für den neuen Bischof oder die Bischöfin sieht Weyer die enge, geistliche Begleitung der Strukturreformen - und die Versöhnung der verschiedenen "Milieus", wie sie es nennt, innerhalb der Landeskirche. Doch auch in die Gesellschaft will Weyer wirken: Mit Werten wie Nächstenliebe und Gerechtigkeit "müssen wir irgendwie nach draußen", betont sie.

Die Kirche habe hier durchaus Potenzial, sagt Weyer und verweist auf den "Runden Tisch für Demokratie, Toleranz und Zivilcourage" in Plauen: Dort sei die Kirche "Träger und Moderator - und da merken wir, dass Kirche als neutrale Instanz gefragt und akzeptiert ist. Dieser Aufgabe stellen wir uns."

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Starke Kirche gefragt: Meißener Superintendent Andreas Beuchel bewirbt sich ums Bischofsamt

Von Katharina Rögner (epd)

Meißen (epd). "Mein großes Ziel ist eine offene Kommunikation", sagt Andreas Beuchel. Der 56-jährige evangelisch-lutherische Superintendent im Kirchenbezirk Meißen-Großenhain bewirbt sich um das Bischofsamt in Sachsen. Nach dem Rücktritt von Carsten Rentzing ist es seit dem 1. November vakant. Ende Februar stellen sich nun eine Frau und zwei Männer zur Wahl - außer Beuchel die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46) und der sächsische Oberlandeskirchenrat Tobias Bilz (55). Alle drei sind gebürtige Sachsen.

Der Meißener Superintendent wünscht sich, dass sich die Kirchgemeinden mehr öffnen. "Gemeinde darf nicht zum Selbstzweck werden, sondern sie muss lernen, dass sie Kirche für andere ist", sagt Beuchel. Und fügt hinzu: "Da ist noch viel Fantasie vonnöten und da darf man auch nicht ängstlich sein." Er wolle die Kommunikation innerhalb der Kirche, aber auch nach außen wieder neu in Gang setzen.

Der 56-jährige Theologe hat damit bereits Erfahrungen gemacht. Acht Jahre lang war er Senderbeauftragter der evangelischen Landeskirchen beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und Rundfunkbeauftragter der sächsischen Landeskirche, hat zahlreiche Gottesdienste für das öffentlich-rechtliche Fernsehen und den Hörfunk mitgestaltet und begleitet.

Er ist auch für Überraschungen gut: Als Superintendent besucht er die Gottesdienste in den Gemeinden auch gern mal ohne Voranmeldung, erzählt er. Die Reaktionen seien für ihn immer ein Indikator dafür, wie offen eine Gemeinde ist. Kirche sei kein Verein, sie müsse sich öffnen, sagt Beuchel, der im sächsischen Pirna geboren wurde.

Eine Bischöfin oder ein Bischof sollte sich seiner Ansicht nach nicht nur um die Einheit der Kirche kümmern, sondern er hat auch die "Funktion des Mahnens in die Gesellschaft hinein". Dies sei eine wichtige Aufgabe - und zwar überall dort, wo Grenzen überschritten und Menschen angefeindet würden. "Wir mischen uns ein, nicht parteipolitisch, aber gesellschaftspolitisch", sagt er.

Nach dem Rücktritt des Landesbischofs sieht er - wie auch seine Mitbewerber - einen notwendigen Aufarbeitungsweg. Rentzing hatte sein Amt im Oktober 2019 überraschend zur Verfügung gestellt, nachdem seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung bekanntgeworden war. Zudem wurde öffentlich, dass er als Student demokratiefeindliche Texte für die rechtskonservative Zeitung "Fragmente" geschrieben hatte.

Die Gemeinden und ihre Mitglieder reagierten sehr unterschiedlich auf den Rücktritt. Leipziger Pfarrern, die zuvor in einer Petition eine klare Distanzierung Rentzings "von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien" gefordert hatten, wurde Verrat vorgeworfen.

"An das Thema Polarisierung müssen wir ran, und zwar indem wir Gesprächsforen schaffen", fordert Beuchel. Eine in der Kirche erfolgreich praktizierte Diskussionskultur könnte ihm zufolge vielleicht sogar beispielhaft in die Gesellschaft wirken. Es müsse wieder gelernt werden, aufeinander zu hören. Das Bedürfnis nach Kommunikation sei da. Das spiegelten ihm die Menschen in seinem Kirchenbezirk.

"Ich will keine Kirche, die nur eine Richtung oder nur eine Meinung vertritt. Ich will diese Kirche als eine der Vielfalt, auch der vielfältigen Lebens- und Glaubensentwürfe", sagt Beuchel. Wichtig sei ihm, in einem säkularisierten Umfeld als eine starke Kirche aufzutreten.

