04.10.2022
Trotz Energiekrise: Städte wollen Weihnachtsmärkte nicht absagen

Frankfurt a. M. (epd). Trotz Energiekrise kommt eine Absage von Weihnachtsmärkten für deutsche Städte derzeit nicht infrage.

Auch Energiespar-Auflagen, etwa mit Blick auf das Beleuchtungskonzept, sind nicht Teil der Planungen. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter 38 Städten im ganzen Bundesgebiet. Die wirtschaftlichen Folgen einer Absage wären nicht nur für Standbetreiber, sondern auch für die Tourismusbranche „verheerend“, sagte eine Sprecherin der Stadt Lübeck. Viele Städte betonten zudem die soziale Bedeutung der Märkte. In der Bevölkerung gebe es einen hohen „Bedarf an Normalität“, teilte die Stadt Worms mit.

Daher unterstützen einige Städte die Standbetreiber sogar. In Lübeck zahlen Budenbetreiber auch in diesem Jahr nur die Hälfte der sonst üblichen Standgebühr, wie die Stadt mitteilte. Die Regelung sei eingeführt worden, um die Corona-Einschränkungen abzufedern. Hamburg habe sie den Schaustellern des vorweihnachtlichen Volksfestes „Winterdom“ sogar ganz erlassen, sagte eine Sprecherin. Hingegen sehen andere Städte wie Würzburg und Rostock die Verantwortung bei Bund und Ländern. Es sei zunächst Aufgabe der Bundespolitik, Schausteller und Veranstalter notfalls finanziell zu entlasten, teilte die Stadt Würzburg mit.

Zugleich wiesen die Kommunen darauf hin, dass sie derzeit keine Handhabe hätten, privatwirtschaftlich organisierte Märkte abzusagen oder Auflagen zu erlassen. Eine entsprechende Ermächtigungsgrundlage existiere nicht, hieß es in Potsdam. „Sollte sich die Gasmangellage zuspitzen, erwarten wir eine bundeseinheitliche Regelung bezüglich weiterer Einsparmaßnahmen“, sagte eine Sprecherin der Stadt Köln. Indes begrüßte es der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) als „richtig und gut“, dass die Bundesregierung Volksfeste bei der am 1. September in Kraft getretenen Energiesicherungsverordnung ausgenommen hat.

Ohnehin scheint das Einsparpotenzial der Märkte gering. Fast alle Städte verwiesen darauf, dass die Weihnachtsbeleuchtung von Städten und Marktbetreibern längst auf energieeffiziente LED-Technik umgerüstet worden sei. Die Verdunklung der Städte sei schon aus Sicherheitsgründen keine Option, da sie zu einem Anstieg von „Kriminalität, Vermüllung und Vandalismus“ führe, sagte ein Sprecher der Stadt Leipzig. Zudem übersteige der „Energieverbrauch einer vierköpfigen Familie zu Hause mit Heizen, Kochen, Licht“ deutlich den eines Weihnachtsmarktbesuchs in der gleichen Zeit.

Dennoch wollen Städte und Veranstalter vielerorts gemeinsam noch weitere Einsparmöglichkeiten prüfen. Anderswo wurden schon Entscheidungen getroffen. In Kaiserslautern, Potsdam und in Nürnberg soll es keine Eislaufflächen geben. Bayreuth untersagt Heizpilze. Mehrere Städte teilten mit, dass sie die öffentliche Weihnachtsbeleuchtung am Abend früher abschalten wollen. Dortmund etwa reduziert die Beleuchtungszeit von den bisher üblichen 24 Stunden auf die Hälfte.

Magdeburg stellt Weihnachtsmarkt nicht infrage

Magdeburg (epd). Der Magdeburger Weihnachtsmarkt soll nicht an den gestiegenen Energiekosten scheitern. Die städtische Weihnachtsmarkt GmbH pflege bereits seit Jahren einen sensiblen Umgang mit allen Ressourcen, erklärte die Stadtverwaltung auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). So hätten vor allem durch die schrittweise Umstellung auf LED-Lichttechnik bis 2019 knapp 40.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr eingespart werden können.

Eine Absage des Weihnachtsmarktes halte die Stadtverwaltung nach aktuellem Stand für nicht denkbar. Der Strombezug und die entsprechenden Preise für den Weihnachtsmarkt seien gesichert. Hinzu komme, dass Weihnachtsmärkte mit ihren Traditionen und ihren Lichtern den Menschen ungeachtet ihres Alters, ihrer Herkunft, Religion und sozialen Prägung eine schöne Gelegenheit zur Begegnung geben würden - und das bei freiem Eintritt.

Auch auf die Beleuchtung solle nicht verzichten werden, da diese deutlich positive Effekte für die Stadt bringe. Zudem bedeute Licht in der dunklen Jahreszeit auch Sicherheit. Bei den Betriebszeiten von Beleuchtungselementen prüfe die Weihnachtsmarkt GmbH aber verschiedene Möglichkeiten für weitere Energieeinsparungen.

Trotz gestiegener Kosten bei allen Logistikpartnern würden auch die Standgelder für den Magdeburger Weihnachtsmarkt seit fünf Jahren konstant gehalten, informierte die Stadtverwaltung weiter. Damit trage der Weihnachtsmarkt nicht zu weiteren Kostensteigerungen bei.

Erfurt will beim Weihnachtsmarkt keine Abstriche machen

Erfurt (epd). Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) hält eine Absage des Erfurter Weihnachtsmarktes aufgrund der drohenden Gasmangellage für undenkbar. Die Menschen bräuchten gerade in diesen Zeiten Momente der Entspannung und der Freude, sagte das Stadtoberhaupt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Derzeit liefen die Planungen für das jährliche Tourismus-Highlight normal weiter. Dazu gehörten auch Abstimmungen zu möglichen Energieeinsparungen.

Zugleich schloss Bausewein aus, auf den traditionellen Lichterschmuck des Weihnachtsmarktes und der Erfurter Innenstadt zu verzichten. Es gebe für Erfurt andere Möglichkeiten der Energieeinsparung. Die Beleuchtung gebe dem Markt sein unverwechselbares Flair. Lichter würden in der dunkelsten Zeit des Jahres seit jeher eine wichtige Rolle spielen und natürlich stärke Licht auch das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger. „Die Beleuchtung kostet uns insgesamt rund 5.000 Euro. Das ist viel Geld, aber das steht in keinem Verhältnis zu dem, was die Menschen vermissen würden, wenn alles duster ist“, sagte Bausewein.

Finanzielle Unterstützung in Form von Energiehilfen für Markthändler schloss Bausewein aus. Ausgaben für Energie seien Teil der Kalkulation für die angebotenen Waren und Schaugeschäfte auf dem Markt. Zudem belege das ebenfalls wieder große Händlerinteresse in diesem Jahr, dass solche Subventionen weder notwendig seien, noch von den Händlern nachgefragt würden.

Der Erfurter Weihnachtsmarkt gilt als einer der größten seiner Art in Deutschland. Jährlich besuchen ihn über zwei Millionen Gäste.

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