22.10.2019
Schramm: Täglicher Anstand gegen Antisemitismus besser als Symbolik
Erfurt (epd). Der Aufruf des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, zum sichtbaren Tragen eines Davidsterns findet in Thüringen keinen Zuspruch. Er werde sich dem Aufruf nicht anschießen, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, am Montag in Erfurt dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Joffe hatte nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle in einem Interview als dauerhaftes Zeichen der Solidarität mit den Juden die Aktion "Deutschland trägt Davidstern" vorgeschlagen.
Schramm erinnerte an den Erfolg von "Thüringen trägt Kippa", als im April 2018 Hunderte Menschen in der Landeshauptstadt die Kopfbedeckung der Juden als Zeichen gegen Antisemitismus trugen. Eine Inflation derartiger Aktionen könnte kitschig werden, befürchtete der Landesvorsitzende.
Besser als symbolische Zeichen wäre persönlicher Anstand: "Jeder widerspricht Jedem, der sich antisemitisch verhält", schlug Schramm vor. Das müsste bei Witzen in der Familien- und der Bekanntenrunde genauso geschehen wie bei antisemitischen Klischees, der Boykottbewegung BDS bis hin zur Infragestellung des jüdischen Staates Israel und der Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen", forderte er.
Eine Woche vor den Landtagswahlen kritisierte er die AfD scharf. Deren Spitzenvertreter seien nicht schuldig für Verbrechen wie den Mordanschlag von Halle. "Aber sie stärkten mit ihren Worten den Nährboden für rechte Verbrechen. Ihre Worte machen sie mitschuldig", erklärte Schramm. Niemand könne am Wahlsonntag sagen: "Wir kennen Herrn Höcke und Herrn Dr. Gauland nicht", so der Sozialdemokrat.
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