Die Frage, ob er ein homosexuelles Paare im Gottesdienst segnen würde, ist dagegen für Beuchel nicht so einfach zu beantworten. Das sei für jeden Pfarrer eine Gewissensentscheidung, die im Einzelfall zu prüfen sei, sagt der verheiratete Theologe. Es könne aber nicht sein, dass ethische Fragen die Kirche grundsätzlich entzweien - trotz unterschiedlicher Bewertung etwa bei den Themen Homosexualität, Wehrdienst oder Organspende. Ihm ist wichtig: "Aus dem Glauben heraus müssen wir diskutieren."

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Positiv in die Gänge kommen: Tobias Bilz bewirbt sich zum zweiten Mal um das Bischofsamt

Von Katharina Rögner (epd)

Dresden (epd). Von sinkenden Gemeindemitgliederzahlen will sich Tobias Bilz nicht entmutigen lassen. Klar weiß der sächsische Oberlandeskirchenrat: "Man kann nicht mal eben Menschen zu Christen machen." Doch für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens wünscht er sich neuen Schwung. Denn, davon ist Bilz überzeugt, "die Bedeutung einer Kirche misst sich nicht an der Anzahl ihrer Mitglieder, sondern an ihrer Wirksamkeit."

Der 55-jährige Theologe ist einer von drei Kandidierenden für das Amt des sächsischen Landesbischofs. Mit ihm treten bei der Wahl Ende Februar die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46) und der Meißener Superintendent Andreas Beuchel (56) an. Seit dem Ausscheiden von Landesbischof Carsten Rentzing am 31. Oktober ist das Amt vakant.

2015 kandidierte Bilz bereits für das höchste geistliche Amt in der Landeskirche. "Beim ersten Mal bin ich ein bisschen leichtfüßiger reingegangen", sagt er. Er habe "schon sehr gründlich überlegt", ob er noch einmal antreten soll. Bei der Wahl vor knapp fünf Jahren unterlag er Rentzing nur knapp.

Dieser hatte das Amt im Herbst 2019 überraschend zur Verfügung gestellt, nachdem seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung bekanntgeworden war. Einen Tag nach seinem Rücktritt wurde öffentlich, dass er als Student für die rechtskonservative Zeitung "Fragmente" geschrieben hatte. Von ihm verfasste Texte stufte das Dresdner Landeskirchenamt als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" ein.

Nach dem Bischofsrücktritt sei entscheidend, dass die Menschen miteinander reden, sagt Bilz. Eine Einordnung in Gruppen oder "Lager", in konservativ oder liberal, sollte seiner Ansicht nach grundsätzlich überwunden werden. Es brauche so etwas wie eine Aufarbeitungszeit.

"Ich stelle mir vor, dass man zu den Menschen hingeht, die in diesem Prozess in eine Frontstellung geraten sind und dass man sich gegenseitig erzählt, wie man den Herbst 2019 erlebt hat", sagt Bilz." Da brauche es die direkte Begegnung.

Im sächsischen Landeskirchenamt ist der Theologe seit 2019 für Seelsorge, Gemeindeaufbau und Medien sowie die Kirchlichen Werke zuständig. Zuvor war der gebürtige Sachse, der gern wandert und liest, Landesjugendpfarrer. Er ist bekannt dafür, dass ihm die Sache stets wichtig ist, er als Person auch mal zurücktreten kann.

Bilz wurde 1964 in Dornreichenbach bei Wurzen geboren. Nach der Schulzeit entschied er sich für eine Ausbildung zum Instandhaltungsmechaniker in einer Werkzeugfabrik in Altenburg. 1983 nahm er ein Theologiestudium in Leipzig auf.

Die Segnung homosexueller Paare in einem Gottesdienst lehnt er nicht grundsätzlich ab. "Jede Sichtweise hat Schutz und Raum - wir müssen es akzeptieren, dass wir hier eine verschiedene Sichtweise auf die Dinge haben", sagt er. In der sächsischen Landeskirche wird die Praxis einer öffentlichen Segnung homosexueller Paare den Pfarrerinnen und Pfarrern selbst überlassen. Sie sollen nach ihrem Gewissen - in Abstimmung mit der Kirchgemeinde - entscheiden.

Bilz gehört seit seiner Studienzeit zur Bruderschaft Liemehna. Das ist ihm zufolge eine geistliche Gemeinschaft von Frauen und Männern, die aus einer Wohngemeinschaft von Theologiestudenten in den 1970er Jahren im Pfarrhaus Liemehna hervorgegangen sei.

Dass sich Kirche zu gesellschaftspolitischen Dingen äußern muss, davon ist er überzeugt. "Es ist erstaunlich, wie viele Menschen in der säkularen Gesellschaft sich wünschen, dass sich die Kirche zu Wort meldet", sagt er. Spannungen zwischen verschiedenen Positionen gebe es in der Gesellschaft wie in der Kirche.

Wenn Christen "positiv in die Gänge kommen", dann seien sie in der Lage der Gesellschaft zu sagen, wie diese mit den Spannungen umgehen kann. Bischofskandidat Bilz findet: "Wir reden von einer individualisierten Gesellschaft, dann passt der lutherische Glaube, wo die Verantwortung des Einzelnen im Mittelpunkt steht, perfekt in unsere Zeit."

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