11.03.2019
Woche der Brüderlichkeit eröffnet | Steinmeier: Deutliches Signal gegen Antisemitismus setzen

Nürnberg (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Antisemitismus als einen Angriff auf die gesamte Gesellschaft bezeichnet. In seiner Rede bei der bundesweiten Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" am Sonntag in Nürnberg sagte Steinmeier, es beschäme ihn zutiefst, dass Antisemitismus in Deutschland wieder "häufiger und offen seine Fratze" zeige.

Er wünsche sich deshalb ein deutliches Signal, betonte der Bundespräsident: "Wer ein freiheitliches, ein lebenswertes Land will, der muss einstehen und aufstehen gegen Antisemitismus in jeder Form."

Zur Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wird traditionell die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. In diesem Jahr wurden damit die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) aus Berlin und das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) aus Dresden geehrt. Mit der undotierten Auszeichnung würdigt der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit seit 1968 Menschen, Institutionen und Initiativen, die sich für die Verständigung zwischen Christen und Juden einsetzen. Die Medaille erinnert an die jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929).

Steinmeier bezeichnete Antisemitismus in seiner Rede auch als einen Seismographen für den geistigen und moralischen Zustand einer Gesellschaft. "Je offener und unverhohlener Antisemitismus zutage tritt, umso mehr sind Respekt und Vernunft, umso mehr sind unsere demokratischen Werte ganz allgemein in Bedrängnis", sagte der Bundespräsident.

Aus dem Thema der diesjährigen "Woche der Brüderlichkeit", die unter dem Motto "Mensch, wo bist du? - Gemeinsam gegen Judenfeindlichkeit" steht, lasse sich auch die Frage nach der Zivilcourage formulieren, betonte Steinmeier. Der Zivilisationsbruch der Schoah sei "eine Verpflichtung und eine Verantwortung". Das Thema der Aktionswoche sei aktuell wie lange nicht mehr, sagte der Berliner Rabbiner Andreas Nachama. Das Eis sei brüchig, "das den braunen See bedeckt, der vor 80 Jahren Europa bedeckt hat"

Der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veranstaltet die "Woche der Brüderlichkeit" seit 1952 jährlich im März. In vielen deutschen Städten und Kommunen gibt es Veranstaltungen zum Jahresthema. Zur Eröffnung wird in jedem Jahr in eine andere Stadt eingeladen.

epd-Nachrichten und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nur mit Genehmigung der Verkaufsleitung von epd (verkauf@epd.de) gestattet.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar