19.10.2023
Theologe: Krieg in Nahost hat rein politische Gründe
Weimar (epd). Für den evangelischen Theologieprofessor Hannes Bezzel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben die terroristischen Verbrechen der palästinensischen Hamas einen rein politischen Hintergrund.
Es gebe keine geistlich-theologische Einordnung des Krieges im Nahen Osten, schreibt Bezzel in einem Beitrag für die in Weimar erscheinende mitteldeutsche Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ (Ausgabe 22. Oktober).
Die historischen Wurzeln des Konflikts reichten in die europäische und vorderasiatische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts zurück. Der Verlauf müsse politisch und völkerrechtlich beobachtet und begleitet werden, schreibt der Professor für Altes Testament. Theologisch sei an diesem Krieg nichts.
Der Hamas gehe es weder um einen gerechten Frieden mit Israel, noch um eine Verbesserung der Situation der Palästinenser. Die Täter wollten möglichst grausam möglichst viele Juden ermorden. Israel seinerseits kämpfe um seine Existenz als jüdischer Staat.
Auch wenn der Krieg nicht theologisch eingeordnet werden könne, bedeute das nicht, dass aus christlich-theologischer Sicht nichts dazu zu sagen wäre, so Bezzel. Er erinnerte an die Lehre des „gerechten Friedens“, die sich auf die Formulierung des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1948 gründet: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“
Es sei daher neben einer moralischen und politischen auch eine theologische Pflicht, schon während der Kämpfe an die Zeit danach zu denken. Jenseits von Trauer und Wut sei nach Zusammenhängen zu fragen, um für alle Bewohnerinnen und Bewohner des Landes eine Zukunft vorstellbar werden zu lassen.
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