22.05.2020
Superintendentin Marwede weist Lieberknecht-Kritik zurück | Senior Rein lobt Kreativität der Gemeinden

Erfurt (epd). Nach Bischof Friedrich Kramer hat auch die Leitende Geistliche des Evangelischen Kirchenkreises Meiningen, Beate Marwede, die Kritik der früheren Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) am Verhalten der Kirchen in der Corona-Krise "auf Schärfste" zurückgewiesen.

Die Vorwürfe missachteten das engagierte Mühen der Kirche, für die Menschen da zu sein, erklärte die Südthüringer Superintendentin am Mittwoch in Meiningen.

In einer auf der Webseite des Kirchenkreises veröffentlichten Erklärung "Nein Frau Lieberknecht!" zählte sie die vielfältigen Initiativen, Angebote und Projekte allein in ihrer Region auf. Kirchen hätten während des "Shut down" verlässlich geöffnet gehabt und Geistliche wie Ehrenamtliche für seelsorgerliche Gespräche zur Verfügung gestanden. Es habe Video- und Audiobotschaften und Gottesdienste im Netz gegeben und es seien - sofern gewünscht - auch Kranke und Sterbende besucht worden. "Letzteres geschah ohne großes Aufsehen, in seelsorgerlicher Verantwortung", so Marwede. Die Superintendentin zeigte sich davon bewegt, mit wie viel Einsatz, Fantasie und Engagement das Wort Gottes "unter die Leute" gebracht worden sei.

"Die Seelsorger konnten auf die Rückendeckung der Landeskirche setzen", hatte zuvor Kramer erklärt. Auch weiter verlange aber der Gesundheitsschutz, "dass wir die Regeln einhalten", sagte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Lieberknecht hatte in der Tageszeitung "Die Welt" moniert, die Kirche habe in der Corona-Krise Hunderttausende Menschen allein gelassen.

Landesbischof Meister weist Kritik am Verhalten der Kirche zurück

Nach Landesbischof Friedrich Kramer und Meiningens Superintendentin Beate Marwede verwahrte sich am Freitag auch Erfurts Leitender Geistlicher Matthias Rein gegen den Vorwurf der Ex-Ministerpräsidentin, die Kirche habe in der Corona-Krise versagt.

Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wies die Kritik Lieberknechts am Verhalten der Kirche in der Corona-Krise zurück. "Die Kirchen haben weder ihre Arbeit eingestellt noch Menschen alleingelassen, sondern haben in Fürsorge für die Schwächsten notwendige Schutzmaßnahmen ergriffen", sagte Meister am Freitag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dass die Kirche mit Rücksicht auf gefährdete Menschen während des Shutdown zentrale Aufgaben zurückgefahren habe, sei "angemessen und richtig" gewesen, unterstrich er. Meister ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Lieberknecht, selbst ausgebildete Pfarrerin, hatte in der Tageszeitung «Die Welt» moniert, die Kirche habe in der Corona-Krise Hunderttausende von Menschen alleingelassen. Als Beispiel nannte sie Kranke, Einsame, Alte und Sterbende.

Rein betonte, schon bald nach Beginn des Lockdowns hätten die Gemeinden in und um die Landeshauptstadt eine erstaunliche Kreativität entwickelt. Von der Online-Andacht bis zum "automobilen Gottesdienst" auf dem Messegelände sei das Spektrum der Angebote groß gewesen, schreibt Rein auf der Internetseite des Kirchenkreises.

Regelmäßig habe man mit dem Regionalsender "Salve TV" Gottesdienste aufgezeichnet, die im Internet für viele Menschen, auch kirchenferne, abrufbar waren. "Und auch sonst mangelte es nicht an Ideen und Engagement", so Rein.

Er erinnerte daran, dass am Gedenktag der Gewalttat am Erfurter Gutenberg-Gymnasium Ende April zwei Gottesdienste in der Andreasgemeinde stattfanden und die Kirche durchgängig für das Gedenken und die Seelsorge-Betreuung geöffnet gewesen sei. Aktive Seelsorge bleibe die "Muttersprache" des Evangeliums und der Kirche. "Wir tun das Mögliche, um Menschen zu erreichen und zu helfen", betonte Rein.

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