08.09.2023
Straßenbahnfahrt erinnert an Lothar Kreyssig
Magdeburg (epd). Mit einer besonderen Straßenbahnfahrt wird am Samstag in Magdeburg an den 125. Geburtstag von Lothar Kreyssig (1898-1986) erinnert, der sich als Richter gegen die NS-Euthanasiemorde gewandt hatte.
Die Tram werde vom Präsidenten des Landeskirchenamtes der mitteldeutschen Kirche, Jan Lemke, als Schaffner angeführt, teilte die Evangelische Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt in Magdeburg mit.
Unter dem Motto „Salon auf der Schiene“ werde die Straßenbahn den Spuren nachgehen, die Kreyssig in Magdeburg hinterlassen habe. Dabei würden die Teilnehmer Orte aufsuchen, an denen er gewirkt habe, und seine Ideen kennenlernen, die er hier und anderswo verfolgt habe, hieß es.
Der Schauspieler Matthias Engel vom Magdeburger „Theater an der Angel“ werde dabei Kreyssig seine Stimme leihen. Die Zeitzeugin Roswitha Hinz werde zudem von ihren persönlichen Begegnungen mit Kreyssig erzählen.
Lothar Kreyssig hat sich den Angaben zufolge in der Zeit des Nationalsozialismus als vermutlich einziger deutscher Richter gegen die Euthanasieverbrechen an Behinderten und Kranken gewandt, von denen er durch seine Tätigkeit als Vormundschaftsrichter erfahren habe. Er stellte 1940 Strafanzeige wegen Mordes gegen Reichsleiter Philipp Bouhler und verlor daraufhin sein Amt. Zeitweise sei er mit der Deportation in ein Konzentrationslager bedroht gewesen.
Nach dem Krieg engagierte sich der evangelische Christ unter anderem als Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen. Kreyssig war zudem einer der Gründer der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste.
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