10.12.2019
Weihnachtspost mit Mehrwert | Seit 50 Jahren kann man mit dem Kauf von Weihnachtsbriefmarken soziale Projekte unterstützen

Frankfurt a.M. (epd). Der schlafende Josef, die segnende Maria, dazu das Jesuskind in der Krippe nebst Ochs und Esel: Im Jubiläumsjahr ist das Motiv der Weihnachtsmarke klassisch, ein Ausschnitt eines Fensters der Kathedrale Notre-Dame in Chartres. Die speziellen Wohlfahrtsmarken im Advent gibt es seit 50 Jahren.

Zusätzlich zum regulären Portowert zahlt man für sie einen Zuschlag von derzeit 40 Cent, der sozialen Projekten zugutekommt.

Fünf Pfennige Zuschlag für die erste Wohlfahrtsbriefmarke

Eine Zinnfigur Jesu in der Krippe vor ockergelbem Hintergrund zierte 1969 die erste Weihnachtsbriefmarke, damals herausgegeben von der Deutschen Bundespost. Ihr Wert betrug zehn Pfennige, plus fünf Pfennige Zuschlag. Das gespendete Geld geht an Projekte, die von den Mitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege betrieben werden. Dazu gehören Diakonie, Caritas, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden, Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz und Paritätischer Gesamtverband.

Über die Jahre ist eine große Summe zustande gekommen: „4,3 Milliarden Wohlfahrts- und Weihnachtsmarken wurden seit 1949 verkauft und 690 Millionen Euro erlöst“, sagt Anja Böhme von der Abteilung Wohlfahrtsmarken der Bundesarbeitsgemeinschaft in Köln.

In Frankfurt konnten die Wichern-Pflegedienste von dem Geld einen barrierefreien Garten für Menschen mit Demenzerkrankung eröffnen, Bewohner des Johanniter-Stifts Wuppertal freuten sich über einen neuen Heimbus. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland finanzierte Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche im Max-Willner-Heim im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim. Dass christliche Markenmotive letztlich auch die Arbeit jüdischer Gemeinden in Deutschland unterstützten, sei ein Stück christlich-jüdischer Dialog, erklärt eine Mitarbeiterin.

Die ersten Briefmarken mit Zuschlag für soziale Zwecke wurden bereits 1949 gedruckt. Hinter der Idee stand Kuno Joerger, damals Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands – und Philatelist. „Helft und schenkt Freude, kauft Wohlfahrtsbriefmarken“, so werden die vier ersten bundesweiten Sondermarken an den Schaltern angepriesen. Sie zeigen „Helfer der Menschheit“: Elisabeth von Thüringen, Paracelsus von Hohenheim, Friedrich Fröbel und Johann Hinrich Wichern. 1956 übernahm der Bundespräsident die Schirmherrschaft für die Wohlfahrtsmarken.

Zahl der Briefe und Sammler geht zurück

Allerdings werden heute längst nicht mehr so viele Briefe geschrieben wie in den 50er Jahren. Vor allem die Wohlfahrtsmarken seien ein reines Sammlerprodukt, erklärt Anja Böhme. Aber auch diese Gruppe werde immer kleiner, bemerkt Reinhard Küchler, Geschäftsführer des Bunds Deutscher Philatelisten in Bonn. Rund eine Million Sammler gebe es noch bundesweit.

Und noch etwas anderes kommt hinzu: Petra Rösiger von der Abteilung Wohlfahrtsmarken der Diakonie Deutschland sieht es mit „gemischten Gefühlen“, dass die Deutsche Post AG seit 2013 auch eine Wintermarke ohne Zuschlag verkauft. Mitunter habe die Post das Motiv der Wohlfahrts-Weihnachtsmarke optisch mit ihrer Wintermarke später noch „getoppt“, sagt sie.

Die Post sieht keine Konkurrenzsituation: Zum einen liege der Erstausgabetag der Weihnachtsmarke deutlich früher. Zum anderen unterschieden sich die Marken inhaltlich, erklärt Erwin Nier, Sprecher der Deutsche Post DHL Group: „Während die Wohlfahrtsmarke stets mit einem christlichen Motiv aufwartet, haben die anderen Briefmarken einen eher weltlichen Bezug und sind universal für alle Kunden einsetzbar.“

Zu den Auflagenhöhen der Marken will die Post nichts sagen, nur so viel: „Im letzten Jahr war die Wohlfahrtsmarke weitestgehend ausverkauft“, erklärt Nier.

Wohlfahrtsmarken werden auch von 200 bis 300 Ehrenamtlichen verkauft

Eine Besonderheit der Wohlfahrtsmarken ist, dass sie nicht nur an den normalen Postverkaufstellen, sondern auch von den Einrichtungen der Wohlfahrtspflege oder von Ehrenamtlichen in ihrem Umfeld verkauft werden können. Welches soziale Projekt mit den Erlösen gefördert werden soll, entscheiden diese dann selbst.

Einer der rund 200 bis 300 ehrenamtlichen Verkäufer ist Hans-Joachim Teichert. Er arbeitete in den 70er Jahren im oberpfälzischen Kamenz gegenüber einer Behindertenschule. „Denen könntest du doch etwas Gutes tun“, habe er gedacht, erzählt der 75-Jährige. Im ersten Jahr habe er stolz 126 D-Mark Erlös herübergebracht zur Schule. Heute verkauft zusammen mit seiner Frau pro Jahr rund 3.000 Marken.

Statt Bargeld zu überreichen, kauft Teichert lieber seit 38 Jahren fränkische Bratwürste für das Grillfest eines Altenheims des Deutschen Roten Kreuzes. Einmal wurde ein spezielles Kettcar für die Behindertenschule finanziert. Und ein Schokoladenpäckchen für jedes Kind dort sei auch immer drin, sagt Teichert. Trotz einer Darmoperation und einem Herzinfarkt will er weitermachen. „Seit drei, vier Jahren will ich aufhören, aber dann guck' ich immer wieder in diese strahlenden Augen.“

Florian Riesterer (epd)

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