14.03.2020
Schulschließungen in Mitteldeutschland wegen Corona-Virus
Ab Montag bzw. Dienstag schließen Schulen und Kindertagesstätten in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Sachsen.
Magdeburg (epd). Vor dem Hintergrund der Corona-Epidemie schließt Sachsen-Anhalt ab Montag alle Schulen und Kindertageseinrichtungen. Dies gelte vorerst bis zum Ende der Osterferien bis einschließlich 13. April, erklärte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Freitag in Magdeburg nach einer Sonderkabinettssitzung. Eine Notbetreuung in den Grundschulen, den Horten und Kindertageseinrichtungen werde aber gesichert.
"Die Gesellschaft befindet sich in einer Gesundheitssituation, die es so in der Form nach 1945 noch nicht gegeben hat", sagte Haseloff: "Wir müssen bestimmte Personengruppen schützen und die sozialen Kontakte nach unten fahren." Das öffentliche Leben werde auf ein Minimum reduziert. Dies sei zwar nicht einfach. Die Überwindung der Krise sei jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Für Notsituationen werde es unterrichtliche Angebote geben, aber keinen regulären Unterricht, teilte Bildungsminister Marco Tullner (CDU) mit. Es werde alles dafür getan, dass Schülerinnen und Schülern kein Nachteil durch diese Situation entstehe. "Wir stellen sicher, dass mehrere Szenarien hinsichtlich der Abschlussarbeiten und Zentralabiturprüfungen umgesetzt werden können", betonte Tullner. Es werde Möglichkeiten geben, die Abschlussprüfungen abzulegen.
Die allgemeinversorgenden Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt seien aufgefordert worden, planbare Aufnahmen möglichst auszusetzen, um Aufnahmekapazitäten für Corona-Patienten bereitzuhalten, teilte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) mit. Auch das Freizeitverhalten müsse reduziert werden. Wenn jedoch alle Einrichtungen geschlossen seien und sich dann die Eltern mit 150 Kindern auf dem Spielplatz träfen, seien die Maßnahmen ad absurdum geführt, betonte sie.
Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Sachsen-Anhalt ist weiter gestiegen. Dem Sozialministerium waren am Freitag um 14 Uhr insgesamt 33 Infektionen gemeldet worden. Bisher sei bei den Erkrankten im Alter zwischen 19 und 78 Jahren kein schwerer Verlauf bekannt, teilte Grimm-Benne mit. Alle befänden sich in häuslicher Quarantäne. Bei fast allen Erkrankten handelte es sich um Reiserückkehrer. Insgesamt befinden sich ihren Angaben zufolge derzeit mehr als 1.200 Menschen im Bundesland in Quarantäne.
Thüringen schließt Schulen und Kitas wegen Coronavirus
Erfurt (epd). Thüringen folgt nun doch dem Beispiel anderer Bundesländer und schließt wegen der Coronavirus-Epidemie seine Bildungseinrichtungen. Ab Dienstag blieben Schulen, Berufsschulen, Kitas und Kindergärten bis zum Ende der Osterferien am 19. April geschlossen, teilte das Sozialministerium am Freitag in Erfurt mit.
Die Entscheidung sei in einer Telefonschaltkonferenz der Landesregierung am Mittag gefallen, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Noch am Donnerstagabend hatte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) in einem Schreiben an die Schulen und in einem Elternbrief die Fortsetzung des regulären Unterrichts angekündigt. Diese Entscheidung war von den Oppositionsparteien CDU und FDP ebenso wie von den Koalitionspartnern SPD und Grüne kritisiert worden.
