15.11.2019
Sächsischer Ex-Bischof beklagt sich über respektlosen Umgang | Synode will auf ihrer Tagung in Dresden über Bischofsamt beraten
Dresden (epd). Zum Auftakt der Synodentagung in Dresden ist der zurückgetretene sächsische Landesbischof Carsten Rentzing (52) am Freitag aus seinem Amt verabschiedet worden. In einer Rede nach dem Gottesdienst distanzierte er sich von früheren Texten, beklagte aber auch einen respektlosen Umgang mit seiner Person.
Zu seinen als antidemokratisch eingeschätzten Schriften von vor mehr als 25 Jahren sagte er: "Jeder nationale Geist, der sich selbst überhebt und andere Menschen, andere Nationen, andere Völker und Kulturen verachtet und ablehnt, widerspricht dem Geiste meines Herrn Jesus Christus".
Er habe über die Texte aus seiner Studentenzeit nie erzählt, weil er das Alte als vergangen angesehen habe. So sei der Eindruck entstanden, er habe Weiteres verschweigen wollen. Schon lange sei man auf der "Suche nach einem Angelhaken" in seinem Leben gewesen. "Man hat gesucht und schließlich hat man gefunden", sagte Rentzing. Zugleich räumte er ein, dass seine damaligen, schriftlich dargelegten Gedanken antidemokratisch waren.
Seine eigene Tochter zitierte er mit den Worten, dass es "Rufmord und Verleumdung" gegen ihn gegeben habe. Die Entscheidung zurückzutreten, habe er allein getroffen und sei von niemandem gezwungen worden. Er habe seiner Kirche weitere Diskussionen um seine Person ersparen wollen. Rentzings gut 20-minütige Rede wurde mehrfach von Applaus unterbrochen.
Die Entpflichtung von Rentzing übernahm der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister. In seiner Predigt rief er zu Vergebung und Versöhnung auf. Dafür brauche es Arbeit, guten Willen und Geduld.
Die Synode will sich bei ihren viertägigen Beratungen in Dresden an zwei Abenden mit dem Rücktritt des Bischofs beschäftigen. Es gehe aber "nicht darum über die Geschehnisse zu reflektieren, sondern in die Zukunft zu schauen", sagte Synodalpräsident Otto Guse. Es gelte zudem zu klären, wie die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens sich in Zukunft mit Extremismus auseinandersetzen wolle.
Der Präsident des sächsischen Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, appellierte, die Sprache mal "ein bisschen abzurüsten". Es gelte auch zu diskutieren, "welche Positionen sind konservativ und welche rechtsradikal", sagte Vollbach, der am 11. Oktober, dem Tag des Rücktritts von Rentzing, in sein Amt als Präsident eingeführt worden war. Die Diskussion darüber könne noch nicht zu Ende sein.
Die sächsische Kirchenleitung werde am 24. Januar die Namen der Bischofskandidaten bekanntgeben, kündigte Guse an. Danach kann die Landessynode noch zusätzlich eigene Kandidaten vorschlagen. Die Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers für Rentzing ist für den 1. März terminiert. Zum Umgang mit den Biografien der Bewerber sagte Guse, er könne sich vorstellen, die Bibliografien von Bischofskandidaten zu überprüfen.
Die Landessynode will auf ihrer Tagung zudem den Haushalt für das kommende Jahr verabschieden. Der neue Etat umfasst rund 232,7 Millionen Euro und damit etwa 6,7 Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr. Derzeit gehören zur sächsischen Landeskirche nach eigenen Angaben etwa 677.000 Mitglieder.
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