13.06.2024
Uraufführung von Reformationsoratorium in Magdeburg

Magdeburg (epd). Zum 500. Jubiläum der Reformation in Magdeburg gibt es am Samstag in der Pauluskirche der Stadt die Uraufführung des Oratoriums „Die Himmelsleiter“.

Komponiert hat das Reformationsoratorium der langjährige Magdeburger Domkantor und Kirchenmusikdirektor Barry Jordan, das Libretto (Text) stammt vom ehemaligen Domprediger Giselher Quast, wie der Evangelische Kirchenkreis Magdeburg mitteilte. Ausführende sind der Magdeburger Kantatenchor und die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Tobias Börngen.

Anlass für die Komposition ist der Besuch des Reformators Martin Luther (1483-1546) vor fast genau 500 Jahren in Magdeburg. Am 26. Juni 1524 hielt Luther seine berühmte Predigt in der Magdeburger Johanniskirche. Sie gilt als Durchbruch für die Reformation in der Stadt. Die Menschen sollen damals Leitern vor die Fenster des überfüllten Gotteshauses gestellt haben, um von Luthers Worten etwas mitzubekommen. Sieben Jahre zuvor hatte Luther mit seinen 95 Thesen die Abkehr vom römisch-katholischen Glauben eingeleitet.

Nach Angaben des Magdeburger Superintendenten Stephan Hoenen ist die Komposition ganz auf die historischen Ereignisse in der Stadt zugeschnitten. Magdeburg gehörte damals zu den großen europäischen Metropolen. Ob das Reformationsoratorium nach seiner Uraufführung noch einmal zu hören sein wird, ist bislang offen. Weitere Aufführungen sind laut Hoenen zunächst nicht geplant.


Ein musikalisches Hoch auf die Reformation

Von Oliver Gierens (epd)

Magdeburg (epd). Vor fast genau 500 Jahren, am 26. Juni 1524, hielt der Reformator Martin Luther (1483-1546) seine berühmte Predigt in der Magdeburger Johanniskirche. Sie gilt als Durchbruch für die Reformation in der Stadt. Die Menschen sollen damals Leitern vor die Fenster des überfüllten Gotteshauses gestellt haben, um von Luthers Worten noch etwas mitzubekommen. Sieben Jahre zuvor hatte Luther mit seinen 95 Thesen die Abkehr vom römisch-katholischen Glauben eingeleitet.

An das Ereignis erinnert am Samstag das Oratorium „Die Himmelsleiter“, das in der Magdeburger Pauluskirche vom Magdeburger Kantatenchor und der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck uraufgeführt wird. Die Leitung hat Kirchenmusikdirektor Tobias Börngen, der auch die Idee zu dem 75 Minuten langen Stück hatte.

Das Reformationsoratorium, eigens für das 500. Jubiläum in Magdeburg geschrieben, ist ein Stück mit reichlich Lokalkolorit. Komponiert hat es der langjährige Magdeburger Domkantor und Kirchenmusikdirektor Barry Jordan, das Libretto stammt vom ehemaligen Domprediger Giselher Quast. „Die Idee ist, dass wir das, was uns im Magdeburger Reformationsjahr bewegt, musikalisch schön umsetzen“, sagt der Superintendent des Kirchenkreises Magdeburg, Stephan Hoenen, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Komposition sei ganz auf die historischen Ereignisse in der Stadt zugeschnitten, die damals zu den großen europäischen Metropolen gehörte.

Dabei sei das musikalische Werk mehr als eine Erinnerung an Vergangenes, sondern spannt einen Bogen bis in die Gegenwart, erläutert der frühere Domprediger Giselher Quast. Es beginnt mit der Episode der Luther-Predigt in der Johanniskirche. „Das war der Anlass für den Titel 'Himmelsleiter', die schon im Alten Testament eine Rolle spielt“, erläutert Quast. Jakob sehe dort die Himmelsleiter als Verbindung zwischen Mensch und Gott. „Ich denke, auch die Reformation sollte eine neue Verbindung zwischen Gott und Mensch herstellen“, betont Quast.

Auch der Schluss des Librettos sei ihm gleich vor Augen gewesen. Quast war 17 Jahre alt, als Werner Krusche 1968 im Dom als neuer Bischof der damaligen Kirchenprovinz Sachsen eingeführt wurde. „Damals schwappte die Welle der Studentenproteste auch ganz zart in den Osten herüber“, erinnert sich Quast. Studenten der Theologischen Fakultät in Halle hätten an diesem Tag vor dem Dom ein Transparent mit der Aufschrift „Die Reformation geht doch weiter, Herr Bischof“ enthüllt.

Zwischen diesen beiden Bezügen habe er zwei weitere Themen gesetzt: Zum einen die Auseinandersetzungen in Magdeburg um die Einführung der Reformation nach Luthers Auftritt und die Zerstörung der Stadt am 10. Mai 1631 im Dreißigjährigen Krieg, einem Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten. Es war die schlimmste Zerstörung, die die Stadt je erlebt hat.

Für Barry Jordan, seit Ende vergangenen Jahres eigentlich im Ruhestand, ist der Text kein Oratorium im klassischen Sinne, eher eine tiefgreifende theologische Betrachtung. „Ich habe versucht, das Werk zugänglich zu machen“, sagt Jordan. Es sei durchaus als ernste Musik geschrieben, aber mit modernen Anklängen. „Es ist ein bischen wie Strawinsky, streckenweise auch mit frischen Elementen.“

Ob das Reformationsoratorium nach der Uraufführung nochmals erklingen wird, ist allerdings fraglich. Weitere Aufführungen seien erstmal nicht vorgesehen, sagt Superintendent Hoenen. Damit teilt die Komposition offenbar das Schicksal vieler Werke, die erst später berühmt wurden. „Bach hat seine Kantaten auch immer nur für einen Sonntag komponiert“, meint Hoenen.

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