In enger Abstimmung mit dem Bildungsministerium soll nun eine Weisung vorbereitet werden, die über das Landesverwaltungsamt an die Landkreise und kreisfreien Städte gegeben werde, sagte der Sprecher des Sozialministeriums. Mit der Schließung erst am Dienstag soll den Eltern die Möglichkeit eröffnet werden, sich um kurzfristige Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu kümmern. "Für alle Mütter und Väter, die für das öffentliche Gemeinwesen besonders wichtige Aufgaben erfüllen, muss diese Maßnahme so organisiert werden, dass sie ihrer Tätigkeit uneingeschränkt nachgehen können", betonte Sozialministerin Heike Werner (Linke).
Zudem habe das Kabinett entschieden, die Auflagen für öffentliche Veranstaltungen zu verschärfen, hieß es. Bei jeder Zusammenkunft von Menschen sollte abgewogen werden, ob sie wirklich notwendig sei.
Sachsen will nun auch Schulen schließen
Dresden (epd). Sachsen stellt den Schulbetrieb im Freistaat wegen des Coronavirus vorerst ein. Dies solle in einem zweistufigen Verfahren erfolgen, teilte das sächsische Kultusministerium am Freitag in Dresden mit. Der Plan sehe vor, dass ab Montag alle Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen oder anderweitig eine Betreuung absichern können, ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken. Es bestehe dann keine Schulpflicht. Unterricht werde nicht erteilt.
Die Anordnung gelte bis auf weiteres, hieß es. Die Schulen bleiben jedoch laut Kultusministerium geöffnet. Das Lehrpersonal sei anwesend, um die Betreuung für alle Schülerinnen und Schüler sicherzustellen. Eine Entscheidung, ab wann Schulen und Kindertagesstätten komplett bis zum 17. April geschlossen werden, werde im Laufe der kommenden Woche getroffen.
Die Maßnahme werde ergriffen, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, hieß es. Eine Betreuung für alle Kinder, deren Eltern kein alternatives Betreuungsangebot haben, werde abgesichert. Die Prüfungen an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen seien nach derzeitigem Stand nicht in Gefahr. Die ersten Prüfungen beginnen am 22. April.
Wegen des Coronavirus hatten bereits mehrere Bundesländer eine flächedeckende Schulschließung angeordnet, darunter Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Bayern.
Brandenburg schließt Schulen und Kitas wegen Coronakrise
Potsdam (epd). Wegen der Coronavirus-Epidemie schließt auch Brandenburg die Kitas und Schulen im Bundesland. Ab kommendem Mittwoch werde es an den Bildungseinrichtungen vorerst keinen Unterricht und keine Betreuung mehr geben, teilte die Staatskanzlei am Freitag in Potsdam nach einer Sondersitzung der Landesregierung zur Coronakrise mit. Ziel sei die Eindämmung der Epidemie. Die Regelung gelte zunächst bis zum Ende der Osterferien am 19. April.
In den Kommunen soll den Angaben zufolge eine Notbetreuung für Kinder und Schüler bis zur sechsten Klasse organisiert werden. Ziel der Schulschließungen sei in erster Linie die Reduzierung sozialer Kontakte, betonte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD): "Dazu können Schulen und Kitas einen wichtigen Beitrag leisten." Die Lehrkräfte würden die Kinder und Jugendlichen direkt oder digital mit Aufgaben versorgen, hieß es weiter. "Die Abiturprüfungen werden auch in 2020 abgelegt werden können", betonte Ernst.
Für die staatlichen Fachhochschulen und Universitäten wird der Beginn der Präsenzveranstaltungen im Sommersemester den Angaben zufolge auf den 20. April verschoben. Es werde zudem die Absage nicht notwendiger Veranstaltungen empfohlen, hieß es. Beim Innenministerium werde zusätzlich das Koordinierungszentrum aktiviert, das sonst bei Großlagen wie Hochwasser oder Waldbränden zum Einsatz kommt.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief zur Besonnenheit auf. "So bedauerlich dies auch sein mag, bedeutet dies den Verzicht auf Veranstaltungen und manche sozialen Kontakte", betonte Woidke: "Aber meine Bitte: Keine Hamsterkäufe, Ruhe bewahren."
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